CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Juni 2006

18.07.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings. Die meistgenannten Unternehmen, die meistgenannten Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT-Manager im Juni.

Freie Bahn für Telekom-Vorstand

Die Top 10 der meistgenannten Vorstände von IT-Unternehmen im Juni 2006.

Ende Juni hagelte es für Kai-Uwe Ricke Kritik. Das Manager-Ranking der Beratungsfirma Marketing Corporation bescherte dem Telekom-Chef den letzten Platz unter den deutschen Top-Führungskräften. Mit der Note 3,8 übernahm Ricke die Rote Laterne von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Eine europäische Studie des "Manager Magazins" bescheinigte dem Telekom-Vorstand zudem, eine äußerst magere Rendite erwirtschaftet zu haben. Trotz oder gerade wegen der schlechten Noten landet der Telekom-Chef im COMPUTERWOCHE-Ranking auf Platz eins. Der Telekom-Manager hatte im vergangenen Monat aber auch Erfolge zu verbuchen. Im Streit um Anteile des polnischen Mobilfunk-Marktführers PTC hat das Wiener Schiedsgericht den Weg für eine Übernahme der Telekom freigeräumt. Die Analysten von Sal. Oppenheimer sehen in der greifbaren Übernahme einen entscheidenden Schritt für Rickes internationalen Expansionspläne. Auch einer Integration des Internetanbieters T-Online in das ehemalige Mutterhaus steht nichts mehr im Wege. Der Bundesgerichtshof gab Anfang Juni grünes Licht für eine Verschmelzung der beiden Unternehmen, gegen die einige Aktionäre Beschwerde eingelegt hatten. Damit sei der Konzern „einen wesentlichen Schritt weitergekommen auf dem Weg zu einer optimalen Aufstellung“, ließ Herr Ricke in einer Mitteilung verlauten. Seinem Ziel, bis Ende kommenden Jahres eine Million Kunden zu gewinnen, die Kombiprodukte aus Telefon, Internet und Fernsehen beziehen (Triple Play, siehe hierzu CW-TV: Welche Vorteile bietet Triple Play? und den Beitrag Triple Play verändert Unternehmen), ist Ricke damit näher gekommen. Die Telekom verliert derzeit noch jeden Monat rund 160.000 Festnetzkunden. Mit der Fusion hat sie die Chance, die Abwanderung zu stoppen, doch ist abzuwarten, wie schnell und reibungslos Konzern-Chef Ricke die Integration der Internetsparte vorantreiben kann.

Starke Nerven für Spoerr

Starke Nerven brauchen nicht nur die Freenet-Anleger bei der derzeitigen Achterbahnfahrt des Freenet-Börsenkurses, sondern auch „Firmen-Chef Eckhard Spoerr beim Streit um die Fusion zwischen Freenet und Mobilcom. Das Gezerre um eine Einigung beschert dem Vorstandschef der beiden Unternehmen den zweiten Platz des COMPUTERWOCHE-Rankings. Das Kieler Landesgericht hatte eine außergerichtliche Einigung angeregt, seitdem liegen die beiden Parteien im Clinch. Eckhard Spoerr hatte zwischenzeitlich bereits einen Verkauf von Freenet angedroht, falls das Oberlandesgericht Schleswig in der zweiten Instanz die Fusion platzen lassen sollte. Die beiden Parteien haben bis zum 8. August Zeit für eine Einigung, danach entscheidet das Kieler Gericht über die Zukunft der Unternehmen. Grund des Streits sind die Forderungen einiger Mobilcom-Aktionäre, vor der Fusion Schadensersatzansprüche in Milliardenhöhe gegenüber dem Ex-Großaktionär France Télécom zu prüfen. Doch Spoerr ist Ärger gewohnt. Mit seinem Unternehmen Freenet befand er sich lange Zeit auf der Überholspur, bis er vor etwa einem Jahr von Thorsten Grenz, Vorstand der Freenet-Mehrheitseignerin Mobilcom ausgebremst wurde. Dieser sah sich bereits an der Spitze der beiden Unternehmen, als Spoerr überraschend die Führung übernahm.

