Voice Jahrestagung in Berlin

Bilanz: Erstes Treffen der CIOs

30.04.2013 von Rolf Röwekamp und Karin Quack
Auf dem ersten Jahrestreffen des IT-Anwenderverbands schwankten die Mitglieder zwischen großer Zufriedenheit und ein wenig Selbstkritik. Ein neuer Vorstand wurde auch gewählt.

Die Stimmung war geteilt auf dem ersten Jahrestreffen des IT-Anwenderverbands Voice. Die Mitglieder schwankten zwischen Zufriedenheit und Selbstkritik. Ein dickes Lob brachte Bundes-CIO Cornelia Rogall-Grothe mit: "Es war wichtig für die Politik, dass die Anwender jetzt mit einer starken Stimme sprechen", sagte sie.

Bundes-CIO Cornelia Rogall-Grothe.
Foto: Karsten Häcker

Im November 2011 hatte sich der Verband der IT-Anwender gegründet. Inzwischen gehören ihm rund 370 Mitglieder an, von denen etwa 100 an dem Treffen in Berlin teilnahmen. Ein neuer Vorstand wurde dort auch gewählt. Vorsitzender bleibt Thomas Endres, seine Stellvertreter sind Karsten Vor und Constantin Kontargyris. Dem alten Präsidium gehörten auch schon Andreas Rebetzky, Joachim Reichel und Thomas Kruse an. Neu sind Karsten Häcker, Matthias Behrens und Matthias Karlshaus.

Das neu gewählte Präsidium und die Mitglieder wollen den inhaltlichen Ausbau weiter vorantreiben. Special Interest Groups (SIG) oder Roundtables werden teilweise noch zu wenig wahrgenommen. Wie das scheidende Präsidiumsmitglied Henning Stams anmerkte, habe man sie wohl noch nicht gut genug und transparent angeboten. Das ist vor allem deshalb schade, weil eine gelebte SIG den Teilnehmern gute Ergebnisse liefert, wie zum Beispiel der Cloud-Standardvertrag belegt. Zum Erreichten zählt auch die Stellungnahme zum geplanten IT-Sicherheitsgesetz, für die sich Rogall-Grothe ausdrücklich bedankte.

Sechs der neun Präsidiumsmitglieder gehörten auch dem alten Präsidium an (v.l.n.r.): Karsten Häcker (neu), Matthias Behrens (neu), Andreas Rebetzky, Thomas Endres (Vorsitzender), Matthias Karlshaus (neu), Joachim Reichel, Karsten Vor (stellv. Vorsitzender), Constantin Kontargyris (stellv. Vorsitzender), Hermann Kruse
Foto: Karsten Häcker

Stams rief dazu auf, nicht auf das Präsidium zu warten, sondern selbst aktiv zu werden. Insbesondere spielte er auf selbst organisierte Treffen bei den Anwendern an. Auch auf der neuen Community-Plattform herrscht für den Geschmack einiger noch zu wenig Leben. Stams bat die Teilnehmer, den alten Crowd- und Graswurzel-Gedanken wieder stärker zu leben. Dafür böten sich Features wie "CIOs fragen - CIOs antworten" und "Termine" an.

Anwenderverband Voice: Graswurzeln im Machtzentrum gesucht

Karin Quack, Redakteurin COMPUTERWOCHE

Den alten "Crowd- und Graswurzel-Gedanken" vermisst Henning Stams, scheidendes Vorstandsmitglied des Anwenderverbands Voice und Vice President für Demand beim Aluminiumspezialisten. Damit spielt Stams auf die Gepflogenheiten der Vorgängerorganisation "CIO Circle" an, wo die Mitglieder einen großen Teil ihrer Arbeitsgruppen und Workshops selbst organisierten.

Viele werden jetzt sagen: Das haben wir kommen sehen. Tatsächlich hielt sich die Begeisterung über den Zusammenschluss mit dem CIOcolloquium bei vielen CIO-Circle-Mitgliedern in Grenzen. Sie fürchteten eine massive Veränderung der Organisationskultur, genauer gesagt: die Beeinträchtigung ihrer von Sachthemen getriebenen Grundlagenarbeit durch das Streben nach politischer Einflussnahme. Es sieht so aus, als sollten sie Recht behalten: Auf dem Gebiet der Lobby-Arbeit kann Voice bereits Erfolge vorweisen. Dafür funktioniert die Basisarbeit offenbar nicht mehr so gut wie im CIO Circle.

Doch eigentlich besteht zwischen diesen beiden Tatsachen keine kausale Verbindung. Die notwendigen Instrumente für eine Selbstorganisation der Mitglieder sind auch vorhanden. Woran hapert es also?Verändert hat sich möglicherweise die Mentalität der Beteiligten. Auch wenn man sich dessen nicht bewusst sein mag: Einem Verband, der sich als Stimme der IT-Anwender gegenüber der Bundesregierung positioniert, überlässt man gern mal die Organisation der Arbeitsprozesse.

Oft sind es vermeintliche Marginalien, die einen solchen Mentalitätswechsel herbeiführen. So fand das erste Jahrestreffen von Voice im Machtzentrum Berlin statt, während der CIO Circle seine Mitglieder gern in der "Provinz", beispielsweise in Darmstadt, versammelte. Einen Vorstand gab es bei der Vorgängerorganisation auch nicht. Als Ansprechpartner für Externe und Mitglieder diente ein "Initiativkreis". Wirklich nur Schall und Rauch? (qua)