Assessment-Center

Assessment-Center

02.11.2000
Die eigene Persönlichkeit im Härtetest...

„In Ihrer Abteilung ist eine Aufgabe mit einem Arbeitsaufwand von zirka einem Monat zu vergeben, die niemand übernehmen möchte. In Frage dafür kommen Sie und eine Kollegin, die an diesem Tag gerade abwesend ist. Ihnen fällt es nun zu, dies Ihrer Kollegin mitzuteilen und Sie für die unbeliebte Tätigkeit zu begeistern. Wie verhalten Sie sich?“

Solche und ähnliche Konfliktsituationen gilt es in einem Assessment-Center (auch als AC abgekürzt) durchzuspielen. Hinter einem AC verbirgt sich nämlich eine Bewerberauswahl, auf der Bewerber im Hinblick auf eine ausgeschriebene Stelle ihre persönlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen.
Der Auswahl liegt eine sogenannte verhaltensorientierte Methode zugrunde, durch die speziell auf die Anforderungen der Position zugeschnittene, persönliche Fähigkeiten der Bewerber erhoben werden können.
In praktischen Übungen und standardisierten Tests müssen die Teilnehmer daher ihr Können und ihre Qualifikationen vorführen. Dabei werden Sie von erfahrenen Personalern beobachtet und bewertet. Entsprechend der Ergebnisse wird dann eine Auswahlentscheidung getroffen. Meistens erhält jeder Teilnehmer nach Abschluss des AC ein ausführliches Feedback.

Zum Ablauf des AC gehören in der Regel eine Präsentation, Rollenspiele, Fallbeispiele, Persönlichkeits- und Konzentrationstests und ein Interview. Geprüft werden soll Ihr Arbeitsstil und Ihr Organisationstalent. Sehr viel Wert wird auch auf die Feststellung von sozialen Kompetenzen gelegt, also auf Ihre Konfliktfähigkeit und die Art und Weise, wie die jeweiligen Bewerber aufeinander reagieren und miteinander umgehen. Ergänzt werden die Übungen oftmals durch Fragebögen.

Der Vorteil eines solchen Assessment-Center besteht für die Unternehmen darin, dass dort gezeigtes Verhalten in gezielt ausgewählten Situationen beurteilt werden kann, und die Entscheidung über eine Einstellung nicht allein auf einer Bewerbungsmappe und einem Gespräch basiert.
Doch auch für den Teilnehmer bringt dieses Auswahlverfahren positive Aspekte mit sich: Er erhält einen Eindruck über seine Stärken und Schwächen und kann durch die intensive Auseinandersetzung damit diese hervorheben bzw. ihnen entgegenwirken.
Es werden sowohl Einzel- als auch Gruppen-AC veranstaltet, die bis zu drei Tage dauern können. Gruppen-AC werden zumeist eingesetzt für Hochschulabsolventen, während für das höhere Management eher Einzel-Assessments stattfinden.

Erkundigen Sie sich bei einer Einladung zum Assessment-Center nach den wichtigsten Inhalten und der Zielsetzung, damit Sie sich entsprechend vorbereiten können. Fragen Sie auch, ob im Anschluss eine kompetente Rücksprache stattfindet. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, überlegen Sie gut, ob Sie tatsächlich teilnehmen möchten.

D-Do’s and Don’ts

Leichter gesagt als getan: Verstellen Sie sich nicht! Natürlich müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie an einem solchen Tag rund um die Uhr beobachtet werden und dass dann in der Nase bohren oder lauthals schimpfen nicht angebracht ist.
Es hat keinen Sinn, sich in Diskussionen krampfhaft hervorheben zu wollen, obwohl Sie zu dem Thema in dem Moment nichts sagen können. Warten Sie auf Ihre Chance, seien Sie aufmerksam!

Tipps für die Aufgaben:

- Bereiten Sie Ihre Präsentation ausführlich vor und strukturieren Sie Ihren Vortrag. Seien Sie auf Zwischenfragen gefasst, doch lassen Sie sich nicht die Leitung aus der Hand nehmen.
- Beteiligen Sie sich an den Diskussionen und bringen Sie Ideen ein für die Lösungsversuche bestimmter Problemstellungen.
- Stellen Sie in der Gruppendiskussion qualifizierte Fragen und achten Sie auf die Antworten Ihrer Gesprächsteilnehmer, damit Sie nicht aneinander vorbeireden.
- Entwickeln Sie Lösungsstrategien, die ein Problem langfristig und effizient beheben.
- Versuchen Sie, Ihre Ideen gut zu verkaufen.
- Drängen Sie sich jedoch nicht so sehr in den Vordergrund und versuchen Sie nicht die Konkurrenz um jeden Preis aus dem Feld zu räumen.
- Zeigen Sie, dass Sie auf die Argumente der anderen eingehen können.
- In den Rollenspielen sollten Sie sich möglichst mit Ihrer Rolle identifizieren und das Gespräch sollte mit einer klaren Vereinbarung enden.
- Versuchen Sie nicht, sich zu verstellen, sondern bleiben Sie stets Sie selbst.

Denken Sie daran, dass Sie nur gewinnen können. Ein solcher Tag ist Stress pur und auch wenn Sie die Stelle nicht bekommen, so haben Sie bestimmt eine Menge gelernt und wissen, an welchen Qualifikationen Sie noch arbeiten müssen. Lassen Sie sich auf jeden Fall das Feedback nicht entgehen. Es ist wichtig zu erfahren, wie Sie auf andere wirken und wie diese Sie beurteilen.