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Android absichern: So geben Sie Angreifern keine Chance

04.11.2017 von Andreas Hitzig
Android-Nutzer sind heute vielfältigen Gefahren ausgesetzt: Vom reinen Datenklau bis hin zum kompletten Kontrollverlust ist alles möglich. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihr Mobilgerät mit kostenlosen Apps optimal schützen.

Android bietet bereits ab Werk einige Sicherheitsmaßnahmen, die allerdings nicht immer aktiv sind. Eine der wichtigsten Funktionen ist die automatische Aktualisierung von Apps. Die Entwickler bringen Ihnen mit den Updates nicht nur neue Funktionen, sondern schließen auch vorhandene Sicherheitslücken. Deswegen sollten Sie das automatische Update unbedingt aktivieren. Sie finden die entsprechende Option in den Einstellungen der „Google Play Store“-App.

Mit diesen kostenlosen Tools sichern Sie Ihr Android-Smartphone ab.
Foto: Andrey Popov - shutterstock.com

Achten Sie darauf, dass die Updates nur über WLAN geladen werden, da der Vorgang sonst Ihr Datenvolumen aufbraucht. Ab Android 8 gibt es in der „Google Play Store“-App zudem die Funktion „Play Protect“, mit der Google selbst Ihre installierten Apps analysiert und das Gerät auf Sicherheitsbedrohungen überprüft. Sie können diese Funktion direkt über die Startseite des Google Play Store aktivieren. Sie stellt eine gute Ergänzung dar; Lösungen von Drittherstellern bieten allerdings eine bessere Erkennungsrate.

Deaktivieren Sie zum Abschluss noch die Installation von Apps unbekannter Herkunft. Damit kommen die Gefahren zumindest nur aus einer Quelle – dem Google Play Store. Prüfen Sie unter „Einstellungen –> Sicherheit“, ob die Option auf Ihrem Smartphone oder Tablet aktiviert ist, und deaktivieren Sie sie gegebenenfalls.


Untersuchung auf schadhafte Apps

Aktivieren Sie die automatischen Updates aller installierten Apps.

Nachdem Sie die Standardmöglichkeiten von Android ausgeschöpft haben, geht es an die Auswahl der richtigen Apps zur Absicherung Ihres Mobilgeräts. Eine sehr gute Lösung ist die kostenlose Variante der Sicherheits-App „ Avira Antivirus Security“. Sie untersucht alle vorhandenen Apps nach Bedrohungen und überprüft darüber hinaus auch neue Apps vor der Installation. Die weiteren Funktionen der App können Sie nachinstallieren. Die kostenlose Anmeldung führen Sie am besten über die Avira-Website durch. Wenn Sie die App zum ersten Mal öffnen, wird ein Scan aller installierten Apps durchgeführt. Dies kann – abhängig von der Anzahl der installierten Apps – einige Minuten dauern. Am Ende zeigt Ihnen die Avira-App an, ob Ihr Endgerät sicher ist oder ob Sie versehentlich eine App mit integriertem Schadcode installiert haben.

Seit Neuestem überprüft Google mit 'Play Protect' alle installierten Apps.

Zusammen mit dem Scan überprüft die Avira-App auch Ihre installierten Apps in puncto Berechtigungen. Das Ergebnis können Sie sich über „Sicherheit –> Privacy Advisor“ genauer anschauen. Dort werden Ihre Apps in drei Risikoklassen aufgeteilt: In der hohen Risikoklasse befindet sich beispielsweise die „Paypal“-App, die auf Ihre Kamera und Bilder zugreifen kann und darüber hinaus Zugriff auf Ihre Standortdaten hat. Ein direkter Handlungsbedarf besteht an dieser Stelle nicht. Sie können der App aber jederzeit die kritischen Rechte über die Android-Einstellungen und „Apps –><Appname> –> Berechtigungen“ entziehen und dadurch den Schutz Ihrer Privatsphäre erhöhen.

Dass eine App, der Sie Berechtigungen entzogen haben, im Anschluss noch vollständig funktioniert, ist aber nicht garantiert. Alternativ dazu können Sie einer App auch direkt innerhalb von „Avira Antivirus“ vertrauen und sie damit automatisch mit dem Status „Sicher“ versehen.

