Cybersecurity-Umfrage

Der Chef als Sicherheitsrisiko

16.11.2023 von Martin Bayer
Sie teilen ihre Rechner, verwenden unsichere Passwörter und umgehen Sicherheitsmaßnahmen – Führungskräfte können für die Security-Teams ein wahrer Albtraum sein.
Führungskräfte verhalten sich riskanter und stellen damit die Nerven ihrer Security-Mitarbeiter auf eine harte Probe.
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Führungskräfte nehmen es in Punkto Cybersecurity offenbar nicht so genau, obwohl gerade Vertreter der C-Level-Ebene in Unternehmen im Visier der Spear-Phishing-, beziehungsweise Whaling-Übeltäter stehen. Das ist das Kernergebnis des Executive Security Spotlight Reports von Ivanti. Der Anbieter von IT-Sicherheitslösungen hat weltweit etwa 6.500 Manager, Cybersecurity-Experten und Büroangestellte zum Thema Sicherheitsverhalten befragt.

Das Problem mit den Chefs: Aufgrund ihrer Führungsaufgaben sind sie häufig mit umfangreichen Zugangsrechten ausgestattet, stellen die Studienautoren fest. Und dort, wo ihnen Berechtigungen fehlen, umgehen sie Sicherheitsvorgaben. Dabei seien sich die CXOs durchaus ihrer exponierten Stellung bewusst. Fast alle erklärten, sie würden den Cybersicherheitsauftrag ihres Unternehmens unterstützen und sich dafür einsetzen. Doch diese Aussage steht in krassem Widerspruch zu ihrem Handeln. Rund die Hälfte der Führungskräfte hat in den zurückliegenden 12 Monaten bei sich im Betrieb beantragt, eine oder mehrere IT-Sicherheitsmaßnahmen umgehen zu dürfen - und dies letztendlich auch durchgesetzt.

Chefs verhalten sich riskanter als der Rest der Belegschaft

Dieses Muster ziehe sich durch die gesamte Erhebung, heißt es in einer Mitteilung von Ivanti. "Sei es aus Zeitmangel, um spezifische Prozesse zu durchlaufen oder aus einem Gefühl der Sonderstellung heraus: Führungskräfte neigen dazu, sich riskanter zu verhalten als der Rest der Belegschaft."

Dafür finden sich in der Studie zahlreiche Belege:

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In der Zusammenarbeit zwischen der Chefetage und den Security-Teams in den Unternehmen muss sich also etwas tun. "Wenn Führungskräfte bereit sind, Sicherheit gegen Benutzerfreundlichkeit einzutauschen, unterschätzen sie, dass sie ein lukratives Ziel für Bedrohungsakteure sind", erläutert Daniel Spicer, Chief Security Officer bei Ivanti. In einem digitalen Arbeitsumfeld sei es zwar unmöglich, alle Risiken vermeiden - aber wenigstens die unnötigen Risiken ließen sich vermeiden. Die Herausforderung für IT-Sicherheitsverantwortliche bestehe darin, die Unterstützung des Unternehmens bei der Erfüllung von Cyberaufgaben einzufordern - insbesondere im Führungsteam. "Denn nicht alle Mitglieder der Führungsebene halten Cyberhygiene hoch."