Windows, Linux, MacOS

Der lange Weg zu besseren GUIs

30.04.2009 von Joachim Hackmann
Windows, Mac/OS und Linux-Distributionen wie Ubuntu und Debian unterstützen dreidimensionale Benutzeroberflächen. Der Weg zu soviel Komfort begann 1973 in den Xerox-Entwicklungslabors.

Anwender können sich über das Angebot moderner 3D-Benutzeroberflächen nicht beschweren: Microsoft stattet Windows Vista mit der 3D-Oberfläche Aero aus. Apple tut das gleiche mit dem Aqua-Desktop im Betriebssystem Leopard, und Linux-Distributionen wie Ubuntu und Debian können die Desktop-Oberfläche Compiz integrieren.

Den nächsten Schritt in Richtung mehrdimensionaler Benutzerschnittstelle hat Apple offenbar im Blick. Das US-Patentamt hat Ende 2008 einige neue Patentanträge von Apple veröffentlicht. Einer davon beschreibt einen "Multidimensionalen Desktop", der eine perspektivische Darstellung erlauben soll. Dadurch lassen sich Objekte auf mehreren Ebenen platzieren.

Apple beschreibt in dem Antrag mehrere Möglichkeiten, wie man die Räumlichkeit visualisieren könnte (siehe Apple patentiert den 3D-Desktop). Doch bis es so weit ist, wird noch einige Zeit verstreichen. Die aktuellen Veröffentlichungen neuer Betriebssysteme wie Ubuntu 9.04 und Windows 7 (RC) zeigen keine grundlegenden Neuerungen.

Wie mühsam der Weg zu neuen Benutzeroberflächen ist, zeigt der Rückblick auf die Entwicklung der GUIs in den vergangenen mehr als 30 Jahren.

