Angekündigte Revolutionen gab es in der Computerbranche schon viele. Meist entpuppten sie sich als Technologiesprünge - mal mehr, mal weniger bewegend für die Masse der Anwender.
Nun kommt Virtualisierungs-Spezialist Citrix mit der Meldung, dass mit seiner neuen Software XenDesktop4 die Desktop-Virtualisierung revolutioniert werde. Das sind starke Worte für die Weiterentwicklung eines Programms. Nicht als revolutionär doch zumindest als sensationell darf die neue Version von Citrix CenDesktop4 insofern bezeichnet werden, als es die erste Lösung dieser Art auf dem Markt ist. War Virtualisierung der Desktops in der Administration bislang noch auf wenige Einsatz-Szenarien beschränkt, so soll nun jedes Desktop-Virtualisierungs-Szenario in einer einzigen, integrierten Lösung unterstützt werden.
Höhere Flexibilität, weniger Administrationsaufwand
Das Kernelement der neuen Virtualisierung-Technologie ist die FlexCast-Delivery-Technologie - eine neue Funktionalität, die verschiedene Arten von virtuellen Desktops unterstützt und somit die Anforderungen unterschiedlichster Benutzer-Typen erfüllen soll. So können Anwender beliebige Kombinationen folgender Virtual-Desktop-Technologien einsetzen und über eine zentrale Lösung verwalten:
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Wenn Mitarbeiter ähnliche Applikationen nutzen, ist ein gehosteter Share Desktop der sicherste und gleichzeitig kostengünstigste Ansatz. Dieses Modell bietet jedem Nutzer einen standardisierten und gesicherten Desktop und ist für Jobs geeignet, in denen eine spezifische Anpassung und Personalisierung der Desktop-Umgebung durch den einzelnen Benutzer nicht gewünscht oder benötigt wird. Bis zu 500 Nutzer lassen sich auf einem einzelnen Server verwalten.
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Benötigen Anwender für ihre Arbeit stärker personalisierte Desktops, ist meistens der gehostete VM-basierte Desktop (vormals Virtual Desktop Infrastructure / VDI) die beste Lösung. Indem jeder Desktop in einer direkt zugeordneten virtuellen Maschine läuft, kombiniert diese Option die Vorteile der zentralen Verwaltung mit denen der Desktop-Personalisierung. Hier können ungefähr zwischen 60 und 70 Desktops pro Server unterstützt werden.
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Blade-PC-basierte virtuelle Desktops im Rechenzentrum sind ebenfalls realisierbar. Diese Alternative bietet alle Vorteile der Zentralisierung, stellt aber gleichzeitig eine dedizierte Rechenleistung für jeden Nutzer zur Verfügung, da pro Blade nur ein Desktop gehostet wird.
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Auch eine Reihe von Client-seitigen Optionen wird durch XenDesktop 4 unterstützt. Dazu zählt beispielsweise die Funktion, Desktops an die Endgeräte der Nutzer zu streamen, um sie dort lokal auszuführen. Diese einfache und kostengünstige Herangehensweise ist ideal für Anwender, die gerade mit der Desktop-Virtualisierung beginnen.
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Dann gibt es noch die Möglichkeit, virtualisierte Anwendungen auf traditionellen PCs mit einem lokal installierten Betriebssystem bereitzustellen. Die Applikationen werden im Rechenzentrum zentralisiert und den Benutzern entweder auf das Endgerät gestreamt oder als gehostete Anwendung zur Verfügung gestellt.
"2010 wird entscheidend für Desktop-Virtualisierung"
Nach dem großen Trend der Server-Virtualisierung sollen Administratoren dank dieser Lösung ab Mitte November auch ihre Desktop-Administration einfacher virtualisieren und die Vorteile - reduzierter Verwaltungsaufwand und niedrigere Kosten - der zentralisierten Verwaltung nutzen können. Dadurch, dass sich Desktops als On-Demand-Service nun auch auf jedem beliebigem Gerät bereitstellen lassen, bietet die neue Version breitere Einsatzmöglichkeiten. Denn die User sind nicht länger an ein bestimmtes Endgerät gebunden, sondern können je nach Wunsch einen PC, Mac, Thin Client, Laptop oder ein Netbook nutzen. Unabhängig davon, welches Gerät sie einsetzen, erhalten sie einen unmittelbaren und sicheren Zugang zu ihrem vollständigen Windows-Desktop mit all seinen Inhalten.
Laut Citrix optimieren die neuen Features von XenDesktop4 den Nutzen von Microsoft Windows und Windows Server Plattformen, so auch die Verwaltung über Microsofts System Center. Der President und CEO von Citrix, Mark Templeton (Video-Botschaft), ist davon überzeugt, dass "2010 ein entscheidendes Jahr für die Desktop-Virtualisierung wird. Denn sie wird in Zukunft die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben, revolutionieren". Ähnlich wie der PC vor einem Viertel Jahrhundert die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt hat, soll laut Templeton die Desktop-Virtualisierung dazu beitragen, dass sich die Arbeitsweise wieder "revolutionär" verändern könne. Der Arbeitsalltag sei vom Internet und neuen Technologien getrieben, so dass er sich nicht mehr bewältigen lasse, wenn man an herkömmliche Desktops "gefesselt" sei mit fester Koppelung an ein Büro, ein Laufwerk oder ein bestimmtes Netzwerk.
Wenn Templeton das Wort "revolutionär" gebraucht, meint er es wohl in seiner sehr ursprünglichen Auslegung als Veränderung im Sinne von plötzlichem Wandel oder Neuerung. Die politische und seit der Französischen Revolution verwendete Deutung als gewaltsamer politischer Umsturz kann er nicht gemeint haben. Denn: Die Anwender werden die Veränderung ohne Gewaltanwendung vollziehen.
Falsch ist in jedem Fall die Ankündigung in der deutschen Presse mit der Überschrift: "Citrix revolutioniert Desktop-Virtualisierung". Nicht Citrix revolutioniert die Desktop-Virtualisierung - so will Templeton nicht verstanden werden -, sondern die Arbeitsweise wird sich stark verändern und die Virtualisierung bietet ein Instrument dazu, diesen Schritt zu beschleunigen.