CW-Ranking: Die Top-IT-Vorstände im Oktober 2007

04.12.2007
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im Oktober 2007.

Henning Kagermann mit der richtigen Strategie auf Erfolgkurs

Auch im Oktober führt SAP-Chef Henning Kagermann unangefochten die Spitze der am häufigsten genannten IT-Vorstände in den deutschen Medien an. Mit der Ankündigung, Business Objects für 4,8 Milliarden Euro zu übernehmen, sorgte Kagermann Anfang Oktober für Schlagzeilen. Bislang hatte SAP, anders als Konkurrent Oracle, nicht auf milliardenschwere Zukäufe gesetzt, sondern auf organisches Wachstum. Der Milliarden-Deal zeigt nun, dass das Walldorfer Unternehmen ein rasches Wachstum im Mittelstand nur mit größeren Zukäufen für realisierbar hält. Wenn man so will, wird Kagermann seiner bisherigen Strategie untreu und wandelt nun auf demselben Pfad, den Larry Ellison mit Oracle bereits vor Jahren mit den milliardenschweren Übernahmen von J.D. Edwards, Peoplesoft oder Siebel eingeschlagen hat.

Die Top 10 der meistgenannten IT-Vorstände im Oktober 2007.
Foto: Computerwoche

Kagermann war in den vergangenen Jahren wiederholt der Ansicht, dass SAP durch die Übernahme kleinerer Anbieter seine regionale Präsenz verstärken will sowie die eigene Geschäftssoftware durch Zukäufe erweitert werden soll. Gleichzeitig schloss er größere Firmenzukäufe aus. Umso überraschender kam deshalb der Milliarden-Deal mit Business Objects. Da der Konzern mit seiner Geschäftssoftware den Markt mit Großkunden bereits weitgehend durchdrungen hat, verwundert es wenig, dass das größte Wachstums-Potenzial vor allem im Mittelstand gesehen wird. Aus eigener Kraft dürfte es SAP kaum möglich sein, dort seine Wachstumsziele bis 2010 zu erreichen. Hier kommen die mittelständischen Kunden von Business Objects gerade recht, um die eigenen Mittelstands- und Branchenlösungen weiter nach vorne zu treiben. Die Geschäftszahlen des dritten Quartals geben Kagermanns Geschäftsstrategie recht: Weltweit wurden rund 3100 neue Stellen geschaffen, und trotz der Belastungen durch die Euro-Stärke kletterte das Konzernergebnis in den Monaten Juli bis September nach vorläufigen Angaben um zehn Prozent auf 408 Millionen Euro. Gegenüber der „Welt“ sagte Kagermann, das dritte Vierteljahr sei ein weiteres starkes Quartal gewesen, in dem der Umsatz mit Software und softwarebezogenem Service in allen Regionen zweistellig zugenommen habe.

Michael Krammer neuer Chef von One

In diesem Monat kämpfte sich Michael Krammer auf den zweiten Platz des COMPUTERWOCHE-Index vor und löst dadurch den ewigen Zweiten Wolfgang Ziebart ab. Grund hierfür ist sein Wechsel von E-Plus zum drittgrößten Handynetzbetreiber One, der Anfang Oktober vonstatten ging. Der Wechsel an der Spitze ging Hand in Hand mit dem Eigentümerwechsel: Die Handy-Tochter der France Telecom, Orange, und der Finanzinvestor Mid Europa Partners haben One zur Gänze von E.On, Telenor und Tele Danmark übernommen. Krammer stammt aus Niederösterreich und startete seine Berufslaufbahn als Offizier beim Bundesheer, bevor er über den ÖAMTC zu T-Mobile als Serviceleiter kam. 2002 wurde er zum Sanierungsfall Tele.ring geholt. Krammer positionierte das Unternehmen als Preisbrecher und lancierte die Werbekampagne mit Kultstatus „Weg mit dem Speck“.

Wolfgang Ziebart: Unstimmigkeiten bei Infineon

Vom zweiten auf den dritten Platz des COMPUTERWOCHE-Index rutschte im Oktober Wolfgang Ziebart. Eigentlich könnte es dem Infineon-Vorstand zurzeit recht gut gehen, denn die Umsatzzahlen stimmen. So waren im letzten Monat auch überwiegend die positiven Infineon Ergebnisse nach dem Börsenschluss Ende September im Fokus der Medien. Zwar fielen die Technologiewerte mit einem Minus von 0,8 Prozent eher schwach aus, gegenüber der Süddeutschen Zeitung hatte Infineon-CEO Wolfgang Ziebart die Ergebnisziele aber - trotz eines schwachen Halbleitermarktes - bestätigt. Derzeit profitiert das Unternehmen auch von den starken Geschäftszahlen des US-Chipherstellers Intel, dessen Gewinn im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar anstieg.

