CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im November 2006

22.12.2006
Gemeinsam mit dem Nachrichtendienstleister Factiva präsentiert COMPUTERWOCHE.de drei Rankings: Die in den Medien meistgenannten IT-Unternehmen, die meistgenannten IT-Manager und die meistgenannten IT-Begriffe. Diese Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von insgesamt 146 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen. Diese Woche präsentieren wir Ihnen das Ranking für die Top IT-Manager im November.

Ricke verlässt Telekom

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im November 2006.

Das Aus für Telekom-Chef Ricke bescherte dem Manager noch einmal eine außerordentlich hohe Medienresonanz, die ihm im November wiederum zu Platz eins im COMPUTERWOCHE-Index verhalf. Ricke hatte offenbar die Unterstützung der Hauptgesellschafter und des Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel verloren. So hatte René Obermann am 13. November die Nachfolge von Kai-Uwe Ricke als Vorstandsvorsitzender angetreten. Neben Ricke werde auch Festnetzvorstand Walter Raizner abgelöst, sagten zwei Personen aus den Reihen der Eigentümer und des Umfeldes des Telekom Aufsichtsrates. Als Nachfolger sei ein Kandidat aus dem Unternehmen vorgesehen, sagte die dem Kontrollgremium nahe stehende Person, ohne dabei aber einen Namen nennen zu wollen. René Obermann kündigte als eine der ersten seiner Amtshandlungen die Senkung der Telekom-Sachkosten an und trat damit Befürchtungen über drastische Einschnitte beim Personal entgegen. Wie sich die Situation bei der Deutschen Telekom entwickelt, bleibt spannend, denn auch Einschnitte bei Gehältern, die teilweise 50 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegen, stehen zur Diskussion. Seine neue Strategie wollte Obermann jedenfalls Anfang Dezember präsentieren.

Infineon-Chef setzt sich anspruchsvolle Ziele

Die ehemals so rosigen Zeiten bei der Infineon Technologie AG sind vorbei. Auch im vierten Quartal schaffte das Unternehmen den Sprung in die Gewinnzone nicht. Für das erste Quartal 2007 ist sogar noch eine Verschlechterung des Ergebnisses in Sicht. Die Verluste im Zeitraum Juli bis September waren hohen Sonderaufwendungen geschuldet, auch die Rekordzahlen der Tochter Qimonda konnten diese Kosten nicht wieder ausgleichen. Dies soll sich mittelfristig aber ändern. Laut Infineon dem Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Ziebart habe man sich optimistische Ziele gesteckt. In den nächsten Jahren wolle man um 10 Prozent wachsen und jährlich eine EBIT-Marge von mindestens 10 Prozent erzielen. Diese Ziele seien laut Ziebart zwar anspruchsvoll. Man gehe aber davon aus, sie noch vor 2010 zu erreichen. Am Aktienmarkt musste die Infineon-Aktie Kursverluste einstecken. Analysten bezeichneten das Ergebnis als unter den Erwartungen liegend, wobei sich die negative Überraschung aber in Grenzen halte. Auch der Ausblick auf das erste Quartal habe enttäuscht, erklärten Analysten unisono. Im neu begonnenen Geschäftsjahr will Infineon die wesentlichen Sanierungsarbeiten abschließen und damit die operative Verlustphase hinter sich lassen. „Nach dem Ende dieser Maßnahmen haben wir die Basis für eine nachhaltige Wachstumsstrategie und Profitabilität geschaffen", sagte Ziebart. Alle Geschäftsfelder sollen spätestens im vierten Quartal 2006/07 gewinnbringend arbeiten, lediglich bei der drahtlosen Kommunikation soll der Turn-Over wie angekündigt ein Quartal später erreicht werden.

Mobilcom – nein zu Fusionsplänen mit Drillisch

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im November 2006.

