Server-Virtualisierung

Bundespolizei konsolidiert 300 Server-Zentren auf fünf

29.05.2009 von Jan-Bernd Meyer
Die Bundespolizei konsolidiert und virtualisiert ihre Rechenzentren und die gesamte Server-Infrastruktur deutschlandweit. Allerdings scheint es bei der Einführung einer Citrix-Netzarchitektur zu Problemen zu kommen.

Als Auftraggeber für das Zentralisierungs- und Konsolidierungsprojekt fungierte das Bundespolizeipräsidium. Es wählte unter drei Anbietern den PC- und Server-Hersteller Dell als Vertragspartner.

Zu den Tätigkeiten der Bundespolizei gehört es unter anderem, an den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland für Sicherheit zu sorgen. Hierbei kann ihr auch schon mal ein Heroinfund gelingen.
Foto: Bundespolizei

Das Bundespolizeipräsidium ist in Potsdam lokalisiert und als Oberbehörde für die Dienst- und Fachaufsicht verantwortlich. Zum Aufgabenbereich der Bundespolizei gehört unter anderem der Bundesgrenzschutz sowie Verantwortlichkeiten bezüglich der Luftsicherheit und der Eisenbahnen. Insgesamt beschäftigt die Bundespolizei rund 40.000 Beschäftigte.

300 Server-Standorte auf fünf reduziert

Die Bundespolizei verfügte vor der Implementierung der neuen Server-Infrastruktur über ein zentrales Rechenbetriebszentrum für polizeiliche Sonderanwendungen und acht regionale Betriebszentren. Zusätzlich gab es bundesweit zahlreiche dezentral in den einzelnen Dienststellen eingesetzte Server. Insgesamt belief sich die Anzahl der Server-Standorte auf 300, wobei Hardware unterschiedlicher Hersteller eingesetzt wurde.

Diese verteilte und heterogene Struktur führte zu einem sehr kosten- und zeitintensiven IT-Management. Die Vielzahl der eingesetzten Server und deren in Teilen sehr geringe Auslastung verursachten in der Summe einen relativ hohen Energieverbrauch. Ziel des Bundespolizeipräsidiums war die Kostensenkung und Vereinfachung dieser heterogenen IT-Infrastruktur durch Zentralisierung und Konsolidierung. Zudem wollte man aus Gründen der besseren Administrierbarkeit eine homogene Hardwareausstattung eines Herstellers.

Insgesamt hat Dell im Rahmen der Auftragsabwicklung rund 130 Blade-Systeme implementiert, darunter 120 energieeffiziente "PowerEdge M600" mit 2 Sockeln. Darüber hinaus kommen rund 30 Rack-Server zum Einsatz. Hier werden speziell für datenintensive Anwendungen in virtuellen Umgebungen "PowerEdge-R900"-Server genutzt.

Virtualisierung via VMware

Die Blade-Server werden für die Citrix-Applikationen und die Rack-Server für die Virtualisierung eingesetzt. Mit der Virtualisierung konnte die Serverauslastung optimiert und damit die Energieeffizienz erhöht werden. Die mit VMware virtualisierten Server werden als File-, Exchange- und weitere Infrastruktur-Server eingesetzt, die für den Betrieb des Microsoft Active Directory (AD) benötigt werden. Weiterhin werden verschiedene Datenbankserver und Applikationsserver virtualisiert.

Darüber hinaus nutzt die Bundespolizei Terminal-Server mit Citrix als Teil der zentralisierten Lösung. Die Bundespolizei reduziert so Anzahl der Server-Standorte von 300 auf fünf. Insgesamt konnte die Behörde rund 1.000 Server einsparen.

Probleme bei der Citrix-Einführung?

Allerdings gab es in jüngerer Vergangenheit Meldungen darüber, dass es bei der Einführung von Citrix-Software bei der Bundespolizei zu erheblichen Problemen gekommen sei. Dies deuten Dokumenten auf der Website des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) an. Sehr aufschlussreich sei beispielsweise die Lektüre des Beitrags "Auswertung Citrix - BDK stellt gravierende Mängel fest" von Ende März 2009. Darin heißt es einführend: "Der BDK beobachtet seit geraumer Zeit das Bestreben des Bundespolizeipräsidiums, eine Citrix-gestützte Netzwerkarchitektur zu installieren. Unsere Analyse hat ergeben, dass dieses Produkt neben Gefahren der IT-Sicherheit zu massiven Beschwerden der Beschäftigten geführt hat, beziehungsweise bei Einführung führen wird." Bislang gab es zu den angeblich gravierenden Problemen keinen Kommentar von Seiten der Bundespolizei.

Das bedeutet auch, dass der Energieverbrauch deutlich reduziert werden konnte. Damit erfüllt die Bundespolizei bereits heute eine zentrale Vorgabe des Dritten Nationalen IT-Gipfels vom vergangenen November, auf dem zum IT-Betrieb des Bundes beschlossen wurde, dass bis zum Jahr 2013 der Energieverbrauch um 40 Prozent gegenüber dem Jahr mit dem höchsten Verbrauch vor 2009 zu reduzieren ist.

Mit der Restrukturierung konnte die Bundespolizei die Komplexität entscheidend reduzieren. So konnte auch der Administrations- und Wartungsaufwand deutlich verringert werden. Um ein Beispiel der neuen Situation zu geben: Heute kann eine Java-Applikation auf einem einzigen Blade eines 64-Bit-Servers von 40 bis 50 Usern genutzt werden, während. In der Vergangenheit konnten auf das 32-Bit-Standardsystem lediglich acht bis zehn Anwender zugreifen. (jm)