CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im März 2008

11.04.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im März 2008.

René Obermann -T-Systems streicht Stellen

Auch in diesem Monat ist der Telekomchef René Obermann wieder unangefochten auf Platz eins des Computerwoche Rankings. Bereits auf der CeBIT 2008 hat T-Systems-CEO Reinhard Clemens den US-amerikanischen Offshore-Spezialisten Cognizant als neuen Partner der T-Systems vorgestellt. "Mit Cognizant haben wir unseren Wunschpartner gefunden", sagte René Obermann. "Gemeinsam bieten wir einen Mix aus Offshore- und Onsite-Services sowie interna-tionale Präsenz und eine ausgebaute Branchenkompetenz." Den guten Zugang zur Automobil- und TK-Branche sowie zur öffentlichen Hand ergänzt Cognizant um Prozesswissen in der Finanz- und Medizinindustrie. Über die Auswirkungen der Kooperation auf die hiesige Belegschaft machten die beiden Partner Anfang März noch keine detaillierten Angaben. In der neuen Konstellation sind vor Ort vor allem Mitarbeiter im Vertrieb und Projekt-Management sowie in Bera-tung, Konzeption und Design gefragt. Die Anwendungsentwicklung wird künftig in Indien und China betrieben. Was das für rund 3.500 Softwareentwickler in Deutschland bedeutet, ließen Clemens und Obermann noch offen. "Es gibt Restrukturierungsbedarf sowohl bei T-Systems als auch bei der Telekom. Wir werden den Prozess mit den Sozialpartnern abstimmen", betonte Obermann damals. Ende März dann hat sich der Vorhang der Unwissenheit gelüftet. Die Deutsche Telekom hat vor, jedes Jahr zirka 3.000 bis 4.000 Stellen bei T-Systems zu streichen. Von den Stellestreichungen betroffen ist die Sparte Systemintegration, die weltweit 15.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 8.000 in Deutschland. Der Stellenabbau ist Teil des laufenden Sparprogramms, mit dem T- Systems die Kosten bis zum Jahr 2010 um rund 800 Millionen Euro senken will.

Henning Kagermann auf einer Höhe mit Leo Apotheker

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände März 2008.
Foto: Computerwoche Redaktion

Im März hat es Henning Kagermann nach einer kurzen Verschnaufpause im Februar wieder in die Top 5 des COMPUTERWOCHE-Rankings geschafft. All umfassendes Thema war die Rückkehr zur bewährten Doppelspitze bei SAP. Die Strategie, bis zum endgütigen Ausscheiden des Vorstandes eine Doppelspitze mit dem zukünftigen Vorstandssprecher zu berufen hat bereits einmal hervorragend funktioniert. Damals war Henning Kagermann Hasso Plattners Stellvertreter, bis er schließlich 2003 alleiniger Vorstandssprecher und neuer CEO der SAP AG wurde. Jetzt möchte Kagermann, dass Leo Apotheker seinerseits vom Stellvertreter zum gleichberechtigten Vorstandssprecher aufsteigt. Kagermanns aktueller Vorstandsvertrag läuft bis Mai 2009. Dass er darüber hinaus zur Verfügung steht, gilt nach FTD-Informationen als unwahrscheinlich. Durch die Ernennung würde Apotheker eindeutig als Nachfolger von Konzernchef Kagermann positioniert. Die Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen. Nach den Statuten bedarf es noch einer Zustimmung des Aufsichtsrats, aber es sieht nicht danach aus, dass er diese verweigert.

Friedrich Joussen will Arcor

Mit Arcor schafft es Vodafone-Chef Friedrich Joussen im März auf Platz drei des Computerwoche-Rankings. Abgesehen vom Kaufpreis scheint die Übernahme von Arcor durch Vodafone nun definitiv auf den Weg gebracht zu sein. Einige Insider sind sich sogar sicher, dass die entsprechenden Verträge bereits unterschriftsreif bereit liegen. In einem Brief an die Mitarbeiter unterstrich Joussen, ebenfalls Aufsichtsratchef bei Arcor, die Bedeutung der Tochter für die weitere Strategie des Konzerns. Bereits jetzt hält Vodafone bereits 74 Prozent an Arcor. Mit Arcor, so Joussen, will das Unternehmen seine Wettbewerbsposition im Mobilfunk- und Festnetz-Markt verbessern. "Der von uns angestrebte Erwerb der Minderheitsanteile gibt uns die Möglichkeit, die Kooperation in der Technik und im Kundenservice zügig weiter auszubauen, um damit die Wettbewerbsposition im Mobilfunk und im Festnetz deutlich zu verbessern", schrieb Joussen nach einer Aufsichtsratssitzung an die Mitarbeiter. Das oberste Gremium war auf Antrag der Arbeitnehmerseite zu einer außerordentlichen Sitzung in Düsseldorf zusammengekommen, um mehr über die geplante Übernahme und deren mögliche Folgen für die Arbeitnehmer zu erfahren. Die Gewerkschaft Transnet hatte im Vorfeld die Befürchtung geäußert, dass bei einer Ver-schmelzung von Arcor und Vodafone nicht nur der Name Arcor verschwindet, sondern auch Arbeitplätze. Dies hat Joussen entkräftet. Gegenwärtig sei nicht geplant, die Marke Arcor aufzugeben, sagte Joussen bei der Aufsichtsratssitzung: "Solange die Marke Arcor noch so stark wächst, macht es keinen Sinn, sie vom Markt zu nehmen". Im Festnetzmarkt sei Arcor derzeit bekannter als Vodafone. Er bestätigte, dass der Vodafone-Konzern daran interessiert sei, die restlichen Anteile an Arcor von der Deutschen Bahn und der Deutschen Bank zu erwerben.

