Navigation, Suchfunktion und 3D-Ansicht

Das neue Google Maps

15.07.2013 von Sandra Ohse
Mitte Mai dieses Jahres hat Google auf seiner Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco die neue Version von Google Maps vorgestellt. Sie wartet mit zusätzlichen Funktionen und einem frischen Look auf. Neben der optimierten Routen-Planung gibt es neue Ansichtsvarianten zu entdecken. Die wohl wichtigste Änderung: Google Maps passt sich nun über Google + besser dem User an.

Die neue Version von Google Maps ist zwar noch nicht frei verfügbar. Allerdings kann jeder mit einem Google-Mail-Account eine Einladung für die Testversion beantragen. Die Antwort mit der Einladung kommt dann innerhalb einer Woche und die neue Variante wird freigeschaltet.

Wir haben uns Google Maps ganz genau angeschaut und beantwortet die Frage, ob Maps jetzt vergleichbar mit anderen sozialen, standortbezogenen Vergleichsportalen wie Foursquare, Qype oder Yelp ist. Außerdem klären wir, wie viel der Nutzer tatsächlich von sich preisgibt.

Entscheidungsfinder durch Bewertungssystem
Hier können Sie auf die Bewertungen von Lokalitäten zurückgreifen
Der neue Look von Google Maps
Google Maps kommt jetzt mit kleineren Bedienelementen und einer übersichtlichen Darstellung.
Routenplanung beim neuen Google Maps
Öffentliche Verkehrsmittel
Simulierter Sonnenaufgang
Aus großer Entfernungist der aktuelle Mondschatten zu sehen. So erkennen Sie, wo auf der Erde gerade Tag oder Nacht ist. Und auch die Nachtansicht kann sich durchaus sehen lassen. Die Städte werden mit Lichtern gekennzeichnet und auch ein Sonnenaufgang lässt sich durch die Drehung der Kugel simulieren.
3D Ansicht der Stadt New York
Städte wie New York oder München sind bereits in der 3D-Ansicht zu bewundern.
3D Ansicht des Kollosseums in Rom
Teilweise wurden auch nur besondere Sehenswürdigkeiten mit dieser Ansicht ausgestatten, wie das Kolosseum in Rom.
Routenplanung beim neuen Google Maps
Auch dieses Beispiel zeigt, dass Google Maps immer verschiedene Routen-Varianten anbietet. In diesem Fall ist jedoch klar: Alle Wege führen nach Rom!
Echtzeitwetterradar beim neuen Google Maps
Mit dem Echtzeit-Wetterradar können Sie jederzeit die Wolkenbewegungen über der Erde verfolgen.
Das neue Google Maps in sechs Schritten
Schritt 1
Das neue Google Maps in sechs Schritten
Schritt 2
Das neue Google Maps in sechs Schritten
Schritt 3
Das neue Google Maps in sechs Schritten
Schritt 4
Das neue Google Maps in sechs Schritten
Schritt 5
Das neue Google Maps in sechs Schritten
Schritt 6

Mobile Version von Google Maps

Das neue Google Maps für Android Das neue Google Maps für Android.

Mittlerweile ist auch die neue App von Google Maps für Android im Google Play Store verfügbar. Da Google die Aktualisierung nur etappenweise ausrollt, kann noch nicht jeder die Neuerungen genießen. Ähnlich wie bei der Desktop-Version des neuen Google-Maps, hat sich vor allem die Optik der App verändert. Neben der neuen Suchleiste am oberen Rand des Bildschirms, können Sie mittels einer Schiebefläche links unten weitere Bedienelemente einblenden. Hier sind unter anderem die Funktionen "Verkehrslage", "Öffentliche Verkehrsmittel", "Google Earth" sowie die Einstellungen untergebracht. Anders als bei der neuen Desktop-Variante bleibt der Zugriff auf Google Earth ohne vorherige Installation verwehrt.

Google streicht Offline-Modus und Latitude

Zwei altbekannte Funktionen werden Sie bei dem Update nicht finden. Sowohl die Offline-Map-Funktion, als auch Google-Latitude sind nicht mehr verfügbar. Gerade das Fehlen der Offline-Karten dürfte für viele Nutzer ein Wermutstropfen sein. Allerdings gibt es eine versteckte Vorab-Lade-Funktion: Suchen Sie sich den gewünschten Kartenausschnitt heraus und tippen Sie dann "ok maps" in die Suchleiste ein. Und schon wird das entsprechende Kartenmaterial vorgeladen und damit offline verfügbar gemacht.
Die Latitude-Funktion ist laut Google nicht mehr für die neue mobile Variante von Maps vorhanden. Dies ist nicht verwunderlich, hat Google doch angekündigt, Latitude am 9. August dieses Jahres komplett einzustellen. Sie können also nicht mehr, wie bisher, Ihren Standort ausgewählten Freunden mitteilen und an Orten "einchecken".

