CMMI for Services

Bessere Prozesse für Dienstleistungen

29.07.2009 von Werner Achtert
Mit CMMI for Services steht erstmals ein einheitliches Konzept zur Prozessverbesserung im Dienstleistungsbereich zur Verfügung.

Der De-Facto-Qualitätsstandard CMMI (Capability Maturity Model Integration) zielt auf die Prozessverbesserung und Risikovermeidung im gesamten Lifecycle von IT-Systemen - von der Entwicklung bis zum Betrieb - ab. Es gibt verschiedene Varianten des Modells: CMMI for Development (CMMI-Dev) deckt die wesentlichen Prozesse für die Entwicklung von Produkten aus Elektronik, Mechanik und Software ab. CMMI for Acquisition (CMMI-Acq) behandelt die Beschaffungsprozesse bei der Entwicklung von Produkten. Und im März dieses Jahres wurde eine weitere Variante des Modells veröffentlicht: CMMI for Services (CMMI-Svc) befasst sich mit Prozessen zur Planung und Leistung von Dienstleistungen sowie mit deren Management.

Prozessgebiete und Reifegrade

Mit den drei CMMI-Varianten eignet sich CMMI als einheitliche Basis zum prozessorientierten Qualitäts-Management für die verschiedenen Aufgabengebiete in der IT. Das heißt, es lassen sich mit einer definierten Qualität IT-Produkte entwickeln beziehungsweise IT-Services erbringen. Um Prozesse verschiedener Unternehmen vergleichbar machen zu können, werden ihre Anforderungen in so genannte Prozessgebiete zusammengefasst. Es gibt unterschiedliche Vorgehensmodelle, um die Prozess zu strukturieren und die CMMI-Anforderungen zu erfüllen. In der Entwicklung sind das etwa der RUP (Rational Unified Process), das V-Modell XT oder agile Methoden.

Abgrenzung zu Itil

Beim IT-Service-Management hat sich in Europa die IT Infrastructure Library (Itil) etabliert. Im Gegensatz zu Itil adressiert CMMI-Svc aber nicht nur IT-Services, sondern auch Dienstleistungen aus anderen Bereichen - etwa dem Gesundheitswesen und der öffentlichen Verwaltung. Mit Ausnahme von Prozessdefinition und Projektsteuerung umfasst Itil die Prozessgebiete von CMM-Svc weitgehend. Umgekehrt werden die Prozesse und Funktionen von Itil durch die Prozessgebiete von CMMI-Svc mit Ausnahme des Financial-Management und des Information-Security-Management abgedeckt.

Wegen seiner Flexibilität ist CMMI in Firmen mit unterschiedlicher Größe und Struktur anwendbar. Den Kern aller drei CMMI-Varianten bilden die folgenden Prozessgebiet-Kategorien:

Daneben gibt es für jede CMMI-Variante eine Kategorie mit spezifischen Prozessgebieten:

Qualitätsmessung bei CMMI

Die Qualität der Prozesse wird bei CMMI mit Hilfe von verschiedenen Reifegradstufen gemessen (siehe Kasten "Stufenweise Prozessverbesserung"). Durch ihre generischen Ziele bilden die Reifegrade ein Qualitätsmodell, das eine stufenweise Verbesserung der Prozessqualität ermöglicht und liefern damit einen Maßstab für die Stabilität von Prozessen.

Stufenweise Prozessverbesserung

  • Reifegrad 1: Der Prozess erreicht seine Ziele, allerdings ohne nachvollziehbare Planung und Steuerung. Der Erfolg solcher Prozesse hängt weitgehend vom Engagement und der Kompetenz einzelner Mitarbeiter ab.

  • Reifegrad 2: Der Prozess verläuft geplant und gesteuert. Die wesentlichen Management-Aktivitäten - Zeitplanung, Aufwandsschätzung und Erfolgskontrolle - erfolgen durch die Prozessverantwortlichen.

  • Reifegrad 3: Hier verlagert sich die Sichtweise von der Betrachtung einzelner Projekte auf die Organisation als Ganzes. Während es auf Reifegrad 2 keine verbindlichen Vorgaben für Planung und Steuerung geben muss, ist ein Prozess auf Reifegrad 3 immer geplant und gesteuert auf Basis unternehmensweiter Standards.

  • Reifegrad 4: Der Prozess wird durch statistische und andere quantitative Kennzahlen gesteuert. Auf Basis einheitlicher Prozesse lassen sich solche Kennzahlen anwenden, um Projekte vergleichbar und Arbeitsabläufe vorhersagbar zu machen.

  • Reifegrad 5: Der Prozess wird durch die systematische Auswahl und Einführung neuer Methoden und Technologien kontinuierlich verbessert.

Services erfordern eigene Prozessgebiete

Die Entwicklung eines Produktes ist eine abgegrenzte Aufgabe für einen definierten Zeitraum. Im Rahmen der Entwicklung werden spezifizierte Anforderungen umgesetzt, das Produkt wird getestet, abgenommen und dem Aufraggeber übergeben. In der Regel wird es nur einmal entwickelt, daher ist die Entwicklung mehr oder weniger stark projektorientiert. Typisches Beispiel sind Software-Projekte, bei denen ein definiertes Produkt entwickelt und geliefert wird.

Ein Service dagegen ist eine Leistung, die nicht speicherbar ist und bei ihrer Erzeugung direkt konsumiert wird. Er basiert auf der dauerhaften Fähigkeit einer Organisation, eine vereinbarte Leistung zu erbringen. Im Rahmen eines Service-Agreements wird der Service Gegenstand der Leistung und das Verfahren für seine Erbringung beschrieben. Typisches Beispiel ist der Betrieb eines User Help Desk, bei dem der IT-Dienstleister die Verfügbarkeit von Support-Leistungen innerhalb definierter Fristen mit bestimmten Reaktionszeiten zusichert. Für die Erbringung von Services wird meist eine feste Linienorganisation installiert. Wegen dieser Besonderheiten sind eigene CMMI-Prozessgebiete für das Service-Management sinnvoll. Die zentralen Konzepte für Prozessreife und -verbesserung im Unternehmen gelten allerdings für alle Prozessgebiete.

Prozessgebiete von CMMI-Svc

Fazit: Die Verwendung von CMMI-Svc lohnt sich

CMMI hat sich in vielen Jahren als Modell zur Prozessverbesserung in der IT bewährt. Die Prozessgebiete von CMMI-Svc decken mit ihren spezifischen Zielen die wesentlichen Aufgaben im IT-Service-Management (ITSM) ab und können somit als Checkliste für die Vollständigkeit von ITSM-Prozessen dienen. Und mit dem Qualitätsmodell auf Basis von Reifegraden garantiert die konsequente Anwendung von CMMI-Svc eine vollständige und nachhaltige Einführung von ITSM-Prozessen. Weitere Informationen zu dem neuen Konzept finden Sie beim SEI (Software Engineering Institute). (sp)