Prüfen Sie eine App mit hohem Risiko kritisch – wenn sie am Ende der Privatsphäre-Bewertung mehr als 50 von 100 Punkten erreicht hat, vergibt Avira eine gute Risikobewertung.

Diebstahlschutz ohne Google

Nach der Installation untersucht 'Aviras Antivirus Security' Ihre installierten Apps.

Wenn Sie Google nicht alle Informationen über Ihren aktuellen Aufenthaltsort preisgeben möchten, bietet Ihnen Avira eine alternative Möglichkeit zum Schutz Ihres Smartphones oder Tablets und zum Tracking im Falle eines Verlusts. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Sie „Avira Antivirus“ mit dem zuvor auf der Website angelegten Konto verknüpfen. Dies geschieht über das Menü der App. Sie sehen anschließend direkt über die Weboberfläche das neu hinzugefügte Endgerät.

Damit Sie das Gerät im Falle eines Diebstahls auch aus der Ferne löschen und sperren können, ist die Aktivierung des Geräteadministrators notwendig. Diesen Vorgang starten Sie direkt über den Punkt „Sicherheit –> Anti-Diebstahl“.

Über die Funktion 'Familienfinder' sehen Sie genau, wo sich das Smartphone befindet.

Die Ortung des Geräts findet über die Weboberfläche und den Punkt „Familienfinder“ statt. An dieser Stelle können Sie sich die aktuelle Position aller registrierten Geräte anzeigen lassen. Auf dem betreffenden Smartphone oder Tablet werden jedoch keine Hinweise auf die Ortung angezeigt.

Avira Antivirus Security überprüft jede installierte App auf unnötige Berechtigungen.

Auf der Weboberfläche stehen Ihnen dagegen zwei Funktionen zur Verfügung: Sie lassen auf dem Gerät einen lauten Ton abspielen. Dies ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn Sie das Gerät im offenen Gelände verloren haben und es nicht direkt sehen oder sich der mögliche Dieb in einer größeren Menschenmenge befindet und Sie ihn identifizieren möchten.

Versuchen Sie am Ende eine gute Risikobewertung für Ihre Privatsphäre zu erreichen.

Hilft dies alles nichts, bleibt Ihnen als zweite Option noch das Sperren des Geräts. Sie können dazu das Gerät mit einer PIN versehen und eine Nachricht sowie eine Telefonnummer auf dem Sperrbildschirm hinterlassen. Vielleicht handelt es sich ja um einen ehrlichen Finder, dem damit der Weg zum Fundbüro erspart bleibt.


Schutz vor ungebetenen Anrufen

Auf der Weboberfläche von Avira können Sie die Verwaltung Ihrer Geräte vornehmen.

Einen weiteren Schutzmechanismus bietet „Avira Antivirus“ bei der Abwehr von ungebetenen Anrufern oder Nachrichten. Diesen finden Sie über das Menü „Sicherheit –> Blockierliste“. Eine vergleichbare Funktion ist seit Android 6 in den Standard übergegangen, jedoch auf vielen älteren Geräten nur über Zusatzsoftware zu erhalten. Sie haben bei der Festlegung von Anrufern, die blockiert werden sollen, verschiedene Auswahlmöglichkeiten: Sie können alle unbekannten Nummern blockieren, alle Anrufe ohne Nummernübertragung oder bestimmte einzelne Nummern. In einem Protokoll sehen Sie anschließend, welche Anrufer am Ende nicht durchgestellt wurden.

Gehackte Plattformen

Als Admin können Sie ein Smartphone oder Tablet aus der Ferne steuern.

Viele Anbieter von Onlinediensten sind in den letzten Jahren gehackt und Benutzerkonten – meist Mailadresse samt Passwort – auf dem Schwarzmarkt verkauft worden. Sobald Ermittlern ein solcher Datenpool in die Hände gefallen ist, wurde dieser einer Datenbank hinzugefügt und öffentlich zugänglich gemacht.