Im November äußerste sich Mobilcom Vorstandschef Eckhard Spoerr erstmals zu den Fusionsplänen von Mobilcom und seinem Konkurrenten Drillisch. Aufgrund von „diametral unterschiedlichen Meinungen“ zur Entwicklung des Mobilfunkmarktes und auch zur Strategie der beiden Unternehmen lehnte Spoerr eine Fusion mit Drillisch kategorisch ab. Drillisch hatte sich zuvor mit zehn Prozent an Mobilcom beteiligt und dies damit begründet, eine Konsolidierung der Branche anstoßen zu wollen. "Die wollen, dass wir sie übernehmen, aber das werden wir nicht tun", sagte Spoerr. Drillisch ist mit einem Börsenwert von 170 Millionen Euro wesentlich kleiner als Mobilcom mit 1,2 Mrd. Euro Marktkapitalisierung. Selbst wenn Drillisch weiter Aktien kaufen und 15 oder 20 Prozent an Mobilcom besitzen sollte, werde das nichts ändern. "Wir werden uns an das Aktiengesetz halten und Drillisch wie jeden anderen Aktionär behandeln", sagte Spoerr. Diese Position werde vom gesamten Aufsichtsrat der Mobilcom getragen. In den nächsten Wochen könnte der Streit um einen Teil-Einfluss bei Mobilcom weiter ausarten. Denn zwischenzeitlich befasst such auch das Kieler Amtsgericht mit der Frage, ob Drillisch ein Sitz im Mobilcom Aufsichtsrat zusteht. Spoerr bestreitet dies und will den Posten lieber durch einen eigenen Kandidaten besetzt wissen. Begründung von Spoerr ist, dass beide Unternehmen in direkter Wettbewerbsposition stehen. Spoerr plant eine komplett andere Marktentwicklung als Drillisch. Durch seine beabsichtigte Fusion mit Freenet will Spoerr Mobilcom zum Anbieter von Mehrwertdiensten machen – ähnlich wie beispielsweise die Telekom oder Vodafone, nur ohne eigenes Mobilfunknetz.

Siemens Vorstand auch in Korruptionsaffäre verwickelt?

In der Siemens-Korruptionsaffäre gerät offenbar auch die Konzernspitze ins Visier der Ermittler. Medienberichten zufolge soll sogar die Anti-Korruptionsabteilung des Unternehmens involviert gewesen sein. Nach Aussagen eines langjährigen Mitarbeiters, der in Untersuchungshaft sitzt, habe der frühere Vorstand Thomas Ganswindt die schwarzen Kassen und die Korruptionspraktiken des Konzerns gekannt. Auch der Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld soll nun durch die Münchner Staatsanwaltschaft vernommen werden. Als 2002 die Gefahr bestanden habe, dass schwarze Kassen in Österreich hätten enttarnt werden können, habe eine dieser beiden Führungskräfte intern mitgeteilt, man müsse sich ein anderes Modell überlegen, heißt es in dem Bericht weiter. Die andere Führungskraft habe 2006 darauf gedrungen, alles zu verheimlichen. Die Siemens AG, München, erklärte auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung, man sei über diese Aussagen nicht informiert. Insgesamt sitzen sechs Siemens-Mitarbeiter wegen der Schmiergeldaffäre in Untersuchungshaft. Sie stehen im Verdacht, schwarze Kassen in Österreich und der Schweiz angelegt und mit mehr als 200 Mio EUR gefüllt zu haben.

Arcor bald wieder bei Vodafone?

Der Vodafone-Konzern unter der Leitung von Friedrich Joussen prüft derzeit, ob eine Wiedereingliederung des Festnetz- und DSL-Anbieters Arcor denkbar und möglich wäre. Sollte dem so sein, droht Arcor das Ende seiner Selbständigkeit. Laut Joussen würde eine Integration Sparpotenziale etwa bei der Netztechnik eröffnen. Die Eingliederung könne erfolgen, sobald sich das momentan starke Wachstum im Geschäft mit DSL-Anschlüssen abschwäche. Derzeit wachse Arcor allerdings unter eigenem Namen noch erfreulich. Vodafone hatte Arcor als Teil des Mannesmann-Konzerns im Jahr 2000 erworben, jedoch passte das Unternehmen zunächst nicht ins Konzept, da Vodafone sich auf den Mobilfunk konzentrierte. In den kommenden Jahren rechnet Joussen mit einer Halbierung der deutschen Mobilfunkpreise. Binnen weniger Jahre wird der Handy-Minutenpreis laut Joussen bei unter 10 Cent liegen. Derzeit zahlen Konsumenten in Deutschland im Durchschnitt 20 Cent pro Minute. Um trotzdem weiter wachsen zu können, setzt das zweitgrößte Mobilfunkunternehmen in Deutschland darauf, Telefonierer aus dem Festnetz anzulocken. Außerdem sollen die Datendienste ausgebaut werden.