Vom Anschreiben bis zum Zeugnis

Der große Bewerbungsratgeber

27.09.2014 von Alexandra Mesmer
Schon lange nicht mehr beworben? Dann sollten Sie ihr Wissen auffrischen. Ob Anschreiben oder Vorstellungsgespräch, die Bewerbungsprofis von Hesse und Schrader geben die wichtigsten Tipps.

Auch wenn man mit Bewerbungsratgebern mittlerweile ganze Bibliotheken füllen könnte, gibt es sie immer noch: Anschreiben, die vor Fehlern strotzen, lückenhafte Lebensläufe, Fotos mit dem Bewerber im Hawaii-Hemd oder Vorstellungsgespräche, in denen sich Kandidaten mit den falschen Fragen um den Job bringen.

Buchautor und Coach Jürgen Hesse beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema Karriere und hat mit Hans Christian Schrader das Büro für Berufsstrategie gegründet. Für die COMPUTERWOCHE die wichtigsten Tipps für Bewerber zusammengestellt.

Die Bewerbung: Anschreiben, Lebenslauf, Foto

Welche Informationen gehören in das Anschreiben? Wie baue ich einen Lebenslauf auf? Welche Unterlagen gehören noch zur Bewerbung? Was unterscheidet eine E-Mail-Bewerbung von der klassischen Bewerbung? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie im Artikel "Richtig bewerben für Anfänger".

Der Lebenslauf ist das Kernstück der Bewerbung.
Foto: A_Bruno - Fotolia.com

Bei der erfolgreichen Bewerbung spielen auch Leistungsmotivation und die Persönlichkeit des Kandidaten eine wichtige Rolle. Ein gutes Bewerbungsfoto, platziert auf dem Deckblatt oder im Lebenslauf, kann hierbei Ihr größter Sympathieträger sein. Es erzeugt unmittelbare Aufmerksamkeit und sagt mehr als tausend Worte. Lesen Sie mehr über das perfekte Foto.

Das Vorstellungsgespräch

Wer im Vorstellungsgespräch überzeugen will, muss an vieles denken: angemessene Kleidung, Pünktlichkeit und die richtigen Fragen stellen. Lesen Sie unseren kleinen Wegweiser für Bewerber vor dem entscheidenden Gespräch.

Die Gehaltsverhandlung

Im Vorstellungsgespräch kann das Thema Gehalt den Ausschlag geben, ob der Kandidat die Stelle bekommt oder nicht. Hier die wichtigsten Tipps für ein kniffliges Thema: Die Gehaltsverhandlung.

Tipps für die Gehaltsverhandlung
Reizthema Gehaltsverhandlung
Vielen Bewerbern und Angestellten graut es vor der Verhandlung ums Gehalt. Vier Personalexperten geben Empfehlungen für eine erfolgreiche Argumentation bei der Gehaltsverhandlung.
Jörg Bolender, Director Recruiting bei Atos Deutschland ...
... hat zum Thema Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps:
Der Auftritt
Bolender rät zu einem selbstbewussten, aber nicht überheblichen Auftreten.
Vorzüge präsentieren
"Zeigen Sie Ihre Vorzüge (fachliches Know-how, besondere Leistungen, etc.) auf und signalisieren Sie Bereitschaft, auch künftig außerordentliches Engagement zu zeigen und Sonderthemen zu übernehmen und sich im Unternehmen weiterentwickeln zu wollen", empfiehlt Bolender.
Dienstwagen geschickt ansprechen
Bolenders Tipp, um Themen wie Boni und Dienstwagen anzusprechen: In das Thema elegant mit der Frage nach den Sozialleistungen, die das Unternehmen bietet, einsteigen.
Nicole Mamier, Personalleiterin bei Realtech ...
... gibt folgende Tipps für die Gehaltsverhandlung:
Die richtigen Argumente
Im laufenden Angestelltenverhältnis sollte man in der Gehaltsverhandlung seine persönlichen Leistungen und Potenziale aufzeigen. Keine gute Idee ist es, mit einem Angebot der Konkurrenz zu versuchen, das Einkommen hochzutreiben, rät Mamier.
Gehaltswunsch benennen
Wenn im Gespräch nach dem Wunschgehalt gefragt wird, sollte man nicht drum herum reden, sondern offen und selbstbewusst den Gehaltswunsch benennen, so Mamier.
Spanne angeben
Mamier empfiehlt, auf die Frage nach dem Wunschverdienst eine Gehaltsspanne anzugeben. In unteren Einkommensklassen sind Spannen von 5000 bis 10.000 Euro angemessen, in höheren Einkommensklassen können das auch mal bis zu 20.000 Euro sein.
Dieter Schoon, Head of Global Human Resources bei der itelligence AG ...
... hat für die Gehaltsverhandlung die folgenden Tipps:
Wunschverdienst richtig benennen
Im ersten Schritt reicht ein ungefähres Jahresgehalt. Bei der Itelligence AG wird zum Beispiel erst im zweiten Schritt über den konkreten Leistungsumfang gesprochen.
Gute Vorbereitung
Wichtig sei eine gute Vorbereitung. Um den heißen Brei zu reden oder gar nicht zu antworten, wirke erst mal unvorbereitet. Falls man aber doch eine Spanne angeben möchte, sollte sich diese nicht mehr als 2000 Euro im Jahresgehalt unterscheiden (etwa zwischen 50.000 und 52.000 Euro), rät Schoon.
Nicht mit Kollegengehalt argumentieren
Wovon Schoon abrät: Argumentationen wie, der Kollege x verdient jetzt doch auch mehr oder privat fallen so viele Kosten an, sind bei einer Gehaltsverhandlung zum Scheitern verurteilt.
Bärbel Schäfer, Vice President HR bei der Software AG ...
... gibt die folgenden Tipps für die Gehaltsverhandlung:
Initiative ergreifen
Schäfers persönlicher Tipp für eine Gehaltserhöhung: Eine direkte Ansprache des Vorgesetzten mit Schilderung der Erfolge und Performance in der letzten Periode.
Gehalt vorschlagen
Schäfer findet einen direkten Gehaltsvorschlag in diesem Gespräch sinnvoll. Durchaus mit Spielraum, falls der Vorgesetzte verhandeln will.
Wann man Benefits anspricht
Themen wie Boni oder den Dienstwagen sollte der Bewerber ansprechen, wenn diese Benefits für ihn wichtig sind, rät Schäfer.

