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Vor allem für die Fachbereichs-Manger wird das Thema Mobilität immer wichtiger. Jeder dritte von ihnen sieht hier bereits eine der großen Herausforderungen an die IT. Die allerdings ist derzeit noch weit mehr mit Cloud Computing, IT-Sicherheitsfragen und Kostensenkungen befasst.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Managing Mobile Enterprises - Unternehmen im Spannungsfeld von Mobilität, Collaboration und Consumerization (ByoD) in Deutschland", die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC gerade vorgelegt hat. Es befragte im Juli 2012 sowohl IT-Entscheider als auch Business-Verantwortliche aus insgesamt 288 deutschen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern.
Mobiler ist produktiver
Der mobile Zugriff auf Unternehmensanwendungen bedeutet beispielsweise weniger Nacharbeit bei Kundenbesuchern, unter dem Strich also mehr Produktivität. Vor allem aus diesem Grund arbeitet jeder zweite Mitarbeiter (54 Prozent) in den befragten Unternehmen zumindest teilweise von außerhalb seines Büros.
Eine Strategie für die aktive Unterstützung der mobilen Mitarbeiter haben allerdings erst zwei Fünftel der Studienteilnehmer umgesetzt. Ein Viertel will im kommenden Frühling soweit sein, etwa ebenso viele im Laufe von zwölf Monaten. Die anderen planen, eigenen Angaben zufolge, in den kommenden zwei Jahren eine Mobility-Strategie zu "adressieren". Für überflüssig hält diese Mühe offenbar niemand.
Die Liste der Anforderungen wird erwartungsgemäß angeführt von einem Gemeinplatz: "mobiler Zugriff auf Unternehmensdaten und -applikationen unabhängig von Zeit, Ort und Gerätetyp" (50 Prozent der Nennungen). Fast ebenso oft angekreuzt wurde die "Vereinfachung von Geschäftsprozessen" (49 Prozent) - dicht gefolgt von der "Unterstützung der Mitarbeiter im Tagesgeschäft" (46 Prozent). Unter ferner liefen rangieren die "freie Auswahlmöglichkeit der mobilen Endgeräte und Plattformen" (23 Prozent) sowie die "Möglickeit der Nutzung privater Geräte/Anwendungen (ByoD)".
Nur ein Mittel zum Zweck
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Von den Business-Entscheidern bringt derzeit etwa jeder vierte ein eigenes Endgerät mit ins Unternehmen, um es dienstlich zu nutzen. Offenbar wollen einige der Befragten das in zwei Jahren aber nicht mehr tun. Die Frage nach der für 2014 erwarteten ByoD-Quote ergab einen Durchschnittswert - über alle Gerätetypen betrachtet - von nur noch 20 Prozent.
Wie die IDC-Analystin Jennifer Waldeck erläutert, ist die beginnende Byod-Müdigkeit ein Indiz für die zunehmende Reife der IT-Bereiche in Sachen Mobility. In dem Maße, wie die Informationstechnik eine geeignete Infrastruktur bereitstelle und die Bedürfnisse der Anwender einbeziehe, sinke der Bedarf für die berufliche Nutzung privater Endgeräte. Allmählich setze sich die Erkenntnis durch, dass Byod nur ein "Mittel zum Zweck" darstelle.
Was User wollen
Dieser Zweck besteht offenbar darin, den IT-Verwantwortlichen klarzumachen, was die Anwender wirklich brauchen. Und das Ziel ist erreicht, wenn die IT ihren internen Kunden Devices anbietet, mit denen sie sich ihre Arbeit tatsächlich erleichtern.
Die Rückkehr zu einer überschauberen und zentral gemanagten Engeräteauswahl wird den Einsatz der mobilen Devices wohl deutlich ausweiten. Denn laut IDC ist der Zugriff auf Business-Applikationen den Anwendern unternehmenseigener Gerate weit häufiger gestattet als den Nutzern privater Tablets oder Smartphones (in 58 gegenüber 33 Prozent der Unternehmen).
Unabhängig vom Gerät
Auch eine eingeschränkte Vielfalt der Endgeräte macht es notwendig, die meist für standardisierte Plattformen entwickelten Unternehmensapplikationen anzupassen. Also werden die Unternehmen künftig immer häufiger plattformunabhängige Anwendungen nachfragen. Tatsächlich gaben 61 beziehungsweise 56 Prozent der Befragten an, sie interessierten sich für virtualisierte Anwendungen und/oder Web-Applikatonen.
Auch das Management der Clients wird zunehmend komplexer. Fast alle befragten Unternehmen wollen über kurz oder lang ein Mobile Device Management (MDM) einführen. Etwa ein Viertel der an der Studie beteiligten Unternehmen betreibt schon heute einen hausinternen App-Store, der von der IT freigegebene Anwendungen anbietet.
Geld spielt beim Thema Mobile offenbar keine große Rolle. Durchschnittlich 70 Prozent der Befragten hat vor, in den kommenden 24 Monaten die finanziellen Aufwendungen dafür zu erhöhen.
CW-Kommentar: ByoD oder SyoM?
Das ist doch mal eine gute Nachricht für die gestressten CIOs: Wie das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC in einer aktuellen Studie herausgefunden hat, sind die Business-Entscheider gar nicht mehr so scharf darauf, eigene Endgeräte beruflich zu nutzen. Lieber ist es ihnen, wenn die Unternehmens-IT ihnen die angesagtesten Devices zur Verfügung stellt - womöglich aber mit der Option auf deren private Nutzung.
Die IT sollte also die Augen und Ohren offenhalten, um herauszufinden, welche Anforderungen die Anwender tatsächlich an die Devices stellen, um ihnen eine sowohl vernünftige als auch emotional ansprechende Auswahl offerieren zu können. Der letztgenannte Aspekt wird häufig unterbewertet, so der Damovo-Geschäftsführer und ehemalige Gartner-Deutschland-Chef Carl Mühlner bei der Vorstellung der IDC-Studie. Gerade in Sachen Enduser-Devices hat er damit sicher Recht.
Wenn ihr dieses Kunstück gelingt, muss sich die IT nicht mehr (meist vergeblich) abmühen, alle möglichen Endgerätevariationen zu integrieren, und kann trotzdem fast alle User zufriedenstellen. Die meisten bevorzugen sowieso einen von den zwei marktführenden Anbietern.
Mal ganz emotionslos betrachtet, ist ByoD aus Sicht des Anwenders doch vor allem SyoM, also "Spend your own Money", wie Oliver Bendig, Vice President beim Softwareanbieter Matrix 42, es formuliert. Der passionierte MacBook-Anwender will seinen privaten Laptop auch beruflich nicht missen; dafür übernimmt er gern die Anschaffungskosten.
Dummerweise bedeutet solche Investitionsbereitschaft auf der Anwenderseite aber keine Ersparnis für das Unternehmen. Denn die Anschaffungskosten machen ja nur einen Bruchteil der Gesamtkosten aus. Und die verhalten sich umgekehrt proportional zum Grad der Standardisierung. Ein tragfähiger Kompromiss ist deshalb die günstigste Lösung - pekuniär, emotional und überhaupt.
Karin Quack