Cloud Computing

Clevere Alternativen zu Azure, Amazon und Google

10.10.2018 von Andreas Bachmann
Mit umfangreichen Service-Portfolios und günstigen Preisen dominieren Azure, AWS und Google den Public-Cloud-Markt. Doch die schiere Größe bringt Kunden nicht nur Vorteile. Dieser Artikel stellt einige interessante Cloud-Alternativen vor.

Wenn Unternehmen ihre IT in die Cloud verlagern wollen und dafür einen Anbieter suchen, denken sie in der Regel zuerst an Microsoft Azure, Amazon Web Services (AWS) oder Google Cloud. Die Public Cloud Provider sind weltbekannt und bieten ein umfangreiches Service-Angebot sowie viele Vorteile aufgrund der hohen Skalierbarkeit und Flexibilität.

Für Unternehmen mit speziellen Anforderungen gibt es gute Alternativen zu den Cloud-Giganten AWS, Azure und Google.
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Speziell Microsoft Azure hat in letzter Zeit enorm zugelegt und konnte im ersten Geschäftsquartal sogar die Amazon-Cloud beim Umsatzwachstum überholen. Firmenspezifische Anforderungen oder Compliance-Vorgaben sorgen jedoch immer öfter dafür, dass deutsche Unternehmen nach anderen Optionen Ausschau halten müssen.

Unter dem Namen Windows Azure lancierte Microsoft 2010 erstmals eine Cloud-Computing-Software. Mittlerweile heißt das Produkt nur noch Azure und nach Herstellerangaben nutzen es 90 Prozent aller Fortune-500-Unternehmen. Damit zählt Microsoft neben Amazon Web Services (AWS) und Google zu den weltweit größten Public-Cloud-Anbietern.

Vorteile der Azure Cloud

Die Azure-Cloud bietet zahlreiche Vorteile: Die Basisvarianten für Dienste wie Storage, Computing oder Load Balancing sind zu günstigen Preisen bestellbar. Zudem sind alle Dienstleistungen global verfügbar und das flexible System unterstützt viele Programmiersprachen, Betriebssysteme und Frameworks.

Die einzelnen Dienste sind in der Regel per Mausklick buchbar und die Konfiguration der Cloud ist auch für Laien verständlich. Grenzen zeigen sich erst, wenn es um die Administration der Cloud geht. Aufgrund der günstigen Preise ist der persönliche Support eingeschränkt und die Kunden benötigen eigene IT-Experten, die das System administrieren und Abstürze managen. Auch wenn die Unterstützung der oben genannten Dienste einmal nicht funktioniert, sind für die Fehlersuche und -behebung sowie für die zu administrativen Zwecken notwendige Dokumentation interne Fachleute gefragt.

Systemabstürze gibt es auch in der Public Cloud

Generell versuchen alle Provider das Ausmaß von Ausfällen so gering wie möglich zu halten. Systemabstürze können sie aber nicht gänzlich vermeiden. Bei Azure war beispielsweise vor einigen Jahren der Storage-Dienst einige Stunden lang nicht verfügbar. Da jedoch die Nutzung vieler Dienste und Kundenanwendungen auf diesem Storage-Service basiert, kamen viele Kunden in Bedrängnis. Der Fehler lag letztlich an einem abgelaufenen zentralen SSL-Verschlüsselungszertifikat, das für die Kommunikation zwischen verschiedenen Azure-Diensten notwendig ist, und damals nicht rechtzeitig erneuert wurde.

Darüber hinaus setzt die Azure-Cloud Unternehmen mit besonderen Anforderungen Grenzen, zum Beispiel im Compliance-Bereich. So hält Microsoft den US-amerikanischen Patriot Act ein. Das heißt, die US-Regierung kann potenziell auf alle in Azure gespeicherten Daten zugreifen - selbst dann, wenn der Hauptsitz des gehosteten Unternehmens außerhalb der USA liegt und die Daten in einem anderen Land gespeichert werden.

Für Unternehmen, die ihre Kunden vor einem solchen Zugriff schützen müssen, könnte daher eine alternative Cloud-Lösung von Interesse sein. Dies gilt auch für Firmen, die aufgrund ihrer Anforderungen eine individuelle Implementierung benötigen. Die damit einhergehende Kostenkalkulation gestaltet sich bei Azure manchmal schwierig und die Gesamtausgaben fallen aufgrund der extremen Skalierbarkeit schnell höher aus als geplant.

Fünf Cloud-Optionen anstelle von Microsoft Azure

Unternehmen, die nach einer Alternativlösung zu Azure Ausschau halten, haben auch abseits von AWS und Google gute Optionen. Zwar vereinen die großen Drei den größten Funktionsumfang im Rahmen ihrer Cloud-Angebote, aber die meisten Unternehmen benötigen gar nicht alle angebotenen Dienste und Funktionen. Wenn man seine projektspezifischen Anforderungen genau kennt, fällt die Entscheidung für einen der folgenden Alternativanbieter in jedem Fall leichter.

