Auslagerung des HVB-Rechenzentrums ist gescheitert

13.10.2006
Die Outsourcing-Dienstleister halten sich mit ihren Angeboten zurück.
Matthias Sohler, IT-Vorstand der HVB.

Bei der HypoVereinsbank (HVB) stockt der Umbau der IT, das berichtet die "Financial Times Deutschland". Die Auslagerung des Betriebs der Rechenzentren sei gescheitert, teilte die Geschäftsführung der IT-Tochter HVB Information Services (HVB IS) der Belegschaft mit. "Die Angebote waren wirtschaftlich nicht interessant", heißt es offenbar in ihrer Präsentation. Angebote gab es von IBM sowie Atos Origin, doch waren diese zu teuer. Für den größeren Bereich Anwendungsentwicklung wird ebenfalls mit IBM und Atos Origin verhandelt. Die Entscheidung soll Mitte November fallen (siehe auch "HVB holt Angebote von Outsourcern ein").

Damit verläuft der Umbau der IT, den die HVB nach der Übernahme durch den italienischen Unicredit-Konzern gestartet hat, schwieriger als erwartet. Durch das Outsourcing der Rechenzentren hätten 140 Stellen gespart werden sollen. Bis 2008 soll HVB IS insgesamt 600 seiner 1800 Stellen abbauen und so die IT-Kosten um 165 Millionen Euro senken. "Dieses Ziel ist nun gefährdet", sagte ein Bankmanager der Zeitung (siehe auch "HVB beginnt mit Stellenabbau in der IT-Tochter").

Leichter erreichbar wird zumindest das Stellenabbauziel dadurch, dass 2006 schon 100 Mitarbeiter freiwillig gegangen sind. "Viele gute Kolleginnen und Kollegen haben das Unternehmen bereits verlassen, weitere werden folgen", beschwerte sich die Belegschaft in einem Brief an den IT-Vorstand der HVB, Matthias Sohler. Den Brief haben laut Betriebsrat über 700 Mitarbeiter unterzeichnet. Sie sehen den Abbau als "extreme Gefährdung der Produktionssicherheit".

Wegen der geplatzten Auslagerung der Rechenzentren ist nun laut der HVB-IS-Führung geplant, Aktivitäten zu Unicredits IT-Standort nach Verona zu verlagern. 35 Mitarbeiter sollen künftig für Unicredits IT-Firma Ugis arbeiten, davon 15 in Verona. Im Zuge der Harmonisierung der IT, in deren Rahmen die HVB ihre IT-Installation an den IT-Standards der Unicredit ausrichtet, soll die HVB IS in die Ugis integriert werden.

Für den Bereich Anwendungsentwicklung sind die Outsourcing-Verhandlungen weiter fortgeschritten, hier ist bereits die Phase der Due Diligence angebrochen, in der die Bieter eine Bestandsaufnahme der zu übernehmenden IT betreiben. Angeblich haben IBM und Atos bereits zugesagt, 370 Mitarbeiter zu übernehmen.

Neben dem Umbau wurmt einige Mitarbeiter laut Darstellung der "Financial Times Deutschland", dass die HVB für die IT-Projekte seit Sohlers Amtsantritt als IT-Chef Anfang März 2005 auch auf die Beratung Greifzu Management Consultants zurückgreift. Diese hatte Sohler mit Mario Greifzu im Dezember 2004 ins Leben gerufen - unter dem Namen Greifzu & Sohler Management Consultants. Ende Februar 2005 hat Sohler seine Anteile allerdings nach eigenen Angaben verkauft. Im April schied er laut Handelsregister als Gesellschafter aus, und sein Name wurde gestrichen. Greifzu begleitete unter anderem das Outsourcing von Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung. Laut HVB gab es dafür stets offene Ausschreibungen.

Zuvor hatte die HVB-Tochter DAB Bank im Dezember 2004 einen Vertrag mit Greifzu & Sohler abgeschlossen. Damals war Sohler noch DAB-Vorstand. Dem Vertrag hätten der gesamte DAB-Vorstand und -Aufsichtsrat zugestimmt, betonen Konzernmanager. Die HVB-Aufträge hätten der jetzige HVB-Chef Wolfgang Sprißler sowie Revisionsleiter Karl Limmer genehmigt. Laut HVB nahm Sohler an den beschlussfassenden Sitzungen nicht teil. (jha)