Analyse

"Cloud und SaaS werden zum Mainstream"

23.06.2010 von Wolfgang Herrmann
Schon jetzt ist Cloud Computing der dominierende globale Trend in der Unternehmens-IT, urteilt Frank Sempert vom Beratungshaus Saugatuck Technology. Bis zum Jahr 2014 sollen sich Cloud-Services zum integralen Bestandteil der IT entwickelt haben.

Besser, schneller und billiger. Das sind laut Sempert die entscheidenden Argumente für die wachsende Akzeptanz von Cloud-Computing-Diensten. Insbesondere mittelständische Unternehmen würden davon profitieren. In einer Analyse unter dem Titel "Umgestaltung der Unternehmens-IT - SaaS und Cloud werden zum Mainstream" prognostiziert der Experte des internationalen Beratungshauses Saugatuck Technology tiefgreifende Veränderungen durch die Wolken-IT.

Geschäftsanwendungen aus der Cloud zu beziehen wird in zwei Jahren der Normalfall sein, erwartet Saugatuck-Experte Frank Sempert.

Im Jahr 2014 werden Unternehmen demnach mindestens 40 Prozent ihrer für neue IT-Systeme vorgesehenen Finanzmittel in Cloud-basierende Lösungen investieren. Fast die Hälfte der neu hinzugekommenen IT-Workloads soll dann auf Cloud-Installationen laufen. Unterm Strich, so die Prognose, würden professionelle Anwender in vier Jahren mehr als ein Viertel ihrer gesamten IT-Arbeitslasten in der Cloud erledigen. Heute liegt der Wert nach Saugatuck-Schätzungen zwischen 15 und 20 Prozent.

Was Anwender vom Cloud Computing halten
CW-Umfrage im Überblick
Hier finden Sie die wichtigsten Ergebnisse der CW-Umfrage zum Cloud Computing im Überblick.
Die meisten beobachten die Cloud
Die Cloud beschäft nahezu jeden Anwender. Knapp 85 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich mit den Thema auseinandersetzen.
Viele beziehen bereits Services
Oft lassen die Anwender den Überlegungen auch Taten folgen. Knapp 30 Prozent beziehen bereits Dienste aus der Wolke. Ausdrücklich gegen eine Cloud-Nutzung haben sich weniger als 15 Prozent ausgesprochen.
Applikationen sind beliebt
Wenn sich Anwender für Cloud-Angebote interessieren, dann vor allem für Geschäftsanwendungen und Speicherkapazitäten.
Cloud-Dienste gegen Lastspitzen
Die Befragten schätzen die Flexibilität der Cloud-Services. Sie nutzen derartige Dienste beispielsweise, um Lastspitzen abzufedern.
Die Skepsis bleibt
Die Bedenken richten sich vor allem gegen Sicherheits- und Datenschutzproblemen.
Amazon und Google führen
Nach Einschätzung der Befragten führen Amazon und Google derzeit das Feld der Cloud-Provider an.
In fünf Jahren: Platzhirsch ist Google
Auch in fünf Jahren wird Google zu den führenden Anbietern zählen, doch die traditionellen IT-Anbieter haben aufgeholt.
Klassische Provider genießen Vertrauen
Google hat ein wesentliches Problem. Die Anwender vertrauen dem Konzern nicht. Sie wenden sich lieber an etablierte Anbieter wie IBM und T-Systems.
Sympathien für die Deutsche Cloud
Der Bitkom hat auf der CeBIT 2010 vorgeschlagen, eine deutsche Cloud zu installieren. Das trifft durchaus auf Zustimmung der Anwender.
Wichtige Daten bleiben inhouse
Dennoch speichern die Nutzer ihre kritischen Daten ungern in der Wolke.
Kein Einfluss auf die interne IT
Cloud wird die heutige IT um Services ergänzen, die Arbeit der internen IT aber nicht überflüssig machen.

Cloud-Softwareanbieter wachsen schneller

Einen Beleg für das schnelle Vordringen des Cloud-Konzepts sieht Sempert auch in der Entwicklung der diversen Softwareanbieter. Zwar litten alle Unternehmen unter der weltweiten Krise. Doch im Vergleich zu Softwarehäusern klassischer Prägung (ISVs = Independent Software Vendors) hätten Cloud-orientierte Anbieter von Business-Software im SaaS-Modell sehr viel besser abgeschnitten. Bis zum Jahr 2011 könnten sie mit steigenden Wachstumsraten von 25 Prozent und mehr rechnen.

