Lernen von Bill Gates und Co.

Das Geheimnis des Erfolgs

25.05.2009 von Anja Dilk und Heike Littger
Was macht erfolgreich? Talent allein genügt nicht. Harte Arbeit und Glück gehören auch dazu. Das zeigen die Erfolgsgeschichten von Microsoft-Gründer Bill Gates oder Sun-Gründer Bill Joy.

Bill ist ein Mathegenie. Leichtfüßig schafft er die Aufnahmeprüfung an der Universität, entdeckt seine Liebe zum Programmieren, wird darin ein ganz großer Kenner und verbringt die Nächte am Computer. Für das Betriebssystem Unix entwirft er die Benutzeroberfläche C-Shell und entwickelt TCP/IP weiter. Er promoviert in Berkeley und gründet eine Softwareklitsche Der Junge heißt Bill Joy, seine Firma Sun Microsystems, einer der ganz großen Player im Silicon Valley. Und natürlich ist er längst vielfacher Millionär.

Sun-Gründer Bill Joy hatte das Glück, sich an der Uni nicht mehr mit Lochkarten herumschlagen zu müssen.

Die Geschichte des Billy Joy ist eine jener typischen American Storys, die Menschen in Zeiten der Globalisierung so gerne hören: Einer, der sich nach oben gearbeitet hat aus eigener Kraft. Der es allen gezeigt hat - mit Fleiß, Mut und Zielstrebigkeit. Leistung lohnt sich. Talent setzt sich durch. Oder etwa nicht?

Das Märchen vom Selfmademan

Wir alle glauben so gerne daran: Wer nur will, der schafft es auch. Gerade in unserer Welt. Nicht umsonst überschwemmen Bücher den Markt, die ihre Leser füttern mit Erfolgsrezepten à la "Karriere leicht gemacht" oder "In zehn Schritten zum Erfolg". Und nun kommt aus dem Heimatland der vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Ideologie ein Autor, der diesen Traum zerschlägt: "Der Mythos vom Selfmademan ist ein modernes Märchen", behauptet Malcolm Gladwell, Wissensschaftsjournalist und Starautor aus den USA. Ein Märchen mit Antiquariatsreife.

Gladwell bestreitet nicht, dass es Talent gibt und dass es zählt. Er will nicht den Wert von Intelligenz und Fleiß kleinreden. Aber er hinterfragt kritisch die alten Mythen, um besser zu verstehen. Dutzende Studien über erfolgreiche Menschen, ihre Biographie, ihr Umfeld, ihre kulturelle Prägung hat der Autor unter die Lupe genommen, stets auf der Suche nach den Mustern, die hinter den Erfolgsgeschichten liegen.

Überflieger profitieren auch vom Zufall

Sein Ergebnis: Der Erfolg der Erfolgreichen lässt sich nicht in erster Linie als Ergebnis persönlicher Anstrengungen erklären. Alle Überflieger dieser Welt profitierten von besonderen Vorteilen und einem kulturellen Umfeld, das ihre besonderen Talente und Fähigkeiten besonders gefördert hat. Egal ob Bill Joy, Bill Gates oder die Beatles - immer war es ein Strauß außergewöhnlicher Situationen und eine gute Portion Zufall, der sie zu ihrem außergewöhnlichen Erfolg führte. Gladwell: "Die größte Eiche im Wald ist nicht nur deshalb die größte, weil sie aus der kräftigsten Eichel stammt, sondern sie ist es auch deshalb, weil ihr kein anderer Baum die Sonne genommen hat, weil die Erde tief und nährstoffreich ist, weil kein Hase den Schössling gemümmelt und kein Forstarbeiter den jungen Baum vorzeitig gefällt hat. Jeder weiß, dass erfolgreiche Menschen aus einem kräftigen Keim stammen. Doch wissen wir genug über die Sonne, die sie gewärmt hat, die Erde, in der sie Wurzeln geschlagen haben, und die Hasen und Holzfäller, denen sie durch Zufall entgangen sind?"

Das Glück von Sun-Gründer Bill Joy

Aus dieser Perspektive liest sich die Geschichte von Bill Joy anders. Er hatte das Glück, an einer zukunftsorientierten Hochschule wie der Uni Michigan zu studieren, wo er Ende der 60er nicht wie sonst überall langwierig mit Lochkarten programmieren musste, sondern an einem der modernsten Serversysteme des Landes. Weil dieses einen Fehler hatte, konnte er kostenlos so viel programmieren, wie er wollte. Weil die Uni das Computerzentrum die ganze Nacht offen hielt, konnte er das rund um die Uhr tun. Und weil er so unendlich viele Übungsstunden hinlegte, war er vorbereitet, als er die Möglichkeit bekam, Unix zu überarbeiten. Natürlich war er genial. Natürlich wollte er lernen. Natürlich hat er die Chancen erkannt und genutzt. Aber er hatte sie auch. Mehr noch: Er war im richtigen Jahr geboren. Jung genug, um die Computerrevolution Anfang der 70er-Jahre voll zu nutzen, alt genug, um schon mitmischen zu können.

Peter Wollsching-Strobel stimmt dem amerikanischen Autor grundsätzlich zu. Der Sozialwissenschaftler und Managementberater aus Frankfurt hat für seine Forschungsarbeit drei Jahre lang ebenfalls viele Biografien studiert und Tiefeninterviews mit Top-Performern geführt. Immer die Frage im Blick: Was unterscheidet sie vom Durchschnitt? Was ist es genau, das Menschen wie BASF-Chef Jürgen Hambrecht, Stardirigent Kent Nagano oder Olympionikin Britta Steffen ganz nach oben katapultiert?

Harte Arbeit gehört auch dazu

Gerade sein wissenschaftlich fundierter Vergleich von Sportlern, Musikern und Managern zeigt, wie wichtig es für die Karriere ist, gefördert zu werden, Trainer und Mentoren an seiner Seite zu haben, die an einen glauben, die ihren Schösslingen Sonne und Kraft spenden, wenn der Wind eisig pustet. Und natürlich stecken in jedem Lebenslauf viele Chancen und jede Menge Glück. Doch um dieses Glück als solches zu erkennen und es ohne groß zu überlegen bei den Hörnern zu packen, braucht es nicht nur wie Gladwell betont eine gehörige Portion Talent und Disziplin. Sondern auch einen ausgeprägten Willen und die ausgereifte Fähigkeit, sich selbst zu motivieren und zu managen. Wollsching-Strobel: "Bill Joy hätte wie viele seiner Kommilitonen vermutlich auch ein lockeres Studentenleben genießen und abends in den Bars der Stadt abhängen können - doch es gab anscheinend etwas, das ihn angetrieben hat, jeden Tag Stunde um Stunde vor dem Rechner zu hocken." Zudem konnte er sich selbst bei Laune halten und aus Krisen, die auch er hatte, gestärkt hervorgehen.

Erfolg ist für Wollsching-Strobel ebenso wie für Gladwell nicht plan- und machbar, indem man sich einfach mehr anstrengt als alle anderen. "Doch fast alles auf die Glückskarte zu setzen, greift zu kurz und wird auch den Überfliegern nicht gerecht." Erfolg ist ein Zusammenspiel aus Talent, Motivation, harter Arbeit und Willenskraft, Selbst-Management und Networking. "Das hört sich vielleicht nicht sonderlich spektakulär an, doch nur die wenigsten ambitionierten Spitzenleister erreichen in allen Disziplinen dieser Leistungsformel das Maß an Exzellenz, um ganz noch oben zu kommen und dort viele Jahre zu bleiben." Bei allem Glück, das ihnen in ihrem Leben widerfährt.

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