Digitaler Energiezwilling für nachhaltige Fabrikplanung

Siemens und Mercedes-Benz kooperieren bei Digital Twins

23.04.2024
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Bis 2039 will Mercedes-Benz weltweit seine Produktionsstandorte zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betreiben. Helfen soll dabei ein gemeinsam mit Siemens entwickelter Digital Energy Twin.
Mit Hilfe eines Digital Energy Twins will Mercedes-Benz seine Produktionsstandorte auf erneuerbare Energien umstellen.
Mit Hilfe eines Digital Energy Twins will Mercedes-Benz seine Produktionsstandorte auf erneuerbare Energien umstellen.
Foto: Siemens

Um die Integration von Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Fabrikplanung und -modernisierung zu erleichtern, haben Siemens und Mercedes-Benz im Rahmen einer strategischen Partnerschaft einen Digital Energy Twin entwickelt. Er soll die Planungsphase von Fabriken signifikant verkürzen. Entwickelt und getestet wurde der Digitale Zwilling in der Factory 56 in Sindelfingen.

Digital Energy Twin

Basierend auf Verhaltensmodellen von Gebäuden, technischen Anlagen und Energieerzeugungseinrichtungen verknüpft der Digital Energy Twin Informationen wie Wetterdaten, Lastprofilsimulation, Anlagenauswahl und Dimensionierung. Durch die Simulation eines physischen Energiesystems werden vorgeschlagene Planungsszenarien auf ihren Energieverbrauch hin verifiziert.

Anschließend werden Empfehlungen zur Optimierung der gewünschten Ergebnisse gegeben, einschließlich Energieeffizienz und damit verbundener Kostenersparnis sowie Emissionsreduzierung. Auf diese Weise soll er die Energieplanung in der Frühphase sowohl für neue als auch für bestehende Fabriken verbessern und vereinfachen und so die Planungszeit signifikant reduzieren.

Globaler Einsatz bei Mercedes-Benz

Siemens stellt im Rahmen der Zusammenarbeit Schulungs- und Supportleistungen für den digitalen Energiezwilling bereit und verantwortet die Wartung und Weiterentwicklung. Mercedes-Benz will das skalierbare Tool in seinem gesamten globalen Produktionsnetzwerk einsetzen.

Den Nutzen des Energiezwillings beschreibt Arno van der Merwe, Vizepräsident Produktionsplanung von Mercedes Benz Cars, so: "Der Digital Energy Twin ist unsere Antwort, um erfolgreich energetische Gebäudeprozesse zu visualisieren, zu analysieren und nachhaltig zu optimieren. Durch diesen innovativen Ansatz schöpfen wir die Vorteile aus, um bestehende Fabrikgebäude besser zu verstehen und sie in lebendige Smart Buildings zu verwandeln."

Industrial Copilot und TIA

Der Siemens Industrial Copilot soll ab Sommer 2024 zum Download verfügbar sein.
Der Siemens Industrial Copilot soll ab Sommer 2024 zum Download verfügbar sein.
Foto: Siemens

Siemens selbst wertet den gemeinsam entwickelten Digital Energy Twin zudem als Beleg für das Potenzial der hauseigenen digitalen Business-Plattform Siemens Xcelerator. Zudem kündigte Siemens auf der Hannover Messe an, dass der Siemens Industrial Copilot für TIA Portal (Totally Integrated Automation Portal) ab Sommer 2024 auf dem Siemens Xcelerator Marketplace zum Download verfügbar ist.

Der Siemens Industrial Copilot beinhaltet die Automatisierungs- und Prozesssimulationstechnologie von Siemens' digitaler Business-Plattform Siemens Xcelerator. Laut Siemens ist der Copilot das erste generative KI-Produkt für Engineering im industriellen Umfeld. Dazu ist der Copilot als GenAI-gestützter Assistent konzipiert, der mit dem TIA Portal verbunden ist.

KI schreibt SCL-Code

Automatisierungsingenieure können mit dem Copilot eine grundlegende Visualisierung von Anlagen und Maschinen generieren und schneller Code für speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) entwickeln. Dazu generiert der KI-Assistent automatisch Code in der Structured Control Language (SCL). Das TIA Portal übernimmt dann den Code-Vorschlag direkt vom KI-System, so dass Kopieren und Einfügen nicht erforderlich sind. Der Siemens Industrial Copilot kann zudem den Nutzern SCL-Codeblöcke erklären.