Durch die Eingabe Ihrer Mailadresse können Sie in der Avira-App unter „Sicherheit –> Identity Safeguard“ überprüfen, ob Ihre Mailadresse auch in einem der Datenpools aufgetaucht ist – und in welchem. Wenn dies der Fall sein sollte und Sie seitdem noch nicht Ihr Passwort geändert haben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.

Veränderungen und Zugriffe verhindern

Sehr hilfreich ist auch ein kurzer Blick auf den 'Identity Safeguard' in Avira.

Eine weitere Zusatzfunktion, welche „Avira Antivirus“ über eine separate, ebenfalls kostenlose App namens „ Applock+“ anbietet, ist ein App-Locker. Damit können Sie verschiedene Apps mit einer zusätzlichen PIN vor der Ausführung schützen und so Veränderungen auf direktem Weg verhindern.

Mit der zusätzlichen App 'Applock+' können Sie die Ausführung von Apps durch eine PIN schützen.

Nachdem Sie Ihre Zugriffs-PIN festgelegt haben, sehen Sie alle Apps, die auf Ihrem Endgerät installiert sind. Im Standard hat „Applock+“ bereits den Play Store, das Systemprogramm „Paket Installer“ sowie die Android-Einstellungen. Wenn Sie weitere installierte Programme zusätzlich schützen möchten, etwa Ihren Mailclient oder Ihre präferierte Shoppingplattform, dann stehen Ihnen drei verschiedene Optionen zur Verfügung: eine örtliche Beschränkung, eine zeitliche sowie der Schutz per PIN. Allerdings ist nur Letzterer auch in der kostenlosen Variante der App verfügbar. Wenn Sie anschließend die App öffnen möchten, müssen Sie dazu die zuvor festgelegte PIN eingeben.

Optimaler Schutz beim Surfen

'Safe Browsing' warnt vor verdächtigen Websites.

Für das sichere Surfen im Internet ist in den aktuellen Versionen der gängigen Browser bereits ein Schutzmechanismus integriert und aktiviert. Falls Sie nicht die neueste Version verwenden, führen Sie als Erstes über den Google Play Store ein Update durch. Sie finden die entsprechende Option, die standardmäßig aktiviert sein sollte, beispielsweise im Chrome-Browser unter „Einstellungen –> Datenschutz –> Safe Browsing“.

Auch der Firefox bietet Ihnen verschiedene Warnhinweise an, wenn Sie sich beispielsweise auf einer unsicheren Website oder Anmeldeseite befinden. Diese Funktionen sind über die letzten Versionen des Browsers schrittweise hinzugefügt worden. Deswegen ist es auch an dieser Stelle besonders wichtig, immer die aktuelle Version des Browsers zu verwenden.

Sicherer Zugang im öffentlichen WLAN

Bei 'Opera VPN' können Sie auswählen, wo Sie in der Welt Sie ins Web gehen möchten.

Kostenloses WLAN in Hotels, Restaurants, an Bahnhöfen oder Flughäfen nutzen Anwender gerne, um das eigene Datenvolumen zu schonen. Den wenigsten ist dabei allerdings bewusst, dass alle anderen Nutzer in einem offenen Netzwerk auch ihr Gerät sehen und damit auch belauschen können: Alle unverschlüsselten Daten sind ohne große Mühe direkt rekonstruierbar. Telefongespräche – sofern nicht verschlüsselt – lassen sich leicht belauschen. Dies können Sie jedoch einfach verhindern, wenn Sie Ihren Zugang mittels VPN (Virtual Private Network) absichern. Damit bauen Sie einen direkten Tunnel zwischen sich und dem VPN-Anbieter auf, und Ihr Zugang zum Internet wird dabei verschlüsselt.

Es gibt zahlreiche kommerzielle Anbieter auf dem Markt, aber auch eine Reihe von kostenlosen, die keinen größeren Bandbreiten-Limitierungen unterliegen. Wir haben für Sie den Dienst „ Opera VPN“ des bekannten Browserherstellers ausgesucht, da er einen bekannten Betreiber hat und auch in der kostenlosen Variante eine Bandbreite von 2–3 MBit/s zur Verfügung stellt.

