Besser, schneller und billiger. Das sind laut Sempert die entscheidenden Argumente für die wachsende Akzeptanz von Cloud-Computing-Diensten. Insbesondere mittelständische Unternehmen würden davon profitieren. In einer Analyse unter dem Titel "Umgestaltung der Unternehmens-IT - SaaS und Cloud werden zum Mainstream" prognostiziert der Experte des internationalen Beratungshauses Saugatuck Technology tiefgreifende Veränderungen durch die Wolken-IT.
Im Jahr 2014 werden Unternehmen demnach mindestens 40 Prozent ihrer für neue IT-Systeme vorgesehenen Finanzmittel in Cloud-basierende Lösungen investieren. Fast die Hälfte der neu hinzugekommenen IT-Workloads soll dann auf Cloud-Installationen laufen. Unterm Strich, so die Prognose, würden professionelle Anwender in vier Jahren mehr als ein Viertel ihrer gesamten IT-Arbeitslasten in der Cloud erledigen. Heute liegt der Wert nach Saugatuck-Schätzungen zwischen 15 und 20 Prozent.
Cloud-Softwareanbieter wachsen schneller
Einen Beleg für das schnelle Vordringen des Cloud-Konzepts sieht Sempert auch in der Entwicklung der diversen Softwareanbieter. Zwar litten alle Unternehmen unter der weltweiten Krise. Doch im Vergleich zu Softwarehäusern klassischer Prägung (ISVs = Independent Software Vendors) hätten Cloud-orientierte Anbieter von Business-Software im SaaS-Modell sehr viel besser abgeschnitten. Bis zum Jahr 2011 könnten sie mit steigenden Wachstumsraten von 25 Prozent und mehr rechnen.
Vor allem die sogenannten Master Brands und On-Premise-Marktführer bewegten sich aggressiv in Richtung Cloud Computing, beobachtet der Analyst. Zu den traditionellen Masterbrands zählt er Branchenschwergewichte wie IBM, Microsoft, Oracle, HP und SAP, die allesamt bereits viel Geld in Cloud-Angebote investiert haben. In den kommenden 24 Monaten würden sich diese Investitionen auszahlen. Den Branchenriesen stehen in der Saugatuck-Diktion die "aufstrebenden Masterbrands" Google, Salesforce und Amazon gegenüber.
Von den etablierten unabhängigen Softwarehäusern hätten bereits 40 bis 45 Prozent den Weg in die Cloud beschritten, so die Auguren. In diesem Kontext entwickle sich die Cloud-Variante Platform-as-a-Service (PaaS) zum "entscheidenden Kriegsschauplatz" für die Master Brands. Unter PaaS verstehen die Cloud-Protagonisten in erster Linie Entwicklungsplattformen, auf denen Kunden ihre Anwendungen entwickeln und anschließend in der Cloud betreiben lassen. Für die alteingesessenen Softwareanbieter sieht Sempert die Zeit knapp werden: Investierten sie nicht rechtzeitig in Cloud-Lösungen, würden sie an den Rand gedrängt.
CRM und Collaboration künftig aus der Cloud
Geschäftsanwendungen aus der Cloud zu beziehen wird in zwei Jahren der Normalfall sein, erwartet Saugatuck. Dabei ständen CRM-Lösungen, Systeme für Kundenservice- und -support sowie für Collaboration ganz oben auf der Prioritätenliste. CRM-Anwendungen würden dabei zunehmen mit BI-Komponenten verbunden (BI = Business Intelligence). In den vergangenen Jahren hätten Unternehmen in Sachen SaaS in der Regel Best-of-Breed-Lösungen bevorzugt, so Sempert weiter. Ab dem Jahr 2013 erwartet er eine Entwicklung hin zu einer "Plattform-getriebenen Integration" von SaaS und On-Premise-Lösungen, also Systemen, die die Kunden weiterhin vor Ort betreiben.
Kunden zufrieden mit Cloud-Providern
Mit den Leistungen der Cloud-Anbieter sind die Unternehmen bisher sehr zufrieden, beobachtet Saugatuck. Diese Erkenntnis deckt sich mit Ergebnissen einer exklusiven Studie der COMPUTERWOCHE. Dabei vergaben die befragten Anwender auf einer Skala von 1 (sehr gute Erfahrung) bis 6 (sehr schlechte Erfahrung) den Durchschnittswert 1,89. Die befragten Mitarbeiter aus der IT-Abteilung bewerteten die Leistungen mit einer gemittelten Note von 2,03.
Sempert erwartet, dass die Zufriedenheit mit Cloud-Diensten bis zum Jahr 2014 auf hohem Niveau bleibt. Doch trotz des insgesamt guten Abschneidens der Cloud-Anbieter sehen die Anwender laut der Saugatuck-Erhebung in einigen Bereichen Verbesserungsbedarf. Dazu zählen beispielsweise Workflow-Fähigkeiten, Integration, Personalisierung und die Unterstützung von mobilen Geräten. Vor allem im Bereich Platform-as-a-Service (PaaS) hegten Entwickler aus Anwenderunternehmen und Softwarehäusern nach wie vor Bedenken, beobachten die Analysten. Diese drehten sich beispielsweise um eine drohende Abhängigkeit von Cloud-Anbietern, aber auch um mögliche Ausfälle, Leistungsgarantien/SLAs und Security- oder Compliance-Anforderungen. Bis zum Jahr 2014 werden sich derartige Befürchtungen indes verflüchtigt haben, prognostizieren die Auguren. Die Softwareentwicklung via PaaS und Cloud Computing werde dann die vorherrschende Methode sein, wie Unternehmen neue Business-Anwendungen erstellen und betreiben. (wh)