Navigation und Suchfunktion

Beim erstmaligen Öffnen fällt sofort die neue Aufteilung von Google Maps ins Auge. Anders als bei der aktuellen Ausführung, nimmt die Kartenansicht bis auf wenige Bedienelemente das komplette Browser-Fenster ein. Die große Navigationsleiste auf der linken Seite ist verschwunden. Eine kleine eingeblendete Suchleiste ersetzt sie. Die Karte wirkt nun wesentlich übersichtlicher als bisher. Unter der Leiste erscheint nach einem Klick in die Suchfunktion ein weiteres Bedienelement, das die letzten Ergebnisse anzeigt. Außerdem können Sie hier in den Street-View-Modus wechseln.

Das bekannte gelbe Männchen ist verschwunden. Wenn Sie eine Route vorbereiten wollen, klicken Sie auf den Planer, bei dem Sie zwischen verschiedenen Fortbewegungsmethoden wie Auto, öffentliche Verkehrsmittel, Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad wählen können. Je nachdem, wie Sie sich entscheiden, zeigt Ihnen Google Maps dann per farbiger Markierung neuerdings mehrere Möglichkeiten auf der Karte an. Direkt neben den farbigen Routen befindet sich nun auch eine Anzeige, die entsprechende Angaben zu Zeit, Länge des Weges und bei öffentlichen Verkehrsmitteln die Anzahl der Umstiege beinhaltet. Außerdem ändert sich die Farbe der Routen-Markierung, wenn Sie das Fortbewegungsmittel wechseln. Die neue Gestaltung ist definitiv übersichtlicher, und es existieren mehr Wahlmöglichkeiten als früher.

Google Maps bietet die Möglichkeit, auf Bewertungen von Freunden oder anderen Nutzern zuzugreifen.

Routen-Planung

Neben der Routen-Planung kann der Nutzer über die Suchfunktion natürlich auch bestimmte Orte wie Kinos, Restaurants oder Schwimmbäder aufspüren. Hier macht sich die neue Vernetzung mit Google + bemerkbar. So können Sie direkt nach Orten mit einer guten Bewertung ihrer Freunde suchen. Die Idee dahinter ist, dass Menschen in Familien-, Freundes-, oder Bekanntenkreisen einen ähnlichen Geschmack aufweisen. Google schließt dann vom Durchschnittsgeschmack eines solchen Kreises auf den Geschmack des einzelnen Nutzers und macht dementsprechende Vorschläge. Zusätzlich existiert die Möglichkeit, die Orte nach einer allgemeinen Wertung aller Nutzer zu filtern.

Die am besten bewerteten Einrichtungen heben sich dann in der Größe von den anderen ab. Per Klick auf den Ort lassen sich alle Details schnell und bedienungsfreundlich abrufen. Neben der Bewertung sind Öffnungszeiten, genaue Adresse, Telefonnummer und die Außenansicht per Streetview übersichtlich unter der Suchleiste dargestellt. Es besteht die Möglichkeit, wichtige Orte wie den Arbeitsplatz oder den Wohnort abzuspeichern. Aber auch ohne die Speicherfunktion registriert und verwertet Google Maps jeden Klick. So verändert sich die Karte mit jeder Aktion und passt sich immer weiter den Bedürfnissen des Nutzers an.

Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln können Sie Ihre Routen planen lassen.

3D-Ansicht bei Google Earth

Per Klick auf das kleine Symbol links unten können Sie jetzt ganz einfach auf die Google-Earth-Ansicht wechseln. Im Gegensatz zu früher sind Google-Earth-Elemente nun auch ohne Plugin in Google Maps verfügbar. Dies ermöglicht eine 3D-Betrachtung der Städte. Ein kleiner Wermutstropfen bei der 3D-Darstellung ist aber, dass einige Häuser ziemlich schief wirken.

Städte wie New York oder München sind bereits in der 3D-Ansicht zu bewundern.

Außerdem ist die 3D-Ansicht noch nicht von allen Städten verfügbar. So wird Berlin flach dargestellt, New York oder München gibt es dagegen schon plastisch zu bewundern. Teilweise wurden auch nur besondere Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum mit dieser Ansicht ausgestatten. Ein Nachteil der aufwändigen 3D-Darstellung: Sie funktioniert bisher nur unter der neuesten Version von Chrome und setzt mindestens Mac OS 10.8.3 oder Windows Vista voraus.

Teilweise wurden auch nur besondere Sehenswürdigkeiten mit dieser Ansicht ausgestatten, wie das Kolosseum in Rom.

Wenn Sie bis in den Weltraum herausscrollen, entdecken Sie eine weitere gelungene Neuerung: Es gibt ein Echtzeit-Wetterradar, mit dem Sie die Wolkenbewegung über der Erde betrachten können. Außerdem ist aus großer Entfernung der aktuelle Mondschatten zu sehen. So erkennen Sie, wo auf der Erde gerade Tag oder Nacht ist. Und auch die Nachtansicht kann sich durchaus sehen lassen. Die Städte werden mit Lichtern gekennzeichnet, und auch ein Sonnenaufgang lässt sich durch die Drehung der Kugel simulieren. Die Google-Earth-Funktionen beeindrucken durch eine einfache, intuitive Bedienung und funktionieren erstaunlich gut.

