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Die IT-Manager können ihren Beitrag zum Geschäftserfolg noch deutlich steigern. Dieses Fazit zieht die Management- und Technologieberatung BearingPoint, hierzulande in Frankfurt am Main ansässig, aus ihrem diesjährigen "CIO Snapshot". An der internationalen Studie beteiligten sich insgesamt 350 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen.
Der Befragung zufolge hält jede zweite IT-Organisation den eigenen Beitrag zum Geschäftserfolg für hoch oder sogar sehr hoch. Tatsächlich bewegt sich die IT-Unterstützung aber eher auf einem mittleren Niveau, hat BearingPoint herausgefunden. Das Potenzial werde im Durchschnitt nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft.
Um diesen Wert zu ermitteln, nutzte BearingPoint ein selbstentwickeltes, praxisorientiertes Modell. Eigenen Angaben zufolge leiteten die Berater es vor allem aus ihren Erfahrungen in der Projektarbeit ab. Das Modell hat zwei Dimensionen: die Sektoren der Werkschöpfung und die damit zusammenhängenden Handlungsfelder. Fünf Sektoren hat BearingPoint identifiziert:
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Geschäftsprozessausrichtung - Wie werden Kernprozesse in Unternehmen durch IT unterstützt?
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Zuverlässigkeit - Sind die Leistungen der IT-Organisation und -Infrastruktur stabil und verlässlich?
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Performance - Wie leistungsfähig sind IT-Organisation und -Infrastruktur?
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Innovation - Unterstützt die IT Innovationsprozesse im Unternehmen?
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Transparenz - Sind Informationen verfügbar und Entscheidungen nachvollziehbar?
Diese Komponenten wurden nach ihrer jeweiligen Relevanz für das Unternehmen gewichtet und hinsichtlich ihres Entwicklungsstands beziehungsweise Reifegrads überprüft. Zu diesem Zweck ordneten die Berater den Sektoren jeweils zehn Handlungsfelder mit zwei bis drei konkreten Maßnahmen zu, die anhand eines Fragenkatalogs einzeln bewertet wurden. Das dafür verwendete Bewertungsschema orientierte sich an dem Framework "CMMI for Services".
Zuverlässig und performant, aber Business-fern
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Aus den gewonnenen Daten lässt sich dann der individuelle Wertbeitrag der jeweiligen IT-Organisation ermitteln, so BearingPoint. Das Ergebnis der aktuellen Studie ist wenig ermutigend. Gemessen an einer idealtypischen IT-Unterstützung liegt der Wirkungsgrad der teilnehmenden IT-Organisationen über alle Sektoren derzeit nur bei einem Durchschnitt von 43 Prozent.
Dabei divergieren die Werte je nach dem untersuchten Wertschöpfungssektor. Bislang spielten - angesichts der mageren Krisen-Budgets - Zuverlässigkeit und Performance eine herausragende Rolle. Das spiegelt sich auch in ihrem Reifgrad wider, der jeweils bei mehr als 44 Prozent liegt.
Nun ist die Bedeutung diese Eigenschaften für Produktion, Serviceleistungen und interne Prozesse sicher unumstritten. Allerdings ist die Ausrichtung auf die Geschäftsprozesse heute mindestens ebenso wichtig. 80 Prozent der von BearingPoint befragten Unternehmen würden das auch ohne Zögern unterschreiben. Dennoch hinkt der Reifegrad dieses Kriteriums - mit lediglich 41 Prozent - hinter dem den erstgenannten Eigenschaften her.
Wertschöpfungssektor Innovation
Auch das Thema Innovation hat in den IT-Bereichen der untersuchten Betriebe nur eine geringe Priorität. Vier von fünf der Befragten bewerteten ihre eigene Organisation im Hinblick auf ihre Innovationsfähigkeit als unzureichend bis durchschnittlich. Bei einem Reifegrad von nur 36 Prozent besteht hier auf jeden Fall Nachholbedarf.
Wie BearingPoint betont, schmälert das Fehlen innovativer technischer Lösungen die Produktivität und die Kosteneffizienz der Geschäftsprozesse. Zudem stehe dieses Manko der Entwicklung von Neugeschäft entgegen. Der Wertschöpfungssektor Innovation gelte aber immer noch als "Luxusgut", das vor allem dann dem Rotstift zum Opfer falle, wenn die Budgets ohnehin knapp bemessen seien.
Entscheidend für den - wahrgenommenen - Beitrag der IT zum Unternehmenserfolg ist auch die Transparenz. Aber deren Umsetzungsgrad ist ebenfalls niedrig.
Große Mittelständler liegen vorn
Dieser Trend setze sich in der Betrachtung der Handlungsfelder fort, hat BearingPoint festgestellt: Überall, wo sich Inhalt und Ziel um Veränderungen drehten, ließen Umsetzungs- und Reifegrad in den Unternehmen zu wünschen übrig. Kommunikations- und Veränderungs-Management seien davon betroffen, aber auch Innovations-Management sowie Collaboration- und Informations-Management. Vorrang haben immer noch die Aktivitäten, die den reinen Betrieb absichern.
Den besten Umsetzungsgrad ermittelten die Berater für Risk-, Compliance- und Security-Management. Auch das Anforderungs-Management sei - im Gegensatz zur landläufigen Meinung - bereits relativ gut aufgestellt.
Welchen Beitrag die IT zum Unternehmenserfolg leistet, hängt offenbar auch von der Branche und der Organisationsgröße ab. So stehen Dienstleistungsbetriebe, Banken und Versicherungen im Branchenvergleich am besten da. Durchschnittlich können sie einen Wertbeitrag von knapp 50 Prozent vorweisen. Anders Industrie und Handel: Ein Wertbeitrag von 37 Prozent im Durchschnitt signalisiert einen hohen Nachholbedarf.
Was die Unternehmensgröße betrifft, so ziehen der Studie zufolge die Unternehmen des oberen Mittelstands den meisten Nutzen aus der IT. Der Wertbeitrag bei den großen Mittelständlern beträgt rund 48 Prozent. Diese Unternehmen sind laut BearingPoint in der Lage, flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren, und verfügen gleichzeitig über die notwenigen Mittel zur Sicherung des operativen Geschäfts.
Was das IT-Management tun muss
Jörg Wegner, Partner bei BearingPoint, mahnt die CIOs eindringlich, den Wertbeitrag ihres Bereichs im Fokus zu haben. Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern, sei das IT-Management gefordert, stärker zum Geschäftserfolg beizutragen - und das auch unter Beweis zu stellen: "CIOs müssen die Wertschöpfung ihrer IT-Investitionen messen und belegen können, um Mittel für ihre Projekte generieren zu können. Wer den eigenen Wertbeitrag kennt, hat hier einen deutlichen Vorteil."
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