Kaufberatung digitale Videokameras

Augen auf beim Camcorder-Kauf

11.08.2008 von Andreas Kunze
Die Erwerb eines Camcorders sollte nicht spontan sondern geplant sein. Wir zeigen, welche Voraussetzungen das Filmgerät erfüllen muss.

Bei den handelsüblichen Camcordern kann man zwischen vier Geräteklassen mit Vor- und Nachteilen sowie unterschiedlichem Preisniveaus unterscheiden. So gibt es die klassische Variante, wo die Filme nach wie vor digital auf Band gespeichert werden. Daneben existieren aber auch schon eine Reihe von Modellen, die Videos auf DVDs oder Blu-Ray-Discs, Festplatten oder Flash-Speicher aufzeichnen.Ein weiteres Kriterium ist die Qualität der bewegten Bilder: So kommen zunehmend Geräte auf den Markt, die die Videos in High-Definition-Qualität aufnehmen.

Filme auf Kassette

(Alt)Bewährt: Anders als bei der längst ausgedienten Musikkassette, werden Filme auf DV-Kassetten digital gespeichert. Obgleich die Technik aus dem Jahr 1994 stammt, liegt die Qualität mit einer konstanten Bitrate von 25 MBit/s über der von Movies mit MPEG-2-Komprimierung. Zum Vergleich: DVD-Camcorder speichern MPEG-2-Videos mit höchstens 9,8 MBit/s. Darüber hinaus lassen sich Videos im MiniDV-Format einfacher bearbeiten, da sie aus kompletten Einzelbildern bestehen. Zwar enthalten MPEG-2-Videos ebenfalls Vollbilder, aber dazwischen liegen Frames, die lediglich Informationen zu den vorherigen und nachfolgenden Bildern enthalten. Im Home- und semiprofessionellen Bereich herrscht das Format MiniDV vor. Kein Wunder, bei den günstigen Medien: Die streichholzschachtelgroßen Kassetten mit jeweils 60-Filmminuten sind bereits ab 1,50 Euro im Handel erhältlich.

Sony DVM80PR

Auf Sonys DVM80PR passen im Longplay-Modus sogar zwei Stunden Film in PAL-Auflösung. Dafür schlägt die Kassette mit rund 7 Euro zu Buche. Wer sparen will, investiert lieber in zwei Bänder á 60 Minuten. Sie fassen im LP-Modus zusammengerechnet 60 Minuten mehr Videomaterial. Übrigens bieten Longplay-Tapes dieselbe Bildqualität wie ihre Verwandten, sie werden lediglich langsamer abgespielt. Für einen MiniDV-Camcorder jenseits der 3-Megapixel-Grenze, wie Sonys DCR-HC94E, werden allerdings 600 Euro aufwärts fällig. Gravierendster Nachteil: Um an eine bestimmte Stelle zu gelangen, muss man umständlich vor- bzw. zurückspulen. Ferner erfordert das Überspielen der Daten auf einen Rechner dieselbe Zeit wie die Aufnahme selbst. Dafür lässt sich der DV-Videoschnitt auch mit älteren PCs bewerkstelligen. Zu guter Letzt muss der Camcorder von Zeit zu Zeit mit einem Reinigungsband von Schmutzpartikeln gesäubert werden.

DVD-Camcorder

Canon DC40

Seit der Markteinführung der DVD-Camcorder vor mehr als fünf Jahren sind die Preise längst in den unteren Regionen angekommen. Empfehlenswert sind Geräte ab 3 Megapixel. Canons DC40 speichert Filme beispielsweise mit über 4 Megapixeln und kostet dennoch nur knapp 300 Euro. Als Speichermedien kommen vorwiegend MiniDVDs mit einem Durchmesser von 8 Zentimetern zum Einsatz. Bis zu 30 Filmminuten passen auf eine Scheibe mit 1,4 Gigabyte. Bisweilen ist ein Medium schon für weniger als 1 Euro zu haben. Auf einer solchen Disc werden Videos mit 720 x 576 Bildpunkten im MPEG-2-Format aufgezeichnet. Dabei reicht die Qualität der Aufnahme in der höchsten Qualitätsstufe durchaus an die von MiniDV-Camcordern heran..

Emtec DVD-R

Wer jedoch die maximale Aufnahmedauer ausschöpfen will, riskiert durch die MPEG-2-Komprimierung sporadische Klötzchenartefakte. Dafür entfällt das zeitraubende Spulen: Der Camcorder springt im Nu zu einer anderen Stelle. Meist lassen sich die Aufnahmen in einer Playlist ordnen. Etliche Geräte unterstützen sogar rudimentäre Schnittfunktionen. Allerdings erschweren die verschiedenen DVD-Formate die Wiedergabe der selbstgedrehten Streifen auf DVD-Playern. Zudem muss die Scheibe erst finalisiert werden. Ansonsten fehlt die standardkonforme Struktur, womit die meisten Abspielgeräte Probleme haben. Tipp: Da nur wenige Geräte mit DVD-RAMs zurechtkommen, empfehlen sich DVD-Rs. Zur Bearbeitung auf dem PC reicht ein DVD-Laufwerk. Wer seine Videos auf einer wiederbeschreibbaren DVD ablegt und am Rechner einen DVD-Brenner verwendet, kann das Material gleich direkt auf der DVD-RW beziehungsweise DVD-RAM bearbeiten. Im Vergleich zu MiniDV spart das ordentlich Zeit.