Aus großer Entfernung ist der aktuelle Mondschatten zu sehen. So erkennen Sie, wo auf der Erde gerade Tag oder Nacht ist. Auch ein Sonnenaufgang lässt sich durch die Drehung der Kugel simulieren.

Eine letzte Bedienungsfläche gibt es unten rechts im Eck zu entdecken. Hier können Sie mit dem Bedienelement nach Herzenslust zoomen, obwohl das weiterhin auch mit der Scroll-Funktion der Maus funktioniert. Außerdem passen Sie an dieser Stelle den Betrachtungswinkel an und rufen eine zusätzliche Bilder-Galerie auf. Per Klick öffnet sich dann unten ein Karussell mit verschiedenen Fotos, 360°-Ansichten und Videos aus der Region, in der Sie sich gerade auf der Karte befinden.

In Bezug auf die Bewertung von Lokalitäten sind zwei entscheidende Funktionen neu bei Google Maps. Bisher existierte keine Note für jeden Ort, sondern ein Wirrwarr von diversen Erfahrungsberichten. Beim neuen Google Maps können Sie nicht nur auf eine entsprechende Note, sondern auch auf die Bewertung von Freunden zurückgreifen. Die Idee, öffentlich Orte zu bewerten und diese Infos mit einem sozialen Netzwerk zu koppeln, ist nicht neu. Google Maps kombiniert hier lediglich Funktionen, die schon seit längerem von Anbietern wie Foursquare, Qype oder Yelp angeboten werden.

Am meisten ähnelt Google Maps wohl Foursquare: Bei diesem Netzwerk liegt der Fokus zwar hauptsächlich darauf, den eigenen aktuellen Standort mitzuteilen, Sie können aber auch einzelne Orte bewerten. So sollen sich die Menschen nicht nur aufgrund ihrer gemeinsamen Interessen, sondern auch wegen ihres übereinstimmenden Aufenthaltsorts anfreunden können. Zusätzlich können die Freunde über die Statusmeldung sehen, wo sich ein Nutzer gerade aufhält und ihn dort treffen.

Um den Standort mitzuteilen oder auch eine Bewertung abzugeben, muss sich der Nutzer allerdings per SMS oder via Internetseite am Ort „einchecken“. Der regelmäßige Besuch von Orten wird, wie auch bei Qype, mit Abzeichen belohnt. Der fleißigste Nutzer bekommt sogar den Titel „Mayor“ (Bürgermeister). Sowohl die angesprochenen Ortungsfunktion, als auch die Auszeichnungen für den regelmäßigen Besuch von Lokalitäten bietet Google Maps nicht. Wahrscheinlich vor allem aus dem Grund, dass die neue Google-Maps-Version bisher nicht als App für Smartphones existiert. Gemeinsam haben die beiden allerdings die Bewertungsfunktion und den Bezug auf die Vorlieben Ihrer Freunde.

Bei Foursquare liegt der Fokus zwar hauptsächlich darauf, den eigenen aktuellen Standort mitzuteilen, Sie können aber auch einzelne Orte bewerten.

Auch auf den Seiten Qype und Yelp können Sie Orte online bewerten. Allerdings liegt hier der Schwerpunkt nicht auf dem Aspekt des sozialen Netzwerks, sondern auf dem Bewertungs- und Vergleichsaspekt. Qype ist nicht wie Yelp, Foursquare oder Maps an Facebook beziehungsweise Google + gekoppelt. Es ist zwar möglich, mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten und persönliche Favoriten zu speichern, dies ist aber nicht das Hauptziel. Außerdem existiert keine Kartenanzeige, sondern ein Kategorie-System mit Bestenlisten.

Auch bei dem Online-Stadtführer Yelp kommt die Kartendarstellung etwas zu kurz. Der kleine Ausschnitt zeigt zwar diverse Markierungen, die aber nicht wie bei der Größendifferenzierung von Google Maps auf die Qualität schließen lassen. Das neue Google Maps ist also am ehesten eine Mischform aus diesen verschiedenen Communities die alle Funktionen sehr schlüssig in der Kartenansicht integriert und einen guten Überblick über alle wichtigen Informationen zu den verschiedenen Orten schafft. Von der endgültigen Bewertung bis hin zu Erfahrungsberichten lässt sich alles nachlesen. Eine direkte Konkurrenz stellt es wohl eher für die reinen Vergleichsportale Qype oder Yelp dar. Foursquare grenzt sich mit seinen Ortungsfunktion und dem Belohnungssystem am meisten von Maps ab.

Fazit: Praktisch, aber mit Nachteilen

Alles in allem beeindruckt das neue Google Maps mit seinem neuen Look und vor allem mit der 3D-Ansicht. Auch die Vernetzung mit Google + und die Anpassung an den Nutzer hat praktische Aspekte. Dennoch sollte der User nicht vergessen, dass die neuen Funktionen in erster Linie für Google und seine Partnerunternehmen große Vorteile beinhaltet: Das Speichern der Sucheingaben und das Koppeln an ein soziales Netzwerk machen es noch leichter, Daten über den User zu erhalten und diese zur Erstellung von gewinnbringenden Kundenprofilen zu verwenden.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt. (mhr)