Nach der Installation können Sie die App direkt nutzen – eine vorherige Registrierung ist nicht notwendig. Auf der ersten Registerkarte legen Sie fest, welchen Zugangspunkt die VPN-App nehmen soll, also in welchem Land das Gerät ins Internet gehen soll.

Eine Überprüfung des öffentlichen WLAN zeigt, welche Gefahren die Nutzung mit sich bringt.

Für die Absicherung Ihres Smartphones oder Tablets spielt dies keine Rolle. Für den Zugriff auf ausländische Streamingangebote ist die Bandbreite zu gering. Streaminganbieter wie Netflix oder Amazon erkennen von vornherein den Einsatz eines VPN-Clients und zeigen Ihnen nur das Angebot des Landes an, in welchem Sie sich gerade befinden.

Interessant ist auch der Sicherheitscheck, den Sie über die zweite Registerkarte durchführen können. „Opera VPN“ vergleicht hier die Sicherheit Ihres aktuell genutzten WLAN-Zugangs mit und ohne VPN und zeigt Ihnen die Gefahren bei der Nutzung auf.

Neben der Absicherung Ihres Zugangs zum Internet hat „Opera VPN“ auf der dritten Registerkarte noch eine Wächterfunktion integriert. Mit dieser blockiert die App automatisch Adtracker und verhindert somit, dass eine Website Ihr Surfverhalten aufzeichnet und analysieren kann.

Unerkannt im Internet

In den Einstellungen der 'Orbot'-App können Sie festlegen, wo Sie ins Internet gehen möchten.

Als Letztes sichern wir noch das Surfen im Internet über das Tor-Netzwerk ab. Damit können Sie jederzeit auch mobil und unerkannt im Internet surfen. Für die Umsetzung nutzen wir zwei Apps: „ Orbot“ für den Zugang zum Tor-Netzwerk und „ Orfox“ zum sicheren Surfen. Damit das sichere Surfen funktioniert, müssen Sie als erstes „Orbot“ starten. Dazu rufen Sie die App auf und betätigen den Startbutton.

Beim ersten Aufbau kann es ein paar Minuten dauern, bis die erste Verbindung hergestellt worden ist. Innerhalb der „Orbot“-App legen Sie in den Einstellungen fest, welches Land Sie als Einstiegspunkt für das Internet nutzen möchten. Wenn Sie keine Auswahl treffen, sucht sich Orbot automatisch einen Zugangspunkt aus.

Nachdem die Verbindung zustande gekommen ist, können Sie entweder Orfox direkt aufrufen oder über die Schaltfläche „Browse“ zum Webbrowser springen. In diesem Fall zeigt Ihnen der Browser Ihre aktuelle IP-Adresse, und Sie können mit dem Surfen beginnen.

Mit der 'Orbot'-App erhalten Sie Zugang zum Tor-Netzwerk.

Die Basis für den „Orfox“-Browser stellt der Firefox dar, allerdings wurde er an der einen oder anderen Stelle ein wenig modifiziert. Die gängigen mobilen Erweiterungen funktionieren jedoch trotz allem. Die Entwickler von „Orfox“ haben dem Browser die beiden Add-ons „Noscript“ und „HTTPSEverywhere“ mitgegeben. Mit „Noscript“ verhindern Sie die Ausführung von Javascript auf einer entsprechenden Website, mit „HTTPSEverywhere“ erzwingen Sie die Nutzung von https, sofern dies für eine Website verfügbar ist. Die Konfiguration der jeweiligen App nehmen Sie direkt über das Add-on-Menü vor, das in die Menüstruktur des „Orfox“-Browsers integriert wurde.

Fazit

Mit wenigen Apps gelingt es Ihnen, Ihr Smartphone oder Tablet optimal gegen die Gefahren aus dem Internet abzusichern – ohne einen Euro auszugeben. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Sie das Betriebssystem sowie Ihre installierten Apps immer auf dem aktuellen Stand halten und damit möglichen Angreifern keinen leichten Zugriff auf Ihre Daten ermöglichen.

Darüber hinaus sollten Sie trotz allem immer wachsam sein und nie Anhänge öffnen oder Links anklicken, die Sie von Absendern erhalten, die Sie nicht kennen. So minimieren Sie das Risiko enorm! (PC-Welt)