Eckhard Spoerr wieder oben auf

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände März 2008.
Foto: Computerwoche

Nachdem Freenet-Chef Eckhard Spoerr in den letzten Monaten hauptsächlich durch seinen Kampf mit Drillisch-Chef Paschalis Choulidis Schlagzeilen gemacht hat sowie mit seinem Ver-such, die mögliche Auflösung Freenets zu verhindern, scheint Spoerr nun am Ziel seiner Träume. Obwohl es Ende letzen Jahres noch aussah, dass die Zerschlagung von Freenet nur eine Frage der Zeit ist, ist sie jetzt definitiv vom Tisch. Es geht sogar soweit, dass Spoerr wieder nach dem Steuer greift, indem er den Rivalen Debitel übernehmen will. Spoerr verhandelt bereits mit dem US-Finanzinvestor Permira über den Kauf. Spoerr lässt außerdem mitteilen, dass die Ver-handlungen in einem fortgeschrittenen Stadium seinen. Er sei bereit, Debitels Schulden von rund einer Milliarde Euro zu übernehmen und Permira mit 24,9 Prozent zu beteiligen. Zudem solle Permira weiteres Bargeld erhalten. Damit entstünde ein potenter Spieler im Mobilfunkbereich, der mit seinen fast 20 Millionen Kunden sogar E-Plus und O2 in den Schatten stellen wür-de. Den Netzbetreibern erwüchse nach Einschätzung von Branchenkennern ein Konkurrent, der nicht dem Takt der Netzbetreiber hinterher hecheln müsste, sondern den Markt und den Wett-bewerb aktiv gestalten könnte, schreibt die Financial Times Deutschland. Ausgerechnet Drillisch droht nun auf der Strecke zu bleiben: Permira würde seinen Anteil durch Ausgabe neuer Freenet-Aktien. Bis zu 48 Millionen Stück darf der Vorstand ausgeben, hatte die Freenet-Hauptversammlung entschieden. Dabei kann die Gesellschaft das Bezugsrecht der bisherigen Aktionäre ausschließen. Ihr Anteil würde somit verwässern und MSP seine Sperrminorität verlieren. Noch ärger für Drillisch: Verkauft Freenet seine DSL-Sparte, um den Einstieg bei Debitel zu finanzieren, besitzt United Internet das Recht, aus der MSP auszusteigen - Drillisch müsste die Anteile übernehmen und United Internet auszahlen. Nach derzeitiger Marktkapitalisierung dürfte das etwa 125 Millionen Euro kosten. Das anzusehen, wäre Spoerr vermutlich ein Vergnügen, ist sich die Financial Times Deutschland sicher.

Harald Stöber und Arcors Zukunft

Die Vodafone-Festnetztochter Arcor will weiter aus eigener Kraft wachsen und ist an Übernahmen von Wettbewerbern nicht interessiert. "Wir sind Beobachter", sagte Arcor-Chef Harald Stöber der Nachrichtenagentur Reuters. Im Gegensatz zu manchem Branchenkonkurrenten sieht Stöber einen Zukauf von Kunden nicht als günstiger an, als sie von Wettbewerbern abzuwerben. "Da sagt mir mein Taschenrechner etwas anderes", so Stöber. Er will lieber vom Wachstum im DSL-Markt durch den Ausbau des Geschäfts mit Wiederverkäufern profitieren. Bislang vermarktet Vodafone über das Eschborner Unternehmen Komplettpakete unter eigenem Namen. Zudem will Stöber das Arcor-Netz ausbauen, um damit im kommenden Geschäftsjahr 70 Prozent der Bevölkerung zu erreichen. Das schnelle Wachstum am deutschen DSL-Markt werde noch zwei bis drei Jahre anhalten, sagte Stöber. "Wir merken zunehmend, dass sich Menschen zwischen 50 und 60 Jahren und darüber für das Internet begeistern. Bei den 20jährigen ist DSL schon sehr weit vorhanden, aber zunehmend interessieren sich bei den Jugendlichen auch Frauen für DSL." Um für die Zeit danach gerüstet zu sein, will Stöber ein eigenes Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL) bauen. Mit den höheren Bandbreiten will er das Fernsehen über das Internet (IPTV) richtig ausreizen. "Wenn das Wachstum bei DSL-Kunden nachlässt, dann wird IPTV helfen, eine Penetration von 70 Prozent und mehr zu erreichen. Dann werden wir nicht DSL-Kunden gewinnen und ihnen IPTV mitanbieten, dann kommen die Kunden über IPTV zum Surfen", erläuterte Stöber. "Noch sind wir am Anfang. Wir haben gerade eine vierstellige Kundenzahl erreicht. Aber so ein Produkt fliegt auch nicht innerhalb eines Jahres."