Allrounder erwünscht

17.10.2003 von Jan Schulze
Neue Technologien ermöglichen neue Anwendungen. Bereiche wie Business Intelligence und Security haben sich als unverzichtbare Elemente der IT in Unternehmen etabliert. Hier finden Einsteiger gute Startchancen und interessante Arbeitsfelder - das richtige Wissen vorausgesetzt.

Sinn einer jeden neuen Technologie und aller Konzepte der Informationsverarbeitung ist, konkrete Probleme der Wirtschaft zu lösen. Zwar gab es auch hierbei Hypes, etwa Customer-Relationship-Management (CRM), aber meist wachsen Anwendungsmöglichkeiten langsam in den Firmen, bis sie eines Tages unternehmenskritisch werden. Derzeit sind zwei Themenbereiche aktuell: Business Intelligence (BI) und alles rund um Sicherheit. So prognostiziert das Marktforschungsunternehmen IDC für den weltweiten BI-Markt ein Volumen von 4,5 Milliarden Dollar bis 2007 - ein durchschnittliches Wachstum von über vier Prozent im Jahr.

Es liegt nahe, dass wachsende Märkte auch einen steigenden Bedarf an Fachkräften nach sich ziehen. So sieht auch Guido Spieckermann, Leiter des Competence-Centers IT-Service-Management der Dortmunder Materna GmbH, drei interessante IT-Felder: "Bedarf besteht in den Bereichen Service-Management, Application-Management und besonders bei Business Intelligence."

BI als zentrale Entscheidungshilfe

Hier wird die Entwicklung, die Anwendungen in den Unternehmen durchlaufen, deutlich: Am Anfang seien die "bunten Bildchen", die von BI-Systemen erzeugt werden, noch ein nettes Zusatzmerkmal der IT gewesen. Heute sei Business Intelligence für die Fachabteilungen ein wichtiges Instrument, um dem steigenden Kostendruck zu begegnen. Auch dienen Auswertungen aus der BI verstärkt dem Top-Management als zentrale Entscheidungshilfe.

Business Intelligence nimmt eine wichtige Rolle in den Entscheidungsprozessen der Unternehmen ein. Das wirkt sich auch auf das Profil des idealen Bewerbers aus: "Es geht in erster Linie um kaufmännische Prozesse. Die Implementierung ist nur ein kleiner Teil eines Projekts", beschreibt Spieckermann die Situation. Kaufmännisches Wissen ist für einen Bewerber somit eine wichtige Voraussetzung, um im BI-Bereich Fuß zu fassen. "Die Bewerber müssen verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert." Wirtschaftsinformatiker sind für Spieckermann ideale Bewerber, aber auch Absolventen, die im Nebenfach Betriebswirtschaft studiert haben, sind gern gesehen.

Seriöses Auftreten ist Pflicht

"In BI-Projekten ist immer eine sehr gründliche Kundenberatung notwendig. Die Soft Skills sind extrem wichtig, da man immer mit unternehmenskritischen Daten des Kunden arbeitet", erweitert Spieckermann das Anforderungsprofil. Ohne kommunikative Fähigkeiten und seriöses Auftreten geht nichts. Deswegen verwendet Materna auch einige Energie darauf, Einsteigern diese Fertigkeiten zu vermitteln. Rund zwei Jahre dauere es, bis ein Berufsanfänger allein zum Kunden geschickt werden könne.

Jochen Bauer: "In der Security-Branche ist auf jeden Fall Bedarf an guten Mitarbeitern."

Da bei Business Intelligence immer alle Systeme eines Kunden in ihrer Gesamtheit betrachtet werden müssen, wünscht sich Spiekermann Generalisten mit der Fähigkeit, analytisch zu denken: "Die Technologien werden sich ändern, doch die Grundprinzipien bleiben." Sein Traumkandidat hat zudem ein gehöriges Maß an Neugier und Engagement über den Semesterstundenplan hinaus gezeigt. Das Prädikat "perfekte Voraussetzungen" bekommt, wer vor der Informatikausbildung eine kaufmännische Lehre abgeschlossen hat.