Die Top 25 der meistgenannten IT-Vorstände im Oktober 2007.
Foto: Computerwoche

Weniger positiv fiel für Ziebart ein Kommentar im "Manager Magazin" aus, das Ende Oktober über Unstimmigkeiten unter den Infineon Vorstandsmitgliedern berichtete. Von Harmonie und Sympathie könne in den oberen Ebenen des Unternehmens derzeit nicht die Rede sein, so das Magazin. Nichts laufe derzeit wirklich rund, so heißt es, und angeblich würde Finanzchef Peter Fischl die Autorität des Vorsitzenden Wolfgang Ziebart untergraben. Kenner der Firma sehen in Fischl, der seinerseits aufs Engste mit Oberaufseher Max Dietrich Kley kooperierte, den heimlichen Herrscher im Hause. Von ständigen Machtspielen des Trios Fischl, Peter Bauer und Andreas von Zitzewitz ist in dem Artikel die Rede. So stellt das Manager Magazin auch die Frage, warum Ziebart das Dreigestirn bei seinem Machtantritt im Herbst 2004 nicht ausgetauscht hat. Fischl, Bauer und von Zitzewitz hatten zuvor den damaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher beim Oberaufseher Max Dietrich Kley angeschwärzt, woraufhin Schuhmacher die Führung abgeben musste.

Nach etlichen Höhen und Tiefen verspricht Ziebart schließlich bis 2009 eine Umsatzrendite von 10 Prozent zu erwirtschaften. Laut Manager Magazin eine optimistische Prognose, denn Ziebart hatte schon häufig Hoffnungen auf Besserung geweckt. Und immer wieder durchkreuzten Gründe wie Preisverfall, BenQ-Insolvenz oder Personalabgänge seine optimistischen Pläne. Schuld seien stets die Umstände gewesen. Aufsichtsratschef Kley scheint mittlerweile genug zu haben von den permanenten Ausflüchten und Entschuldigungen. Ziebart muss endlich Ergebnisse vorlegen. Für das erste Quartal des nächsten Geschäftsjahres hat er bei Com den Break Even versprochen. Verfehlt er das Ziel, wird es eng für ihn.

Gröger wird DVB-H Berater, Joussen sorgt sich um Nachwuchskräfte

Platz Vier des COMPUTERWOCHE Index teilen sich in diesem Monat Rudolf Gröger und Friedrich Joussen. Rudolf Gröger, ehemaliger Chief Executive Officer des Mobilfunkanbieters O2 Germany, sorgte durch seinen Wechsel zur Hubert Burda Mediengruppe auch weiterhin für rege Medienresonanz. Er berät Burda Media zukünftig bei der Digitalisierung von mobilen Diensten, insbesondere beim mobilen Fernsehen im DVB-H-Standard. Burda hat zusammen mit der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck als Gesellschafter von Neva Media mit Mobiles Fernsehen Deutschland (MFD) die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vereinbart. Das Bundeskartellamt hat der Gründung des Joint Ventures bereits zugestimmt. Das Unternehmen trägt den Namen Mobile 3.0 und bewirbt sich um den Betrieb der Plattform für die Einführung von mobilem Fernsehen über DVB-H.

Spätestens 2008 soll mit der Ausstrahlung in Deutschland begonnen werden. Mit einer Entscheidung der Landesmedienanstalten über den Plattformbetrieb rechnen die Unternehmen noch in diesem Herbst.Friedrich Joussen, Vorstandschef von Vodafone Deutschland, war im Oktober verstärkt durch sein Engagement für Nachwuchskräfte in der deutschen Industrie in den Medien vertreten. In einem Kommentar in der „Welt“, der in den Medien oft zitiert wurde, wies Joussen darauf hin, dass der Wirtschaft in vielen Sektoren Fachkräfte fehlten. Qualifizierte Zuwanderer fänden aber in anderen Staaten oftmals ein offeneres Klima als in Deutschland, beklagte er. „Viele Begabte ziehen weiter, an Deutschland vorbei.“ Er schlug vor, den Zugang zu deutschen Universitäten nicht allein vom Abitur abhängig zu machen, denn dies benachteilige gerade Menschen mit Migrationshintergrund. Für Joussen liegen die größten unternehmerischen Herausforderungen für ein Telekommunikationsunternehmen wie Vodafone nicht in der Technik, sondern im Entdecken, Fördern und Binden von Talenten.

Dabei sollte den Talenten aus dem Ausland künftig eine Schlüsselrolle zugesprochen werden. Abschließend stellte er die offene Frage, was Deutschland für eine zukünftige internationale und häufig global ausgebildete Bildungselite attraktiv macht. Laut Joussen könne dies nur ein offeneres Klima in einer offeneren Gesellschaft sein. Die Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr habe dies gezeigt. „Die Welt zu Gast bei Freunden" sei mehr als nur eine gelungene Marketing-Botschaft gewesen und müsse auch in Zukunft gelten.