Billig-Windows auch in Indien

30.09.2004

Microsoft bringt sein "Windows XP Starter Edition", eine verbilligte Version des aktuellen Desktop-Betriebssystems für Developing Markets, Anfang 2005 auch in Indien heraus. Bereits am Montag hatte der Konzern angekündigt, das Billig-Windows in Russland anzubieten (Computerwoche.de berichtete).

Die Starter Edition wurde speziell für Computer-Anfänger in Schwellenländern entwickelt. Im August dieses Jahres hatte Microsoft erklärt, es werde das Produkt in fünf Märkten testen und zunächst Thailand, Indonesien und Malaysia genannt - allesamt Länder, die sich zuvor beklagt hatten, Windows werde dort zu teuer verkauft, als dass es sich seine Bewohner leisten könnten, und wo die Rate an kursierenden Raubkopien traditionell überdurchschnittlich hoch ist.

Grundsätzlich handelt es sich bei der Starter Edition um ein Pilotprogramm, das zunächst auf ein Jahr befristet ist. Microsoft will damit testen, ob es mit der billigeren Software in ärmeren Ländern besser Fuß fassen kann als bisher. Im Erfolgsfall soll das Produkt kommerzialisiert werden, andernfalls sind weitere Forschung und Experimente angesagt.

Windows XP Starter Edition ist nicht einzeln, sondern nur zusammen mit PCs erhältlich. Was OEMs (Original Equipment Manufacturers) dafür zahlen müssen, ist nicht bekannt. Im August hatte ein Firmensprecher aber zumindest erklärt, Starter-Edition-PCs könnten ab 300 Dollar zu haben sein - in den USA kosten Lowend-Home-PCs mit Windows typischerweise ab 400 Dollar.

Mit der Starter Edition wendet sich Microsoft von seinem bisherigen Prinzip eines "Global Pricing", also weltweit einheitlicher Preise für seine Produkte, ab. Offiziell wird der niedrigere Preis durch Verzicht auf Features möglich, die eigentlich nur Unternehmensanwender brauchen. "Wir wollen dieses Produkt für das Segment von Kunden signifikanter machen, die vor dem Kauf ihres ersten Rechners stehen", erklärte der für das Starter-Edition-Programm verantwortliche Manager Mike Wickstrand.

Ganz sicher richtet sich die Starter Edition aber auch strategisch gegen die - vor allem in jungen Märkten wie Russland massive -Softwarepiraterie sowie die Bestrebungen zahlreicher Regierungen weltweit, verstärkt Linux und andere Microsoft-Alternativen in Betracht zu ziehen. Eine Reihe von Entwicklungsländern hat Programme aufgesetzt, Linux-basierende PCs als potenziell günstigere Alternative zu Windows-Rechnern zu verbreiten.

Was Indien betrifft, so unterstützen laut Microsoft sowohl die dortige Regierung wie auch wichtige Branchenverbände, etwa die NASSCOM (National Association of Software and Service Companies), die Starter Edition. Verschiedene internationale und indische PC-Bauer hätten bereits eingewilligt, entsprechende Systeme zu vermarkten. Der PC-Markt in Indien boomt - laut MAIS (Manufacturers Association of Information Technology) wurden im zweiten Quartal auf dem Subkontinent 39 Prozent mehr Rechner verkauft als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Microsoft wird die indische Starter Edition mit Benutzeroberfläche und speziellem Hilfesystem in Hindi ausliefern. Dass Indien ein wichtiger Markt ist, hat übrigens auch Red Hat auf dem Schirm. Der in den USA führende Linux-Distributor gab bekannt, er werde mit der kommenden Version 4 seines "Enterprise Linux" insgesamt 15 Sprachen unterstützen. Die fünf, die gegenüber Release 3 neu hinzukommen, werden allesamt in Indien gesprochen. (tc)