Nicht viel anders stellt sich die Anforderung für Security-Spezialisten dar. Obwohl die IT-Sicherheit immer ein potenzieller Einsparkandidat in den Unternehmen ist, sieht Jochen Bauer, Geschäftsführer der Inside Security GmbH in Stuttgart, die Chancen für Informatiker hier sehr gut: "Die Unternehmen investieren zwar ungern in diesem Bereich, aber sie tun es." Zudem würden Sicherheitsdienstleister nicht mit Bewerbungen überschwemmt.

"Die Ergebnisse der Arbeit fallen nur auf, wenn etwas schief geht", spekuliert Bauer. Von Einsteigern erwartet Bauer keine Spezialisierung. Das notwendige Fachwissen könne auch intern gut vermittelt werden. Kenntnisse in neuen Technologien wie Web-Services oder Wireless LAN, die bei den Kunden oft Sicherheitsfragen aufwerfen, sind aus seiner Sicht hilfreich, aber nicht zwingend. Bauer sucht eher Allrounder: "Sicherheit ist immer nur so gut wie das schwächste Glied. Man muss alle Felder der IT verstehen, um hier gut zu arbeiten."

Auch Bauer legt viel Wert auf Soft Skills. Da an Projekten immer mehrere Firmen beteiligt seien, müsse der Sicherheitsfachmann diplomatisch vorgehen und die anderen Kollegen begeistern können. "Der Berater, der die Oracle-Datenbank implementiert, bekommt diese auch ohne Sicherheitsmaßnahmen zum Laufen", sagt er. Da Sicherheit oft als lästiger Anhang in IT-Projekten gesehen werde, könne sich ein Consultant ohne Führungsqualitäten hier nicht durchsetzen. Der ideale Bewerber sollte laut Bauer ein extrem breites IT-Wissen mitbringen, motiviert, neugierig und bereit sein, sich fortlaufend in neue Technologien einzuarbeiten. Er empfiehlt, diese Fähigkeiten in Praktika früh aufzubauen. "In der Security-Branche ist auf jeden Fall Bedarf an guten Mitarbeitern", bekräftigt Bauer. "Aber Sicherheit ist trotz der aktuellen Virenfälle keine Jobmaschine, wie man in den Hype-Jahren dachte."

Business Intelligence "Unter dem Begriff "Business Intelligence" (BI) werden alle IT-Werkzeuge zusammengefasst, die bei der Analyse des unternehmensweit verfügbaren Wissens helfen. Der Begriff und das Konzept wurden 1993 vom Marktforschungsunternehmen Gartner Group geprägt. BI beschreibt die Möglichkeiten, wie auf im Unternehmen gespeicherte Informationen zugegriffen werden kann und welche Analyse- und Reportingmöglichkeiten existieren. Die entsprechenden BI-Lösungen umfassen Systeme für Abfrage und Reporting, mehrdimensionale Analyse und Data Mining. 

Security Obwohl IT-Sicherheit erst in jüngster Zeit ein breites Publikum interessiert, sind Security-Konzepte so alt wie die IT selbst. Im Bereich der Sicherheit muss prinzipiell zwischen Schutz der Daten vor unbefugter Benutzung, Sicherung der Systeme vor unkontrollierten Zugriffen und Sicherung des Netzwerks vor Eindringlingen unterschiedene werden. Neben dem gezielten Einsatz von Werkzeugen wie Virenscanner oder Firewalls umfasst Security auch den Umgang mit Daten und Benutzerrechten, die in der Regel als Richtlinien definiert werden. Investitionen in die Sicherheit zahlen sich im Gegensatz zu anderen IT-Ausgaben nicht direkt aus. Sie sind wie die Kosten für eine Versicherung zu bewerten.