Juristischer Kampf

Apple will US-Verkaufsstopp für acht Samsung-Smartphones

28.08.2012
Apple hat nach dem Erdrutschsieg im kalifornischen Patentprozess gegen Samsung ein Verkaufsverbot für acht Smartphone-Modelle des südkoreanischen Rivalen beantragt.

Darunter sind vier Varianten des Telefons "Galaxy S II", wie aus am Montag veröffentlichten Gerichtsunterlagen hervorgeht. Das S II wurde zwar inzwischen durch das neue Top-Gerät "S III" abgelöst, ist für Samsung aber immer noch wichtig als günstigere Alternative zum S III.

Weitere Smartphones, die Apple nun in den USA stoppen will, sind zwei Modelle des noch älteren "Galaxy S" sowie das "Droid Charge" und das "Galaxy Prevail". Die Geschworenen hatten die Verletzung von Apple-Patenten durch insgesamt 28 Samsung-Geräte festgestellt. Viele davon spielen am Markt aber kaum noch eine Rolle, da die Klage aus dem Frühjahr 2011 stammt. Apple behält sich vor, noch weitere Verkaufsverbote zu beantragen.

Samsung arbeite jetzt daran, die Funktionen der betroffenen Software-Patente von den Geräten zu entfernen, berichtete das "Wall Street Journal" am Dienstag. Das Problem ist allerdings, dass die Geschworenen bei den sechs Geräten der Galaxy-S-Serie auch mindestens ein Design-Patent des iPhone verletzt sahen.

Apple hatte sich in dem Prozess nahezu auf voller Linie gegen Samsung durchgesetzt und von den Geschworenen rund 1,05 Milliarden Dollar Schadenersatz zugesprochen bekommen. Die Südkoreaner wollen unterdessen weiterkämpfen. Sie baten Richterin Lucy Koh am Montag, mit dem endgültigen Urteil in dem Prozess zu warten, bis alle Anträge zur Geschworenen-Entscheidung abgearbeitet sind.

Die Samsung-Aktie konnte sich am Dienstag etwas von ihren Vortagesverlusten erholen. Ihr Kurs kletterte um 1,27 Prozent auf 1,195 Millionen Won (rund 842 Euro). Am Montag war sie um fast acht Prozent eingebrochen. Der Börsenwert des südkoreanischen Elektronik-Riesen war damit um umgerechnet rund 10 Milliarden Euro gefallen. Die Apple-Aktie markierte am Montag nach einem Plus von rund drei Prozent zeitweise ein Allzeithoch von 680,87 Dollar. Sie ging etwas tiefer bei 675,68 Dollar aus dem Handel. Es war immer noch der bisher höchste Schlussstand. Apple war damit insgesamt rund 633,4 Milliarden Dollar wert.

Das Galaxy SIII kommt zwar mit Android 4.0.4, aber die Koreaner haben dem Google-System ihre hauseigene Oberfläche Touchwiz übergestülpt.
Für den Schnellzugriff kann der Nutzer dem Lockscreen zusätzliche Anwendungen hinzufügen.
Die Touchwiz-Oberfläche besitzt auch einen Übersichtsmodus, der sämtliche Homescreens zeigt.
Als besonderes Extra können auf dem Galaxy S3 Videos in einem kleineren Fenster abgespielt werden...
während man etwa im Web surft oder den Google Play Store besucht. Funktioniert allerdings nur mit auf dem Gerät gespeicherten Videos.
Anders als Siri unterstützt die Sprachsteuerung S-Voice auch verschiedene Anwendungen.
Das Samsung Galaxy S3 unterstützt USB-Host - nach dem Anschluss eines USB-Sticks öffnet sich der Datei-Manager.
Das SIII kann mit Bewegungen gesteuert werden. Schüttelt man das Smartphone, wird der Inhalt im Browser aktualisiert. Hier die dazugehörige Testanwendung für das Gyroskop.
Auch Screenshots werden unterstützt - dazu zieht man die Hand wie einen Scanner horizontal über den Bildschirm.
Neben Sprach- setzt Samsung beim Galaxy S3 auch auf Bewegungs- und Gestensteuerung.
Zum Entsperren des Bildschirms bietet das Galaxy S3 zahlreiche Möglichkeiten - von der einfachen PIN über Wischen bis hin zur Gesichtserkennung mit entsprechend hoher Sicherheitsstufe.
Allgemein wird das Thema Sicherheit groß geschrieben.
Samsung hat mit S-Suggest auch seinen eigenen AppStore auf dem Gerät...
- mit teilweise sehr brauchbaren Apps.
So ist Flipboard auf dem großen SIII-Display sehr gut zu gebrauchen.
Dank integriertem Barometer und dazugehöriger App lässt sich das Galaxy SIII auch als Höhenmesser nutzen.
Auch das Geschäft mit Videos wird natürlich nicht vernachlässigt.
Auf Apples Spuren: Die Verwaltungslösung für Privatnutzer Samsung Dive.
Es läuft und läuft und läuft...dank des üppigen 2.100-mAh-Akkus sind fast zwei Tage Laufzeit möglich.
In den üblichen Benchmarks liegt das S3 meist vorne - Konkurrent ist unter anderem das HTC One X.
Praktisch: Die Lautstärke einzelner Signale lässt sich separat regeln.

Apple geht auch gegen Samsungs Versuch vor, den vorläufigen Verkaufsstopp für das Tablet "Galaxy Tab 10.1" schnell wieder aufheben zu lassen. Es war das einzige Gerät, bei dem die Südkoreaner gut weggekommen waren: Die Geschworenen fanden keine Verletzung des Tablet-Designmusters von Apple durch Samsungs Galaxy Tab - und die Funktionen, die durch Software-Patent abgedeckt werden, lassen sich entfernen. Richterin Lucy Koh hatte im Juni Apples Antrag auf eine Einstweilige Verfügung gegen das Gerät stattgegeben. Samsung hat in seinen neueren Tablet-Modellen das Design bereits so verändert, dass es sich deutlicher von Apples Muster unterscheidet.

Die Geschworenen hatten insgesamt eine Verletzung von sieben Apple-Patenten für das iPhone-Design sowie für die Touchscreen-Bedienung festgestellt. Da sie Geschworenen von mutwilligen Patentverletzungen überzeugt waren, könnte der Schadenersatz theoretisch noch bis zu verdreifacht werden. Samsung will versuchen, die Entscheidung der neun Geschworenen zu torpedieren, noch bevor sie von Richterin Koh offiziell bestätigt wird.

Beim selben Gericht läuft noch ein Verfahren mit anderen Apple-Patenten gegen das neuere Samsung-Smartphone "Galaxy Nexus", das als offizielles Google-Telefon mit purem Android läuft, dem keine herstellerspezifische Oberfläche mehr aufgepfropft ist. Richterin Koh hält es bereits mit einem vorläufigen Verkaufsverbot vom Markt fern. Bis zum Prozess dürfte es aber noch lange dauern. (dpa/tc)