Green Business

Auf den Bildschirm statt ins Flugzeug

07.09.2010 von Elke Senger-Wiechers
Anzeige  Unified Communications und Videokonferenz-Systeme schonen das Reisebudget und das Klima. Ob als gewollter oder ungewollter Nebeneffekt, die CO2-Bilanz überzeugt, wie mehrere Studien zeigen.
Green Business verfolgt Klimaziele auf übergeordneter Strategie-Ebene. Foto: Margot Kessler/pixelio.de
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"Green IT" war das große Thema - bis die Wirtschaftskrise vielen Unternehmen einen Strich durch ihre Klimaschutzambitionen machte. Vorerst stand die Rettung der eigenen Firma ganz oben auf der To-Do-Liste, nicht die der Umwelt. Die zurückhaltende Investitionsbereitschaft bekamen auch Softwarehäuser und IT-Hersteller zu spüren. Das Interesse an Telepräsenzlösungen und Unified-Communication-Tools (UC) ist dennoch gestiegen: Laut der Beratung Frost & Sullivan legte der europäische Markt 2009 um 19,3 Prozent zu. In ihrer Studie "Going Green with Unified Communications" werten die Analysten die Zahlen als Zeichen dafür, dass Unternehmen die Vorteile derartiger Lösungen für die Umwelt, das eigene Unternehmen und die Mitarbeiter erkannt haben.

Bereits Anfang 2008 hatte A.T. Kearney diesen Trend ausgemacht. In der Studie "Von Green IT zu Green Business" definierte das US-amerikanische Beratungshaus Green Business als "die Kür des CIO, in der durch innovative IT-Lösungen ein Beitrag zur Reduktion des CO2e-Verbrauchs des Kerngeschäfts geleistet werden kann." Hierzu zählt A.T. Kearney kollaborative Technologien wie Videokonferenz- und UC-Tools ebenso wie nachhaltige Netzwerkentscheidungen. Durch deren Nutzung lassen sich Emissionen reduzieren, indem Unternehmen zum Beispiel auf Geschäftsreisen verzichten.

Dienstreisen bieten enormes Einsparpotenzial

Verzichten Firmen auf Dienstreisen und setzen stattdessen Telepräsenz-Systeme ein, steht der ökonomische Aspekt meist an erster Stelle, wie die Teilnehmer an der Untersuchung "The Telepresence Revolution" des Carbon Disclosure Projects (CDP) bestätigen. Am Beispiel eines Unternehmens mit einem Umsatz von über einer Milliarde Dollar hat das CDP errechnet, dass sich die Investitionen für vier Telepräsenzräume bereits nach 15 Monaten amortisiert haben. Laut der Studie fallen dadurch im ersten Jahr fast 900 Geschäftsreisen weniger an. Gleichzeitig ließen sich damit innerhalb von fünf Jahren 2,3 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Der Klimaschutz gilt in den befragten Unternehmen der CDP-Studie zwar als Treiber für die Einführung von Videokonferenz-Systemen, steht aber nach "Reisekosten senken" sowie die "Produktivität von Führungskräften und Mitarbeiter steigern" erst an vierter Stelle. Ein willkommener Nebeneffekt ist es allemal. Denn den Analysten von Frost & Sullivan zufolge verursachen Unternehmen einen Großteil der Treibhausgase durch Dienstreisen. Vor allem der zunehmende Flugverkehr ist dafür verantwortlich: 2009 machten Flugzeuge 3,5 Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen aus, 2010 wird mit einem Viertel gerechnet. Folglich können Unternehmen, die soweit möglich auf Flugreisen verzichten und diese durch Videokonferenzen ersetzen, enorme CO2-Einsparungen erzielen.

Jährlich mögliche CO2-Reduktion durch weniger Geschäftsreisen.
Foto: Frost & Sullivan

Wenn fünf bis 30 Prozent der Dienstreisen durch Telepräsenz abgelöst würden, beziffert eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF und der European Telecommunication Network Operators Associations (ETNO) das Potenzial zwischen 5,6 und 33,5 Millionen Tonnen CO2 weltweit. In der europäischen Union könnten auf diesem Weg mit 20 Prozent weniger Geschäftsreisen bis zu 22 Millionen Tonnen eingespart werden, was in etwa dem CO2-Ausstoß von 11,7 Millionen Kleinwagen jährlich entspricht.

Heimarbeitsplätze entlasten die Treibhausgasbilanz

Jährliche CO2-Einsparungen durch Heimarbeitsplätze.
Foto: Frost & Sullivan

Obwohl sich Mitarbeiter mehr Flexibilität ihrer Arbeitsbedingungen wünschen, arbeiten erst zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland ganz oder teilweise im Home-Office. Die Experten von Frost & Sullivan glauben, dass Unternehmen mit einer grünen Firmenstrategie bereits verstanden haben, dass weniger Pendler auch weniger Abgase bedeuten. So könnten pro zehn Millionen Telearbeiter mehr als elf Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart werden.

Gleichzeitig profitieren die grünen Unternehmen davon, dass ihre Mitarbeiter zufriedener sind und seltener kündigen. Gerade für qualifizierte Fachkräfte sei ein flexibler Arbeitgeber attraktiver. Eine Beobachtung, die die Teilnehmer der CDP-Studie bestätigen. Für die Investitionen in Telepräsenz-Systeme sei maßgeblich gewesen, dass sich die Work-Life-Balance vor allem von Führungskräften verbesserte. Schnellere Entscheidungswege und Prozessfortschritte seien ebenso Kriterien gewesen wie eine gefestigtere Beziehung zu Kunden, Lieferanten und Partnern.

UC-Tools für den Umweltschutz

Langfristig rechnet sich Heim- und Telearbeit - ebenso wie ein kollaboratives Arbeitsumfeld. Durch mehr Home-Office-Plätze benötigen Firmen in Zukunft weniger Büroräume. So könnten laut Frost & Sullivan umweltbelastende Neubauten vermieden und Heiz- und Stromkosten gespart werden. Auch UC-Tools tragen zum Klimaschutz bei: Durch Instant Messaging und IP-Telefonie könne das E-Mail-Aufkommen signifikant gesenkt werden. Was über eine verringerte Server-Infrastruktur wiederum dazu führt, dass weniger Energie verbraucht wird. Gleichzeitig minimiert die eingesparte Hardware den Elektromüll.