Die Probezeit

In der Probezeit gilt das Motto: Nach der Bewerbung ist vor der Bewerbung. Kaum ist der Arbeitvertrag unterschrieben, schon geht es mit der Vorstellung bei den neuen Kollegen weiter. Auch dies ist wieder eine Bewerbungssituation! Lesen Sie, was Sie in der Probezeit beachten sollen.

Karrierefaktor Small Talk

Small Talk ist die Kunst des kleinen Gesprächs. Doch so klein, wie es der Name suggeriert, ist dieser Karrierefaktor nicht. Und man kann sich sogar darauf vorbereiten.

Die wichtigsten Small-Talk-Regeln
Das Geheimnis des Small Talk
Wir verraten Ihnen die wichtigsten Regeln für einen erfolgreichen Small Talk, damit sie mühelos kommunizieren.
Nur Mut!
Small Talk findet in der Regel nur unter Fremden statt. Aber auch wenn Sie Angst davor haben: ein bißchen Plaudern ist viel leichter als Sie denken!
Der erste Eindruck
Stellen Sie sich sympathisch dar, der erste Eindruck zählt. Aber sehen Sie Small Talk auch als Aufwärmphase. Gerade bei Geschäftspartnern aus anderen Kulturen kommt es nicht gut an, wenn Sie gleich mit der Tür ins Haus fallen.
Nehmen Sie sich selbst zurück
Damit geben Sie Ihrem Gegenüber Raum zum Reden und Sie erhalten oft wertvolle erste Informationen.
Finden Sie Gemeinsamkeiten
Das geht am besten, indem Sie offene Fragen stellen, mit denen Sie Interesse am Gegenüber bekunden.
Potenzielle Themen
Falls Sie sich schwertun, passende Fragen zu finden, beziehen Sie sich einfach auf das Umfeld oder den Anlass der Begegnung. "Wie haben Sie von dieser Veranstaltung gehört?" oder "Über welchen Kontakt sind Sie heute hier?" können der Auftakt zu einem netten Small Talk sein.
Achtung, Tabu-Zone!
Gefährlich wird es bei Gesprächsthemen, die polarisierend wirken wie z.B. Politik oder Religion. Falls Ihr Gegenüber da eine andere Meinung haben sollte als Sie, sind Sie schnell in die Falle getappt. Und hüten Sie sich vor negativen Themen wie verspätete Flüge! Gemeinsam jammern verbindet in den seltensten Fällen.
Halten Sie keine Monologe!
Die Wirkung auf Ihre Zuhörer dürfte absehbar sein.
Hören Sie aktiv und aufmerksam zu.
Ein gelegentliches Nicken oder "ja, ja" zeigt wenig Interesse und Wertschätzung. Hören Sie statt dessen wirklich zu und greifen Sie Informationen erinnernd wieder auf, die Ihr Gesprächspartner erwähnt hat: "Sie sagten vorhin, dass Sie..."
Halten Sie Blickkontakt.
Gerade auf einer größeren Veranstaltung ist die Versuchung groß, die Blicke schweifen zu lassen, um möglichst wenig zu verpassen. Das ist unhöflich gegenüber Ihrem aktuellen Gesprächspartner! Halten Sie deshalb Blickkontakt.
Viele Gesprächspartner
Das Wort 'SMALL Talk' beschreibt es perfekt: Auf größeren Veranstaltungen geht es um kurze Gespräche, um ein erstes Kennenlernen. Nutzen Sie die Möglichkeiten, indem Sie mit vielen verschiedenen Menschen in's Gespräch kommen.
Beenden Sie das Gespräch positiv.
Wie schon gesagt, verbinden negative Themen nur selten und hinterlassen oft einen faden Beigeschmack. Setzen Sie stattdessen einen positiven Schlußpunkt. "Unser Gespräch hat mir viel Spaß gemacht, ich hoffe, wir können es später fortsetzen." kann ein schöner Abschluss sein, wenn Sie es ehrlich meinen.
Small Talk ist zum Netzwerken da.
Beobachten macht Spaß, aber nutzen Sie auch die Chance, Beziehungen zu knüpfen, indem Sie sich aktiv auf die Suche nach neuen Gesprächspartnern machen. Halten Sie deshalb Ausschau nach Gruppen, die offen beieinander stehen oder Menschen, die Ihnen einen längeren Blickkontakt gewähren.
Vorbereitung ist nützlich
Gespräche kommen oft leichter zustande, wenn Sie sich im Vorfeld ein bißchen über Ihren Gastgeber/Ihre Kunden informiert haben.