Die Geschichte der GUIs
Xerox Alto
Die Betreiber der Web-Site www.webdesignerdepot.com haben im Archiv gestöbert und die Evolution der grafischen Oberflächen dokumentiert. Eine der ersten GUI-Versionen wurde von den Entwicklern am Xerox Palo Alto Research Center (PARC) entworfen. Die Software wurde nicht kommerziell vertrieben. <br /><br /><a href="http://www.webdesignerdepot.com/2009/03/operating-system-interface-design-between-1981-2009/" target="_blank">www.webdesignerdepot.com</a>
Xerox 8010 Star
Im Jahr 1981 erschien eine grafische Oberfläche für Desktop-Rechner, die unter dem Namen The Xerox Star bekannt wurde. Später wurde sie in ViewPoint sowie GlobalView. <br /><br /><a href="http://toastytech.com/guis/starbitmap2.gif" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
Apple Lisa Office System 1
1983 brachte Apple das Betriebssystem Lisa OS auf den Markt. Es wurde vom Erfolg des Macintosh-Rechners verdrängt. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/lisaos10" target="_blank">Quelle:guidebookgallery.org</a>
VisiCorp Visi On
Visi On war 1984 das erste grafische Betriebssystem für IBM-PCs. Entwickelt wurde es für Unternehmen und war dementsprechend sehr teuer. Die GUI ließ sich mit Maus bedienen. <br /><br /><a href="http://toastytech.com/guis/vision3.html" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
Mac OS System 1.0
System 1.0 wurde für den Macintosh entworfen. Es nutzte bereits verschiedene Features moderner Betriebssysteme wie Fenstertechnik und Icons. Die Fenster und Dateien ließen sich mit Hilfe der Maus verschieben. <br /><br /><a href="http://toastytech.com/guis/macos1.html" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
Amiga Workbench 1.0
1985 war Amiga seiner Zeit voraus. Die Benutzeroberfläche des Betriebssystems war farbig, zudem gab es Funktionen wie preemptives Multitasking und Stereosound. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/amigaos10" target="_blank">Quelle:guidebookgallery.org</a>
Windows 1.0x
Im Jahr 1985 stieg auch Microsoft in die grafische Benutzerführung ein. Windows 1.0 unterstützte 32×32 Pixel-Icons und farbige Grafiken. <br /><br /><a href="http://www.makowski-berlin.de/" target="_blank">Quelle: Makowski, Berlin</a>
GEM
GEM (Graphical Environment Manager) war eine grafische Benutzeroberfläche von Digital Research für das Betriebssystem CP/M. Vielen Anwendern ist GEM als GUI für den Atari ST bekannt. <br /><br /><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Graphical_Environment_Manager" target="_blank">Quelle: Wikipedia</a>
IRIX 3
Das 64-Bit-Betriebssystem IRIX wurde für die Unix-Welt geschrieben. Ein interessantes Feature ist die Unterstützung von Vector-Icons, lange bevor Apple die Technik für Mac OS X übernahm. <br /><br /><a href="http://www.osnews.com/story/1859/SGI_SPECIAL:_Introducing_the_Jewel_of_UNIX_the_64-bit_IRIX_OS" target="_blank">Quelle: OSnews</a>
GeOS
Das GeOS-Betriebssystem (Graphic Environment Operating System) erschien 1986. Entwickelt hat es Berkeley Softworks (später GeoWorks). Es wurde für den Commodore 64 entworfen. <br /><br /><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/GEOS_(8-bit_operating_system)" target="_blank">Quelle: Wikipedia</a>
Windows 2.0x
Deutliche Fortschritte konnte Microsoft 1987 in der zweiten Windows-Version verbuchen. Fenster ließen sich überlappen und in ihrer Größe verändern. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/win203" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
OS/2 1.x
OS/2 war anfangs eine Koproduktion von IBM und Microsoft. Erst 1991 trennten sich die Unternehmen und verfolgten eigene Wege. Die GUI von OS/2 nannte sich Presentation Manager und unterstützte zunächst nur monochrome Darstellungen sowie feststehende Icons. <br /><br /><a href="http://pages.prodigy.net/michaln/history/os211/index.html" target="_blank">Quelle: pages.prodigy.net</a>
NeXTSTEP / OPENSTEP 1.0
Nachdem Steve Jobs bei Apple ausgeschieden war, gründete er das Unternehmen Next. Mit seiner neuen Firma wollte er den perfekten Rechner für Universitäten und Entwicklungslabors bauen. 1988 kam der erste NeXT-Rechner heraus, 1989 folgte das grafische Betriebssystem NeXTSTEP 1.0. Später wurde es in OPENSTEP umbenannt. <br /><br /><a href="http://www.kernelthread.com/publications/appleoshistory/7.html" target="_blank">Quelle: kernelthread.com</a>
OS/2 1.20
Die nächste OS/2-Version erschien 1989 und brachte nur minimale Verbesserungen. <br /><br /><a href="http://pages.prodigy.net/michaln/history/os211/index.html" target="_blank">Quelle: pages.prodigy.net</a>
Windows 3.0
Mit der 3.0-Version schöpfte Microsoft das Potenzial der grafischen Oberflächen deutlich besser aus. Das Betriebssystem selbst unterstützte den Standard- und 386-Modus, der mehr 640 KB Arbeitsspeicher zur Verfügung stellte. Die Auflösung belief sich auf bis zu 1024×768 Pixel. <br /><br /><a href="http://toastytech.com/guis/win30.html" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
Amiga Workbench 2.04
