Um ein BlackBerry-Smartphone zentral zu verwalten oder mit der E-Mail-Infrastruktur eines Unternehmens zu verbinden, benötigt die Lösung einen Blackberry Enterprise Server, kurz BES. Diese Software ist das Herzstück des BlackBerry-Systems, sie stellt die verschlüsselte Verbindung zwischen den Smartphones und dem Firmennetzwerk her. Der Server sorgt auch für den bekannten BlackBerry-Effekt, dass E-Mail-Nachrichten nahezu ohne Zeitverzögerung auf den Smartphones ankommen.
Der BES sorgt zudem für die Verwaltung der mobilen Geräte. Über die für jedes Gerät einzigartige PIN kann der Server die am System angemeldeten Smartphones überwachen und managen. Neben der E-Mail haben die Nutzer auch Zugriff auf Kontakte, Aufgaben und den Kalender. Ein großer Vorteil des Systems ist, dass der BES innerhalb des sicheren Firmennetzwerks sitzt. Dadurch erhalten die Smartphones Teil des internen Firmennetzes - das bedeutet beispielsweise auch, dass BlackBerrys ohne zusätzliche Programme auf die internen Ressourcen wie etwa Intranet-Anwendungen zugreifen können.
Neben dem kostenpflichtigen BlackBerry Enterprise Server (BES) bietet Hersteller RIM seit 2010 auch eine kostenlose Version, den BES Express. Grundlegend ähneln sich die beiden Server-Systeme, allerdings gibt es durchaus Unterschiede, wie unser Artikel zeigt.
BlackBerry Enterprise Server Express
Der BES Express ist das jüngste Mitglied der Server-Familie von RIM. Die kostenlose Software steht dem großen Server in wenigen Punkten nach. Er unterstützt beispielsweise nur die Groupware-Server Microsoft Exchange und Lotus Domino - zumindest wenn sie Windows-Betriebssysteme als Grundlage nutzen. In den Hauptfunktionen steht der BES Express dem BES kaum nach.
Am System angeschlossene Nutzer erhalten die Nachrichten aus ihren Postfächern direkt auf dem Smartphone, ebenso wie Anhänge, die auf dem Smartphone verändert werden können. Zudem kann man mit Hilfe des Systems das eigene Postfach auch nach Nachrichten durchsuchen, die nicht mehr auf dem Smartphone gespeichert sind. Neben den Nachrichten werden auch die Kalenderinformationen und Kontakte vom zentralen Server auf das Smartphone übertragen.
Der Vorteil des BES Express ist, dass er auf dem gleichen Server installiert werden kann, auf dem etwa Exchange läuft. Bis zu 75 Nutzer lassen sich also verwalten, ohne dass ein separater Server aufgesetzt werden muss. Wer die Software auf separaten Servern einrichtet, kann mehr als 2000 Nutzer verwalten.
Der größte Unterschied zum kostenpflichtigen BlackBerry Enterprise Server liegt bei den Nutzerrollen und den verfügbaren Regelsätzen. Beim BES Express können die Benutzer fest vorgegebenen Rollen zugeordnet werden - Admins können keine neuen Gruppen erstellen. Ebenso ist es mit den Richtlinien: Der BES Express enthält etwas mehr als 75 Richtlinien in 20 Kategorien, welche die wichtigsten Szenarien abdecken. Größter Vorteil des Systems: Nicht nur die Software ist kostenlos, Unternehmen müssen auch nichts für die Lizensierung der einzelnen Clients zahlen.
BlackBerry Enterprise Server
Der BES ist neben den Smartphones das Hauptprodukt von RIM. Der BES bietet alle Funktionen des kostenlosen BES Express sowie zusätzliche Features. Neben Exchange und Domino unterstützt das System etwa auch Novell Groupwise. Das Grundpaket kostet laut RIM 3.999 US-Dollar - darin enthalten sind Client-Lizenzen (CAL) für 20 Nutzer. Wer mehr CALs benötigt, kann diese einzeln oder als Pakete von 5, 10, 50 oder sogar größeren Blöcken erwerben.
Der Unterschied zur kostenlosen Version zeigt sich vor allem bei den Richtlinien und den Gruppen. Der BES liefert Administratoren über 500 IT-Policies, mit denen sich die Nutzung gezielt definieren lässt. Ein eindrucksvolles Beispiel ist etwa der Punkt "WiFi". Kann man im BES Express lediglich die Nutzung von WLAN erlauben oder verbieten, bietet der BES eine Vielzahl an zusätzlichen Optionen.
Neben zusätzlichen Rollen und Gruppen bietet der BES aber noch weitere Profi-Funktionen für Unternehmen. Dazu gehört etwa eine Option zur Hochverfügbarkeit. So lassen sich zwei oder mehr BlackBerry Enterprise Server zusammenschalten - fällt einer aus, kann der andere einspringen. Nutzer merken davon im besten Fall nichts, die Nachrichten werden einfach weiter übermittelt.
Eine andere mögliche Option ist der Einsatz des Mobile Voice Systems, kurz MVS. Dabei handelt es sich um eine Unified-Communications-Lösung. Damit ist es beispielsweise möglich, dass die Festnetznummer eines Nutzers mit seinem BlackBerry-Smartphone gekoppelt wird - selbst wenn er vom Arbeitsplatz entfernt ist, kann man ihn unter seiner regulären Nummer erreichen. Die Telefongespräche können dabei auch über das Internet und WiFi übertragen werden - so spart man etwa Roaming-Gebühren.
Fazit
Im Grunde könnte man sich wundern, warum RIM mit dem BES Express überhaupt das Herzstück ihres Angebots kostenlos zum Download anbieten - und noch dazu, ohne für die Clients einzelne Lizenzen zu verlangen. Zu einfach wäre es, den BES Express als eine Art "Einstiegsdroge" darzustellen.
Der kostenlose BES Express eignet sich nicht nur für kleinere Unternehmen, die nur wenige Blackberrys verwalten, sondern er kann auch separat zu einem bereits bestehenden BES betrieben werden. So lässt sich etwa neben dem firmeneigenen System auch eine weitere, separate Infrastruktur aufbauen, etwa um private Geräte einzelner Nutzer anzuschließen, ohne dafür teure CALs zu erwerben.