Database Award 2012 - Berenberg Bank

Datenmassen im Griff

18.06.2012 von Klaus Manhart
Die Berenberg Bank ist der Gewinner des Database Awards 2012. In ihrem Projekt "Top Broker" wurde die Verhundertfachung des Datenvolumens mit ganz normaler Datenbank-Technologie gelöst und innovativ umgesetzt. Damit wird nach Ansicht der Jury auch ein Lösungsansatz für andere Unternehmen aufgezeigt.

Die Hamburger Berenberg Bank gehört mit rund 1.100 Mitarbeitern und einem verwalteten Vermögen von 26 Milliarden Euro zu den bedeutendsten Privatbanken in Deutschland. Eine funktionierende IT ist für das älteste private Bankhaus in Deutschland unabdingbar - das gilt umso mehr, als sich die 1590 gegründete Bank europaweit als Top Broker etablieren will.

Für die Unternehmens-IT bedeutete der starke Ausbau des Aktienhandels und der damit verbundene Anstieg des Transaktionsvolumens eine große Herausforderung. Sorge bereitete den IT-Verantwortlichen vor allem das Datenaufkommen, das in den letzten Jahren mit der Elektronisierung des Handels immens zugenommen hat. "Früher haben unsere institutionellen Kunden die Aktienorders telefonisch aufgegeben", sagt Oliver Garbe, Head of Trading Operations Capital Market bei Berenberg. "Inzwischen hat sich das immens gewandelt. Orders bekommt die Berenberg Bank heute fast ausschließlich elektronisch - und das in großen Mengen."

"Für uns sind Datenbanken nicht nur ein dummer Speicherort, sondern eine ganze Technologiewelt", sagt Andriy Terletskyy, leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg.

Zusätzlich tragen Algorithmen zur Datenexplosion bei. An den Börsen in Europa und global wird der überwiegende Teil der Transaktionen nur noch von Rechenverfahren abgewickelt. Teilweise ausgelöst durch den Menschen, der dahinter steckt, teilweise aber auch durch vollautomatisierte Prozesse. Diese entscheiden in Sekundenbruchteilen und lösen in kürzester Zeit tausende oder hundertausende von Transaktionen aus - Datenmengen, die die Trading-Häuser erst einmal bewältigen müssen.

500-fache Datenmenge

Bei der Berenberg Bank bestand die konkrete Herausforderung darin, eine Lösung für die erwartete 500-fache Datenmenge zu finden. Big Data Spezial-Software kam für das Unternehmen nicht in Frage. Denn vor acht Jahren hat das Institut die strategische Architektur-Entscheidung getroffen, die Geschäftslogik in eine Oracle-Datenbank zu verlagern, um diese zentral einsetzen zu können. Die gesamte Business- und Datenverarbeitungslogik wurde damit in der Datenbank implementiert.

Daran wollte man jüngst nicht rütteln, zumal es auch gelungen ist, wichtige Teil der "alten Cobol-Welt" abzulösen und auf die Oracle-Datenbank zu migrieren. Zusätzlich wurden parallel weitere Ad-Hoc Projekte in kurzer Zeit in die Produktion gebracht.

Das Projekt "Top Broker" sollte deshalb im Rahmen der bestehenden Strategie und der bereits existierenden Datenbank-Technologien umgesetzt werden. Für Andriy Terletskyy, Prokurist und leitender Datenbankarchitekt bei Berenberg, eine Aufgabe mit vielen offenen Fragen: "Schaffen wir es, das gewaltige Datenwachstum weiterhin mit der Oracle-Datenbank zu verarbeiten? Werden unsere Systeme weiterhin performant arbeiten? Ist das Projekt kurzfristig umsetzbar?"

Für die erwartete Verhundertfachung des Datenvolumens waren die Systeme zwar nicht geschaffen worden. Doch Andriy Terletskyy war zuversichtlich, dass sich die bestehende Datenbank für diese großen Datenvolumina anpassen und die Datenmengen bewältigen lassen. Er vertraute dabei ganz auf Oracle: "Für uns sind Datenbanken nicht nur ein dummer Speicherort, sondern eine ganze Technologiewelt. Mit Oracle haben wir einen Partner gefunden, der uns viele Innovationen und Technologien anbietet".

Big Data Herausforderung - konventionell gelöst

Die innovative Nutzung herkömmlicher Datenbank-Techniken hat die Jury überzeugt, das Projekt „Top Broker“ der Berenberg Bank mit dem 1. Preis zu belohnen.

Das Projekt wurde inzwischen in weiten Teilen mit normaler Oracle-Technologie erfolgreich umgesetzt. Genutzt wurden Techniken, die Oracle in seiner Enterprise-Edition anbietet, darunter Object Types, Parallelisierung, Streams, Partitioning, Compression, Result Cache, Advanced Queuing und Message Gateway.

Mit Oracle Partitioning etwa können Tabellen und Indizes in kleinere, besser handhabbare Teile aufgeteilt werden. Dies steigert die Performance von Datenbankumgebungen. Oracle Streams ermöglicht die Weitergabe von Informationen, Transaktionsdaten und Events innerhalb eines einzigen Datenstroms. Abfragen, die den Result Cache nutzen, werden bei der Ausführung im Cache abgelegt und bei den Folgeausführungen wiederverwendet. Die Ausführungszeit reduziert sich dabei drastisch. Davon profitieren besonders Statements, die sich häufig wiederholen.

All diese Technologien zusammen haben geholfen, die Datenmengen zeitnah zu verarbeiten. Die innovative Nutzung herkömmlicher Datenbank-Techniken hat die Jury überzeugt, das Projekt "Top Broker" mit dem 1. Preis zu belohnen. Zusätzlich hat die Berenberg Bank mit ihrem selbst gedrehten Video auch den Preis Database Award Plus gewonnen.

"Das Thema Big Data wurde hervorragend gelöst und mit ganz normalen Oracle-Datenbank-Technologien realisiert", begründete Juror Matthias Weiss, Direktor Mittelstand Technologie bei Oracle Deutschland die Entscheidung der Jury. "Es wurden alle Mechanismen, die heutzutage zur Verfügung stehen, wie Parallelisierung oder Result-Cache, hervorragend und innovativ umgesetzt. Damit ist die Bank in der Lage in Kombination mit moderner Hardware-Architektur bis zum 500-fachen des heutigen Datenbestandes zu bewältigen."