Camcorder mit Festplatte oder Flash-Speicher

Camcorder, die als Speichermedien Festplatten oder Flash-Karten einsetzen, arbeiten wie ihre DVD-Verwandten mit dem MPEG-2-Format, ersparen dem Benutzer aber das nervige Finalisieren. Nach dem Filmen erfolgt dann der Datentransfer auf den Rechner via USB bzw. Kartenleser. In punkto Kapazität haben die Geräte mit Festplatte die Nase vorn: Bei Geräten, die Videos mit PAL-Auflösung aufzeichnen, kommen Platten zwischen 30 bis 60 Gigabyte zum Einsatz. So speichert der Sony DCR-SR75E laut Hersteller bis zu 41 Stunden Videomaterial in normaler Fernsehauflösung. Je nach Qualitätsstufe kann die Aufnahmekapazität auch deutlich unter dem Maximum liegen. Darüber hinaus wird das Limit beim Filmen meist nicht durch die Kapazität des Datenträgers sondern viel mehr durch die Kapazität des Akkus bestimmt. Es nützt nichts, wenn noch 40 Gigabyte frei sind, wenn dem Gerät der Saft ausgeht.

Für Outdoor-Profis


Alternativ bieten sich Camcorder mit Flashmemory an. Ihre Stärke liegt vor allem darin, dass die Speicher ohne bewegliche Teile auskommen, während bei Festplatten ein Spindelmotor die Magnetscheiben im Inneren in Rotation versetzt und Schreib-/ Lesearme blitzschnell hin und her sausen. Dadurch sind Flash-basierte Camcorder praktisch unempfindlich gegen Erschütterungen. Festplatten können dagegen im Betrieb gestört und schlimmstenfalls sogar beschädigt werden, falls beispielsweise der Schreib- und Lesekopf auf der empfindlichen Magnetscheibe aufsitzt. Aus diesem Grund eigenen sich Flash-Camcorder vor allem für den Einsatz bei Outdoor-Aktivitäten wie beispielsweise Mountainbiking oder Skifahren.

Speichermedien für Flash-Camcorder

Eine SD-Karte mit 4GB ist bereits für unter zehn Euro erhältlich.


Als Speicher kommen in der Geräteklasse vorwiegend SD-, SDHC- und MMC-Karten oder Memory-Sticks zum Einsatz. Dabei kann der Anwender von den günstigen Medienpreisen profitieren: Teils liegen die Preise für eine SD-Karte mit einer Kapazität von 4 Gigabyte mittlerweile schon unter der 10-Euro-Marke. Zum Vergleich: Für ein Microdrive mit identischem Speicherplatz müsste man 140 Euro auf die Ladentheke blättern. Darüber hinaus fallen auch die Gerätepreise von Einstiegsmodellen recht moderat aus. Wem beispielsweise Clips in VGA-Auflösung mit 640 x 480 Pixeln reichen, wird für etwa 70 Euro mit dem Aiptek PocketDV 6800LE fündig. Der Camcorder zeichnet Videos zudem im MPEG-4-Format auf. Hinsichtlich der Bildqualität darf man jedoch nicht zu viel erwarten. Nachteilig ist ferner, dass die Videos vor der Wiedergabe auf einem Fernsehgerät zuerst auf dem Rechner konvertiert werden müssen.

Höhere Bildqualität durch CMOS-Sensoren

SDR-S7EG-S


Wesentlich komfortabler sind Geräte wie der SDR-S7EG-S von Panasonic. Er schlägt zwar mit 230 Euro zu Buche, arbeitet aber statt einem CMOS-Sensor bereits mit der CCD-Technik und unterstützt zudem Aufnahmen im PAL-Format. Diese lassen sich dann direkt am TV ausgeben. Wer noch mehr Qualität haben will, greift besser gleich zu einem Modell mit drei Sensor-Chips. Dort werden die drei Primärfarben Rot, Grün und Blau durch separate CCD-Sensoren eingefangen. Das Resultat ist eine bessere Bildqualität als mit einem Single-Chip-Gerät. Hier bietet Panasonic mit dem SDR-S150EG-S ein passendes Modell. Der Preis bewegt sich um die 450 Euro.

Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation www.pc-welt.de