Partnerland Großbritannien

Cheerio, Miss CeBIT – looking younger than ever

03.03.2014 von Karin Quack
Großbritannien will sich vor allem mit jungen, innovativen Unternehmen vorstellen. Am Partnerlandstand in der Halle 6 können sich die Messebesucher unter anderem über die Gründerszene der "Tech City" informieren.

Ausgerechnet in diesem Jahr hat sich die CeBIT das Partnerland Großbritannien ausgesucht. Dabei wird sie doch nach den Worten ihres Vorstands Oliver Frese "jünger denn je" sein. Und dann tut sie sich mit einem Land zusammen, dem Tradition über alles geht! Einem Land, das nicht im Traum daran denkt, seine Monarchie abzuschaffen, und das gleichzeitig als die Wiege der parlamentarischen Demokratie gilt. Nicht zu vergessen, auch als das Mutterland des Fußballs.

Nicht von ungefähr verwies der ehemalige Minister für Handel und Investitionen, Lord Green of Hurstpierpoint, anlässlich der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags mit dem niedersächsichen Wirtschaftsministerium und der Deutschen Messe AG auf die langjährigen Beziehungen zwischen dem Haus Hannover und dem britischen Empire. 2014 jähre sich, so das Mitglied des britischen Oberhauses, nicht nur zum 25. Mal die deutsche Wiedervereinigung, sondern auch zum 300. Mal die Inthronisation des aus Niedersachsen stammenden Königs Georg I. Aber Großbritannien ist auch das Land, in dem die erste industrielle Revolution ausbrach, wo die Beatles die populäre Musik neu definierten, das noch heute die schrillsten Modetrends gebiert. Und wer glaubt, die britische ITK-Szene beschränke sich auf British Telecom, wird spätestens auf der CeBIT eines Besseren belehrt werden.

Erste Preise eingeheimst

In der "Partnerland"-Halle 6 werden vor allem Lösungen zu den Themen Big Data, Smart City und E-Health vorgestellt. Hier präsentieren sich auch junge britische Firmen. die ihre CeBIT-Teilnahme bei den Ausschreibungen des britischen Handelsministeriums (UK Trade & Investment, kurz UKTI) oder des Bitkom ("Code_n"), gewonnen haben. Tento Technologies beispielsweise hat einen neuen Ansatz entwickelt, Cyber-Kriminalität zu bekämpfen. Mit Hilfe visueller Kryptografie werden Einmal- Passwörter auf einer transparenten Plastikkarte gespeichert, so dass Hacker-Methoden wie Phishing oder Keylogger ins Leere laufen. Peachinc Ltd. kann eine End-to-End-Lösung für den Verkauf fälschungssicherer Tickets via SMS vorweisen. Die Veranstaltungskarten lassen sich auf jedes Mobiltelefon schicken und anschließend auf iPods, PDAs oder sogar Digitalkameras speichern. SoDash hat ein Social-Media-Monitoring-Tool anzubieten, das die aus „sozialen“ Kanälen gefischten Daten klassifiziert, priorisiert und weiterleitet. Mit Hilfe dieser Informationen sollen die Unternehmen ein besseres Gefühl dafür bekommen, was über sie und ihre Marken online gepostet wird.

Zu den "Code_n"-Siegern zählt EnergyDeck. Das Unternehmen offeriert eine Community-basierende Plattform, mit der Firmen ihren Energieverbrauch verringern sollen, indem sie auf die kollektive Intelligenz der Nutzer hinsichtlich Benchmark- Kriterien und Sparvorschlägen zugreifen. Eine Art „Google Analytics“ für das digitale Fernsehen hat Iptvbeat geschaffen. Das Tool beobachtet das Verhalten der Zuschauer und verarbeitet die Informationen in Echtzeit, was nicht nur die Fernsehsender, sondern auch die Werbetreibenden interessieren dürfte. Einblicke in die Verhaltensmuster von Einzelhandelskunden liefert Viewsy. Unter dem Motto "Analytics for the Offline World" misst das Softwarewerkzeug anhand von Mobilfunksignalen die Loyalität der Kunden oder die Zeit, die sie im Geschäft verbringen. Am diesjährigen Wettbewerb des Branchenverbands Bitkom für Startup-Unternehmen werden nach Angaben der CeBIT insgesamt sechs britische Firmen teilnehmen, darunter auch der Big-Data-Spezialist Massive Analytic sowie Soma Analytics.

Soma will mit einer Anwendung aus dem Dunstkreis der Work-Life-Balance punkten: Der Stress- Grad eines Arbeitnehmers soll sich demnach an den Bewegungen seines Handys ablesen lassen. Alle 50 Code_n-Finalisten können in Halle 16 in Augenschein genommen werden. Wiederum in der Halle 6 stellt sich die Tech City vor, nach Angaben der CeBIT der größte und am schnellsten wachsende "IT-Cluster" Europas. Nahe dem ehemaligen Olympia- Gelände im Ost-Londoner Stadtteil Shoreditch gelegen und von der britischen Regierung unterstützt, beherbergt die Tech City mittlerweile mehr als 1200 Unternehmen aus der IT-/Digital-Branche. Neben Google, Cisco, Amazon und Zalando hat sich dort auch eine lebendige Gründerszene angesiedelt. Die „Business Lounge“, die Lord Green schon im vergangenen Jahr in Aussicht stellte, ist ebenfalls für die Halle 6 vorgesehen. British Telecom stellt dafür die Dolby-Surround- Konferenztechnik zur Verfügung.

Forschung satt in Halle 9

Ein zweiter Partnerland-Stand ist in der Ce-BIT-Halle 9 zu finden. Dort haben vor allem Universitäten und Forschungsinstitute die Möglichkeit, ihre Leistungsfähigkeit herauszustellen – unter dem Schirm des UKTI. Insgesamt erwartet CeBIT-Chef Frese in diesem Jahr 100 Aussteller aus dem Vereinigten Königreich. Das sind doppelt so viele wie im vergangenen Jahr, wenn auch nicht ganz so viele, wie Frese sich noch im November erhoffte, als er die Zahl 150 in den Raum stellte. Verdreifacht hat sich allerdings die von britischen Ausstellern belegte Fläche. Über die Ausstellungsfläche hinaus nutzt Großbritannien aber auch das „Haus der Nationen“ auf dem Messegelände, um sich darzustellen.

Die ganze CeBIT über finden dort vom Partnerland organisierte Veranstaltungen statt. So beispielweise am Dienstagnachmittag (11. März) ein Meeting der "Women Leaders in Tech", also der weiblichen Manager und Meinungsführer in der IT-Branche. Außerdem steigt im Haus der Nationen auch der „Britisch-Deutsche ITK-Gifel“. Hier spricht unter anderen Joanna Shields, die Vorsitzende von Tech City UK. Auch Ian Livingston of Parkhead, der neue britische Handelsminister, wird einen Beitrag leisten. Der in den Adelsstand erhobene Politiker weiß, wovon er redet: Er war lange Jahre Mitglied des Topmanagements von British Telecom.