KI & Security by Design

Der Cybersecurity-Paradigmenwechsel

22.12.2017 von Maximilian Hille
Traditionelle Security-Lösungen arbeiten meist reaktiv. Neue Angriffsmuster führen in der Praxis deswegen immer wieder zu erheblichen Reputationseinbußen und finanziellem Schaden.

Die Diskussionen um und die Anforderungen an die IT-Sicherheit sind ein Evergreen-Thema - in den Medien, den IT-Abteilungen und allen Wirtschaftsbereichen. Doch nach wie kämpfen viele Unternehmen mit stumpfen Waffen und reagieren vor allem auf Angriffe, statt zu agieren. Das liegt auch daran, dass nahezu alle verfügbaren Sicherheitslösungen darauf basieren, bereits bekannte Viren oder Malware zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern. Dass dieses Vorgehen in der Praxis schnell an seine Grenzen stößt, zeigen diverse Medienberichte zu zahlreichen Hackerangriffen und Datenlecks in Unternehmen.

Paradigmenwechsel in der IT-Sicherheit: Das müssen Sie wissen.
Foto: agsandrew - shutterstock.com

Allein im Jahr 2017 wurden nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) etwa 51 Millionen Euro Schaden durch Cybercrime alleine in Deutschland verursacht. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Somit ist für viele Unternehmen klar, dass sie neue Wege in der IT-Sicherheit beschreiten müssen, um kriminellen Hackern mit adäquaten Mitteln einen Schritt voraus sein zu können - und nicht auf Grundlage deren Angriffsmuster unter Hochdruck einen Verteidigungsplan stricken zu müssen.

Big Data Analytics und KI-basierte Security als Rettungsanker?

Die Mentalität im Hinblick auf die IT Security hat sich bereits stark gewandelt. Gerade vor dem Hintergrund des vielfältigen Technologie-Einsatzes und der gesteigerten Erfolgsabhängigkeit der Unternehmen von diesen Technologien ist auch die Organisation und Prozesskultur - also insbesondere der Faktor Mensch - eine wichtige Komponente beim Gelingen von Datenschutz und IT-Sicherheit. Im Rahmen eines aktuellen Analyst Reports, den Crisp Research in Kooperation mit der TÜViT kürzlich veröffentlicht hat, geht es vor allem um das Konzept Security by Design. Das besagt im Wesentlichen, dass alle Maßnahmen für Datenschutz und Security schon in der Planungsphase einer neuen IT-Architektur oder in der Produktentwicklung einbezogen werden müssen.

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Die Bedeutung des Faktors Mensch für die IT Security bleibt davon unberührt, dass auch im Rahmen der Technologien neue Entwicklungen vonnöten sind und Optimierungen der Arbeitsweisen einen Quantensprung in Richtung sichererer Unternehmen auslösen können. Das kann funktionieren, wenn sich auch die Nutzung der der IT-Security-Technologien durch die Unternehmen wandelt. Denn mit Hilfe von Big Data Analytics und Künstlicher Intelligenz (KI) können ganz andere Erkenntnisse über den Zustand und die Sicherheit der IT-Architektur gewonnen werden. Während bestehende IT-Sicherheits-Lösungen vor allem durch bereits vergangene Angriffe "lernen", können mit Big Data Analytics und KI die Netzwerke selbst überwacht und ausgewertet werden. Das hat insbesondere folgende Vorteile:

Im Grunde schließt sich so auch wieder der Kreis, denn im Wesentlichen besagt der Security-by-Design-Grundsatz, dass IT-Sicherheit möglichst früh in die Wertschöpfungskette integriert werden muss. Das leisten Big-Data- und KI-Technologien gleichermaßen, indem Sie der IT-Infrastruktur eine Art Immunsystem bereitstellen, das durch die eigene Anpassung und Kontrolle zur Sicherheit beitragen kann.

Oben genannte Studie zeigt deutlich die positive Haltung gegenüber diesen neuen Technologien: Bereits über 60 Prozent der Unternehmen sind sich sicher, dass diese Lösungen zukünftig eine tragende Rolle spielen werden. Für gut ein Viertel der Unternehmen (26 Prozent) werden sie additiv zu bestehenden Systemen eingesetzt, für über ein Drittel (36 Prozent) sollen sie sogar komplett für eine voll-automatisierte IT-Sicherheits-Architektur sorgen.

Foto: Crisp Research AG, 2017

Während ein kleinerer Teil der Unternehmen (18 Prozent) noch evaluiert, lehnen nur die wenigsten (11 Prozent) einen Einsatz von Big Data Analytics und Artificial Intelligence für Ihre IT Security ab.

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Anbieter & Angebote - KI-Security by Design schon heute?

Schon heute existieren erste Anbieter und Möglichkeiten rund um Big-Data- und KI-basierte IT-Security. So gibt es beispielsweise den schwedischen Anbieter Outpost24, der mit seinem Vulnerability Management über eine Datenbasis von Anomalien und Auffälligkeiten der IT-Architekturen verfügt und mit Hilfe verschiedener Produkte ein Frühwarnsystem für Schwachstellen und Hackerangriffe bereitstellt.

Der Anbieter Darktrace setzt noch stärker auf Künstliche Intelligenz und hat mit dem "Enterprise Immune System" ein selbstlernendes System entwickelt, das eine umfassende Analyse der IT-Architekturen liefert und so Bedrohungsszenarien erkennen soll, die bislang unerkannt blieben.

Um als Unternehmen ganzheitlich für die IT Sicherheit im digitalen Zeitalter aufgestellt zu sein, genügt es dennoch nicht, die neuesten Technologien einzusetzen: Security by Design und ein Kulturwandel gehören ebenfalls dazu. Für die Außenwirkung lassen sich solche Modelle perspektivisch auch zertifizieren. Derzeit gibt es allerdings noch wenige Standards, die unmittelbare Rückschlüsse auf selbstlernende Systeme im IT-Sicherheitskontext liefern. Diese werden aber schon bald mit einer größeren Anzahl an Anbietern und Lösungen in die Unternehmen drängen. (fm)