Sicherheit, Kosten und Umsetzung

Der Weg in die Cloud

21.06.2012 von Martin Bayer
Sicherheitsapekte, die Chancen auf Einsparungen und der richtige Weg in die IT-Wolke - das sind Fragen, die Geschäftsführungen wie IT-Abteilungen derzeit umtreiben.
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Cloud-Angebote schießen wie Pilze aus dem Boden. Kein Softwareanbieter will den Anschluss verlieren, alle wittern lukrative Geschäfte in der IT-Wolke. Doch nicht nur die Anbieter müssen sich den Kopf über neue Software und vor allem neue Geschäftsmodelle zerbrechen. Auch die Anwender wollen sich auf das neue IT-Bezugsmodell einrichten. Dabei stellen sich den IT-Abteilungen verschiedene Fragen.

Wie sicher sind sensible Daten in der Cloud?

Viele Umfragen zeigen, dass vor allem Sicherheitsbedenken dem Schritt in die Cloud im Wege stehen. Die Verantwortlichen fürchten um ihre Daten. Experten zufolge sind diese Ängste jedoch übertrieben. Aus Sicht des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) könnten kleine und mittlere Unternehmen ihre IT-Sicherheit durch Cloud-Computing sogar erhöhen. Was den Sicherheitsaspekt angeht, sei Cloud Computing das wesentlich attraktivere Modell, behauptet auch Godelef Kühl, Vorstandsvorsitzender des ERP-Anbieters Godesys. Sichere Rechenzentren mit ausreichenden Backup-Vorkehrungen garantierten Schutz und eine hohe Kontinuität in der Cloud.

Trotzdem müssen Bedenken wegen Kontrollverlusts oder Abhängigkeit ernst genommen werden. Gerade weil in Geschäftsdaten enorm viel Betriebs-Know-how liege, stellten sich viele Unternehmen die Frage, wo die Daten abgelegt werden und wer Zugriff darauf hat. "Hier sind vor allem die lokalen Cloud-Provider gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten", meint Kühl.

Doch auch die Anwender selbst müssen sich bewegen, wollen sie den Anschluss nicht verlieren. Carsten Hentrich und Frank Frey, Berater und Cloud-Experten von Infosys, warnen gerade mittelständische Betriebe davor, durch eine zu hohe Risikoaversität das Innovationspotenzial von Cloud-Services nicht oder zu spät zu nutzen.

Können Anwender durch Cloud Computing Kosten senken?

Befürworter und Anbieter von Cloud-Computing bewerben das Modell gerne mit den aus ihrer Sicht geringeren Kosten im Vergleich zum Betrieb herkömmlicher IT-Infrastrukturen. Skaleneffekte, günstigere Einkaufsbedingungen sowie ein effektiverer Betrieb und eine bessere Auslastung werden als Kostenvorteile der Public Cloud ins Feld geführt.

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Auf den ersten Blick mögen Preise wie ein paar Euro pro User und Monat beziehungsweise wenige Cent je Stunde Server-Nutzung durchaus attraktiv erscheinen. Experten mahnen die Anwenderunternehmen aber, genau nachzurechnen. Eine Antwort auf die Frage, ob der Cloud-Betrieb wirklich günstiger komme, sei nicht einfach zu finden, sagt James Staten, Vice President und Principal Analyst bei Forrester Research.

Grundsätzlich gilt auch in der Cloud: Je intensiver und je mehr Services und Ressourcen genutzt werden, desto teurer wird es, so Statens Rechnung. Mit fünf Nutzern halte sich der Rechnungsbetrag zwar meist in Grenzen. Wer jedoch 500 oder 1000 Mitarbeitern den Zugang zu beispielsweise gemieteten CRM-Applikation einräume, müsse sich auf eine hohe Rechnung einstellen. Außerdem dürften die Verantwortlichen anfallende Zusatzkosten nicht außer Acht lassen, beispielsweise wenn weitere Module etwa für Support oder Service benötigt würden.

Forrester-Analyst Staten weist außerdem darauf hin, dass die internen IT-Aufwände beim Umzug in die Wolke keineswegs komplett wegfielen. Unternehmen müssten sich weiter um Aspekte wie Security, Backup und Recovery sowie das Monitoring kümmern.

Tools für die Cloud-Daten
Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Wie gelingt der Umstieg in die Cloud?

Sind Sicherheitsbedenken ausgeräumt und spricht die Kostenkalkulation für einen Cloud-Einsatz, muss sich die eigene IT auf das neue Modell einschwingen. Das beinhalte nicht nur eine technische Umstellung, sondern auch eine umfassende geschäftliche Transformation, stellen Hentrich und Frey von Infosys fest. So müsse beispielsweise das IT-Team die Einhaltung von Service-Level-Agreements (SLA) kontrollieren, den Kontakt mit Anbietern auf neue Beine stellen und die Verfügbarkeit von Services gewähr-leisten, statt ausschließlich eine standortgebundene IT-Infrastruktur zu verwalten. Während das neue Modell einige Prozesse vereinfache, erfordere es gleichzeitig mehr Kenntnisse eines breiter gefächerten Technikspektrums und eine engere Kopplung von IT und Fachbereichen.

Experten von Forrester empfehlen daher, vor dem Sprung in die Cloud intensiv strategische Überlegungen anzustellen. Am einfachsten sei es noch, Anwendungen zu identifizieren, deren Nutzung saisonal schwankt und die sich deshalb gut für den Cloud-Einsatz eignen. Kompliziert wird es, wenn auf Basis eines Cloud-Service ein neues Geschäftsmodell etabliert werden soll, also das Kerngeschäft tangiert ist .