CloudVPS

Der niederländische Cloud-Anbieter hat mit NextVPS und Openstack gleich zwei Lösungen im Gepäck. Ob einzelne Maschine oder individuelles dediziertes Infrastruktur-Cluster, das Standardangebot lässt sich mit den Paketen Standard, Small HD, Medium HD sowie High Memory auf unterschiedliche Anforderungen zuschneiden. Entwickler und erfahrene Nutzer können auf das OpenStack-Angebot zurückgreifen. Die Plattform bietet hohe Flexibilität und Performance sowie eine Kontrollmöglichkeit via API.

DigitalOcean

Der Provider aus den USA bietet ein nutzerfreundliches Frontend und kurze Bereitstellungszeiten. Das Angebot ist bewusst einfach gehalten und verzichtet auf gängige API-Funktionen. Man erhält Computing (vor allem Automatisierung) und Storage (Speicher), aber keinen Datenbankdienst. Wer eine Datenbank braucht, muss den Server dafür selber aufsetzen und die Datenbank darauf installieren. Da man dafür IT-Know-how braucht, wendet sich DigitalOcean hauptsächlich an erfahrene Webentwickler.

Open Telekom Cloud

Das Public-Cloud-Angebot der Deutschen Telekom AG basiert auf OpenStack-Technologie. Der Funktionsumfang bietet keine Maschine-Learning-Möglichkeiten, ist aber größer als bei DigitalOcean. Auch die Zielgruppe ist weiter gefasst. Die Open Telekom Cloud adressiert alle Unternehmensgrößen - vom kleinen Start-up bis zum Großkonzern - und orientiert sich an den großen Public-Cloud-Anbietern. Deren Angebotspalette ist zwar größer, hat aber den Nachteil, dass der Datenschutz nicht immer gewährleistet ist, weil der Betrieb im Ausland stattfindet. Open Telekom wird dagegen in Deutschland gehostet und unterliegt der EU-DSGVO. Das Angebot eignet sich somit speziell für Unternehmen, deren Datenverarbeitung europäischem beziehungsweise deutschem Recht unterliegt.

SAP Cloud Platform

Die Cloud der SAP richtet sich an große Unternehmen, die bereits SAP-Produkte einsetzen. Dabei handelt es sich genau genommen um Platform-as-a-Service (PaaS), SAP ist kein Anbieter von Infrastruktur-Dienstleistungen (Infrastructure-as-a-Service, IaaS) oder anderen Servicemodellen. Auf den Plattformen werden primär Dienste für die Entwicklung, Integration und den anschließenden Betrieb von Cloud-Anwendungen und Erweiterungen bereitgestellt, die SAP-Produkte bereits installiert haben.

Oracle Cloud

Die Cloud von Oracle steht in direkter Konkurrenz zu AWS und bietet fast so viele Funktionen wie die anderen großen Public-Cloud-Anbieter. Der Softwarehersteller agiert ähnlich wie SAP. Allerdings fokussiert sich die Cloud nicht ganz so stark auf die eigene Software, sondern bietet übergreifend IaaS, PaaS, Software-as-a-Service (SaaS)und Data-as-a-Service (DaaS). Es sind über 400 Standardapplikationen von Partnern (zum Beispiel CRM-Zusatzmodule oder eine Oracle-ERP-Lösung) sowie ergänzende Apps integriert, die schon vorher Bestandteil der Software waren.

Private Cloud als Alternative

Als Alternative zur Public Cloud können Unternehmen eine Private Cloud einsetzen - vorausgesetzt sie bietet die passenden Funktionen. Die Private Cloud ist für Unternehmen geeignet, die zwar die Vorteile der Cloud nutzen wollen, aber anders als bei der Public Cloud, eine private, von den anderen Kunden abgeschottete Infrastruktur benötigen.

Moderne Private Clouds bieten zahlreiche Funktionalitäten, die in einer Public Cloud verfügbar sind, aber auf einer eigens für den Kunden aufgebauten Infrastruktur. Steuern lässt sich so eine Lösung über eine grafische Benutzeroberfläche: Darüber können virtuelle Maschinen hoch- und herunterfahren oder Ressourcen mit mehr Power (RAM oder Festplattenspeicherplatz ausgestattet werden. Zum Speichern und Auswerten von Logfiles stehen ein zentraler Storage (Speicherplatz) und ein Logsystem zur Verfügung. Backup-Konzepte sind ebenfalls inkludiert. Anders als bei den großen Public-Cloud-Anbietern erfolgt die Skalierung meist etwas starrer.

Cloud-Provider-Auswahl - der konkrete Bedarf zählt

Für Unternehmen, die ihre IT in die Cloud verlagern wollen, stehen neben den drei großen Public-Cloud-Anbietern gute Alternativen zur Verfügung. Beispiele sind CloudVPS, DigitalOcean, Open Telekom Cloud, SAP Cloud Platform und Oracle Cloud. Welche die richtige Wahl ist, kommt auf die konkreten Anforderungen an. Unternehmen, die diese im Vorfeld genau analysieren, werden die passende Lösung mit Sicherheit finden.

Gute Provider bieten in diesem Prozess Unterstützung an und der Kunde entwickelt so zusammen mit dem Cloud- und Hosting-Dienstleister die richtige Strategie. Im Ergebnis lässt sich der passende Cloud-Anbieter sinnvoll auswählen. Und für alle, die auf die großen Clouds wie Azure, AWS oder Google setzen, gibt es passende Managed Services.