Kagermanns Blick in die Kristallkugel

Die Top 25 der meistgenannten Vorstände von IT-Unternehmen im Juni 2006.

SAP Vorstand Henning Kagermann belegte im Juni Rang drei der meistgenannten IT-Manager. Im Juni wurde der Chef des größten deutschen Softwarehauses in der Presse mit einer Aussage zitiert, die bereits einige Monate zurück lag, sich jetzt aber bewahrheitete. Im Juni hat SAP als letztes der Dax-30-Unternehmen einen Betriebsrat gewählt. Lange Zeit hatte sich der Vorstand vehement gegen die Einführung eines Betriebsrates gewählt. Letztlich lenkte das Management ein und gab bekannt, die Wahl selbst zu organisieren, um den Einfluss der Gewerkschaften so gering wie möglich zu halten. „Wenn es einen Betriebsrat bei SAP geben muss, dann einen Betriebsrat aus unserer Mitte, der sich unserer besonderen Firmenkultur und unseren Werten verpflichtet fühlt“, beschwor Vorstandssprecher Kagermann. Die 11.000 SAP-Beschäftigen wählten lediglich drei Vertreter der gewerkschaftsnahen Liste, die die Wahl gegen die Mehrheit der SAP-Mitarbeiter durchgesetzt hatte, in den 37-köpfigen Betriebsrat. Ob Kagermanns zuversichtliche Vorhersagen bezüglich SAPs ESA-Strategie ebenfalls zutreffen, ist noch fraglich. Die Akzeptanz der Kunden auf den Umbau der SAP-Softwarelandschaft in eine Service-orientierte Architektur (SOA) ist laut der Untersuchung der Analysten von Raad Consult Ende vergangenen Jahres eher zögerlich. All diejenigen, die dennoch auf die Weitsicht des SAP-Chefs vertrauen, können weitere Kagermann'sche Weisheiten und Vorhersagen in seinem neu erschienenen Buch „Geschäftsmodelle 2010“ nachlesen.

Krammer und Ziebart stellen langfristig Weichen

E-Plus-Vorstand Michael Krammer und Infineon-Chef Wolfgang Ziebart teilten sich im vergangenen Monat den vierten Platz des IT-Manager-Rankings. Michael Krammer machte vor allem durch seinen geplanten Umbau des drittgrößten deutschen Mobilfunk-Konzerns in den Medien auf sich aufmerksam. Die neue Strategie will der E-Plus-Chef erst Mitte Juli verkünden, sein Ziel ist aber schon jetzt klar definiert: E-Plus soll zu einem Mobilfunk-Discounter mit günstigen Standartangeboten werden. Dem ehemaligen Chef des österreichischen Mobilfunkers Tele.ring eilt der Ruf eines strengen Regimes voraus. Was bereits zu einigen Diskussionen in der Presse über erhebliche Stellenstreichungen bei E-Plus geführt hat, die von dem Telekommunikationsunternehmen aber bestritten wurden.

Wolfgang Ziebart hat die Weichen bei Infineon auf Umstrukturierung gestellt. Der neue Chef des Chipriesen kündigte den baldigen Börsengang der Speicherchiptochter Qimonda an der New Yorker Börse an. Bei den Vorbereitungen liege Infineon „im Plan“, sagte Ziebart und stellte den Börsengang für das zweite Halbjahr in Aussicht. Ein mutiger Schritt, rund 40 Prozent des Konzernumsatzes werden derzeit von der Speicherchip-Sparte generiert.

Ganswindt macht klaren Tisch

Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt hat sich gegen eine Aufspaltung der kriselnden Kommunikationssparte Com ausgesprochen. „Für uns ist es ein großer Vorteil, in beiden Segmenten vertreten zu sein“ sagte er bei einer Handelsblatt-Tagung in Bonn. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Spekulationen über den möglichen Verkauf von Teilen der Sparte gegeben. Ganswindt, Siemens-Vorstand für die beiden Problembereiche Com und Siemens Business Services, macht damit klaren Tisch und landet auf Platz fünf des COMPUTERWOCHE-Rankings.