Das bringt AIX 6

13.07.2007
Ein jetzt freigegebenes Beta-Release der nächsten Unix-Version von IBM zeigt, dass Anwender vor allem bessere Virtualisierungsmöglichkeiten bekommen.

Erstmals hat IBM eine "Open Beta" des künftigen AIX veröffentlicht. Das bedeutet natürlich nicht Open Source, sondern eine für jeden Interessenten zugängliche Vorabversion der sechsten Hauptausgabe des Betriebssystems. Bisher praktizierte Big Blue das finale Beta-Testing mit einem geschlossenen, eng begrenzten Kreis von treuen Kunden – und natürlich herstellerintern. Jetzt sind die zentralen Neuerungen schon vorab zu erkennen.

Das Hauptaugenmerk der IBM-Entwickler im AIX-Zentrum lag auf der Virtualisierungsfähigkeit des Betriebssystems. AIX5.x – auf dieser Release-Ebene arbeiten die meisten Anwender – verfügt über die Technik der logischen Partitionierung. Deren größte Nachteile bestehen darin, dass die LPARs schnell zu einem Overhead führen können, wenn man nicht sparsam mit ihnen umgeht, und die virtuelle Gesamtumgebung großen administrativen Aufwand mit sich bringt. Der Konkurrent Sun hat mit Vorliebe auf diesen Defiziten herumgeritten.

Nun führt IBM Workload-Partitionen ein: Diese Virtualisierungstechnik reduziert die Zahl der Betriebssystem-Images, was den Aufwand für ihre Verwaltung, für Updates, Patches etc. reduziert. Damit kann IBM nun einen wesentlichen Vorteil der Container von Sun-Solaris auch für AIX reklamieren. Darüber hinaus ermöglicht AIX 6 "Live Application Mobility": Workload-Partitionen lassen sich zwischen verschiedenen physikalischen Servern hin und her schieben, ohne dass dabei die Anwendungen neu gestartet werden müssten. Die Anwender der betroffenen Anwendungen sollen laut IBM in solch einem Fall "nur eine minimale Unterbrechung" registrieren. In den Partitionen können Suse und Red Hat Linux laufen.

Workload-Partitionierung und Live Application Mobility eröffnen neue Chancen für eine Konsolidierung von Workloads auf weniger, aber besser virtualisierten Servern, was Big Blue prompt Anlass zur Hype-Reklame "Energie sparen" bietet. Fast wären dabei die Vorteile für Administratoren vergessen worden. Aber für die gibt es auch einen neuen AIX-Bonus: Die rollenbasierende Zugangskontrolle ist so erweitert worden, dass ein präziseres Delegieren von Administrationsaufgaben möglich ist.

AIX 6 läuft auf allen IBM-Systemen, die auf den 64-Bit-Prozessoren der Reihen Power 4, Power 5, Power 6 und PowerPC 970 basieren – also auf sämtlichen Maschinen der p-Series. Ferner kann AIX 6 auf den Servern der i-Series ("System i") laufen, welche mit diesen Prozessoren ausgestattet sind. Hier arbeitet das Unix in logischen Partitionen des Betriebssystems i5/OS.

Das Betriebssystem ist binärkompatibel zu seinem Vorgänger AIX 5L in den Versionen 5.2 und 5.3; Anwendungen benötigen bei solchen Upgrades also keine wesentlichen Veränderungen. Mehr Aufwand wird abverlangt, wenn ein Anwender mit noch älteren Versionen arbeitet. Immerhin, AIX 6 ist rückwärtskompatibel bis AIX 4 (aus der Mitte der 90er Jahre), und ein Upgrade benötigt keinen Umweg über eine Zwischenversion, beispielsweise 5L.

IBM wird AIX 6 voraussichtlich im Oktober dieses Jahres freigeben. Anscheinend will der Hersteller dies nicht als Gelegenheit zu einer Steigerung des seit 2004 (AIX 5.3) stabilen Preises des Betriebssystems nutzen. Jedenfalls erklärte IBMs AIX-Manager Jay Kruemcke gegenüber dem britischen IT-Nachrichtendienst "Computerwire": "Der Unix-Markt akzeptiert keine Zusatzkosten für Extra-Features. Für uns besteht kein Grund, von der Strategie abzuweichen, dass AIX ein All-inclusive-Produkt ist."

Interessierte können sich den Code von AIX 6 Open Beta über die Website www.ibm.com/aix für mehrere CD-ROM oder als DVD-ISO-Image herunterladen. Unter dieser Internet-Adresse stellt IBM auch technische Erklärungen (Release Notes) zu den Neuerungen, Support-Dokumente und weitere Publikationen bereit. Ferner findet sich hier ein offenes Forum, über das Tester Bugs melden können und Support bei Problemen erhalten. (ls)