Amiga brachte einige Neuerungen: erstmals wurde die dreidimensionelle Anmutung eingeführt. Der Desktop ließ sich vertikal teilen und unterstützte verschiedene Auflösungen und Farbtiefen. Die Standard-Auflösung belief sich auf 640×256, doch die Hardware konnte auch bessere Auflösungen darstellen. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/amigaos204" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
Mac OS System 7
1991 brachte Apple Mac OS Version 7.0 heraus. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/macos70" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
Windows 3.1
Die 3.1-Version von Windows integrierte vorinstallierte TrueType-Fonts. Zuvor war dafür Adobes Type Manager (ATM) erforderlich. <br /><br /><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/Windows_3.1x" target="_blank">Quelle: Wikipedia</a>
OS/2 2.0
Diese Version erschien 1992. Die gesamte Benutzeroberfläche wurde objekt-orientiert entwickelt. Jede Datei und jeder Ordner war ein Objekt und ließ sich mit anderen Dateien, Ordnern und Applikationen verknüpfen. Die GUI unterstützte zudem drag-and-drop-Funktionen.<br /><br /><a href="http://toastytech.com/guis/os220.html" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
Windows 95
Das komplette User-Interface wurde überarbeitet. In dieser Windows-Version gab es erstmals einen kleinen Button für jedes Fenster, um es zu schließen. Erstmals gab es auch einen Start-Knopf, hinter dem sich unter anderem die Funktion zum Herunterfahren des Systems verbarg. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/win95" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
OS/2 Warp 4
1996 brachte IBM OS/2 Warp 4 auf den Markt. <br /><br /><a href="http://toastytech.com/guis/os24.html" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
Mac OS System 8
Mac OS 8 nutzte 1997 als eines der ersten Betriebssysteme Pseudo-3D-Icons. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/macos80" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
Windows 98
In der Anmutung der Icons war Windows 98 ähnlich wie Windows 95, doch die GUI konnte mehr als 256 Farben darstellen. Erstmals erschien der Active Desktop. <br /><br /><a href="" target="_blank">Quelle: toastytech.com</a>
KDE 1.0
Die Entwickler des KDE-Projekts waren angetreten, die Unix-Welt mit einer grafischen und freien Benutzeroberfläche auszustatten. 1998 erschien KDE 1.0. <br /><br /><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/KDE_1" target="_blank">Quelle: Wikipedia</a>
BeOs 4.5
Das Betriebssystem BeOS wurde ursprünglich vom Unternehmen Be für die BeBox-Hardware entwickelt (1991). Nach ständigen Weiterentwicklungen erschien 1999 BeOS 4.5. <br /><br /><a href="http://de.wikipedia.org/wiki/BeOS" target="_blank">Quelle: Wikipedia</a>
Gnome
Der quelloffene GNOME-Desktop wurde zunächst für Red Hat Linux entworfen, später aber an andere Linux-Distributionen angepasst. <br /><br /><a href="http://www.visionfutur.com/img/histoire/gnome1-1.jpg" target="_blank">Quelle: visionfutur.com</a>
Mac OS X
Im Jahr 2000 kündigte Apple ein neues Interface an, das 2001 unter dem Namen Mac OS X erschien. Anfangs kamen die vielen Neuerungen bei den Anwendern nicht gut an. Doch der neue Style wurde Basis für alle folgenden Betriebssysteme von Apple. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/macosx101" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
Windows XP
Microsoft nutzt jede große Betriebssystem-Version, um die grafische Benutzeroberfläche grundlegend zu ändern. Windows XP machte da im Jahr 2001 keine Ausnahme. <br /><br /><a href="http://www.guidebookgallery.org/screenshots/winxppro" target="_blank">Quelle: guidebookgallery.org</a>
KDE 3
Im Jahr 2002 brachte das KDE-Projekt die dritte, deutlich verbesserte Version heraus. <br /><br /><a href="http://www.netbsd.org/gallery/in-Action/jschauma-kde3.png" target="_blank">Quelle: netbsd.org</a>
Windows Vista
Das aktuelle Betriebssystem von Microsoft bietet 3D-Darstellung und Animationen. Richtig glücklich sind die Anwender nicht mit dieser Version, sie verbraucht viele Hardware-Ressourcen. <br /><br /><a href="http://technology.berkeley.edu/msvista/images/800px-Windows_Vista_Desktop.png" target="_blank">Quelle: technology.berkeley.edu/</a>
Mac OS X Leopard
Die jüngste Apple-Version verbesserte erneut die Darstellung. Das neue GUI brachte weitere 3D-Anmutungen, Animationen und Interaktionen. <br /><br /><a href="http://skattertech.com/media/2007/10/apple-os-x-leopard-screenshot.jpg" target="_blank">Quelle: skattertech.com</a>
GNOME 2.24
Das GNOME-Projekt hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um den Desktop besser zu machen. Herausgekommen ist im vergangenen Jahr die Version 2.24. <br /><br /><a href="http://www.gnome.org/" target="_blank">Quelle: Gnome</a>
KDE 4
Die Version 4.0 erschien im Januar 2008, im März 2009 folgte Version 4.2. Unter anderem wurde das Fenster-Management überarbeitet, außerdem unterstützt KDE in der aktuellen Version Desktop-Widgets. <br /><br /><a href="http://en.wikipedia.org/wiki/File:KDE_4.2_desktop.png" target="_blank">Quelle: Wikipedia</a>
Apple Patent 3D Oberfläche
Verbirgt sich hier die Zukunft der mehrdimensionalen Benutzeroberfläche? Die Skizze ist Bestandteil eines Patentantrags für mehrschichtige Desktop-Oberflächen, den Apple in den USA eingereicht hat.