Vor allem die sogenannten Master Brands und On-Premise-Marktführer bewegten sich aggressiv in Richtung Cloud Computing, beobachtet der Analyst. Zu den traditionellen Masterbrands zählt er Branchenschwergewichte wie IBM, Microsoft, Oracle, HP und SAP, die allesamt bereits viel Geld in Cloud-Angebote investiert haben. In den kommenden 24 Monaten würden sich diese Investitionen auszahlen. Den Branchenriesen stehen in der Saugatuck-Diktion die "aufstrebenden Masterbrands" Google, Salesforce und Amazon gegenüber.

Von den etablierten unabhängigen Softwarehäusern hätten bereits 40 bis 45 Prozent den Weg in die Cloud beschritten, so die Auguren. In diesem Kontext entwickle sich die Cloud-Variante Platform-as-a-Service (PaaS) zum "entscheidenden Kriegsschauplatz" für die Master Brands. Unter PaaS verstehen die Cloud-Protagonisten in erster Linie Entwicklungsplattformen, auf denen Kunden ihre Anwendungen entwickeln und anschließend in der Cloud betreiben lassen. Für die alteingesessenen Softwareanbieter sieht Sempert die Zeit knapp werden: Investierten sie nicht rechtzeitig in Cloud-Lösungen, würden sie an den Rand gedrängt.

CRM und Collaboration künftig aus der Cloud

Geschäftsanwendungen aus der Cloud zu beziehen wird in zwei Jahren der Normalfall sein, erwartet Saugatuck. Dabei ständen CRM-Lösungen, Systeme für Kundenservice- und -support sowie für Collaboration ganz oben auf der Prioritätenliste. CRM-Anwendungen würden dabei zunehmen mit BI-Komponenten verbunden (BI = Business Intelligence). In den vergangenen Jahren hätten Unternehmen in Sachen SaaS in der Regel Best-of-Breed-Lösungen bevorzugt, so Sempert weiter. Ab dem Jahr 2013 erwartet er eine Entwicklung hin zu einer "Plattform-getriebenen Integration" von SaaS und On-Premise-Lösungen, also Systemen, die die Kunden weiterhin vor Ort betreiben.

Kunden zufrieden mit Cloud-Providern

Mit den Leistungen der Cloud-Anbieter sind die Unternehmen bisher sehr zufrieden, beobachtet Saugatuck. Diese Erkenntnis deckt sich mit Ergebnissen einer exklusiven Studie der COMPUTERWOCHE. Dabei vergaben die befragten Anwender auf einer Skala von 1 (sehr gute Erfahrung) bis 6 (sehr schlechte Erfahrung) den Durchschnittswert 1,89. Die befragten Mitarbeiter aus der IT-Abteilung bewerteten die Leistungen mit einer gemittelten Note von 2,03.

Sempert erwartet, dass die Zufriedenheit mit Cloud-Diensten bis zum Jahr 2014 auf hohem Niveau bleibt. Doch trotz des insgesamt guten Abschneidens der Cloud-Anbieter sehen die Anwender laut der Saugatuck-Erhebung in einigen Bereichen Verbesserungsbedarf. Dazu zählen beispielsweise Workflow-Fähigkeiten, Integration, Personalisierung und die Unterstützung von mobilen Geräten. Vor allem im Bereich Platform-as-a-Service (PaaS) hegten Entwickler aus Anwenderunternehmen und Softwarehäusern nach wie vor Bedenken, beobachten die Analysten. Diese drehten sich beispielsweise um eine drohende Abhängigkeit von Cloud-Anbietern, aber auch um mögliche Ausfälle, Leistungsgarantien/SLAs und Security- oder Compliance-Anforderungen. Bis zum Jahr 2014 werden sich derartige Befürchtungen indes verflüchtigt haben, prognostizieren die Auguren. Die Softwareentwicklung via PaaS und Cloud Computing werde dann die vorherrschende Methode sein, wie Unternehmen neue Business-Anwendungen erstellen und betreiben. (wh)