Nach einer Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Loudhouse beschäftigen sich viele deutsche Unternehmen jetzt mit der Innovation ihrer IT-Systeme - deutlich mehr als in den benachbarten Ländern Großbritannien und Frankreich. 24 Prozent der befragten CIOs gaben an, gerade in der Wirtschaftsflaute Geld für den Auf- und Ausbau einer modernen, automatisierten IT-Landschaft in die Hand nehmen zu wollen. Damit liegen sie in dieser Beziehung deutlich vor ihren Kollegen aus dem Vereinigten Königreich (17 Prozent) und aus Frankreich (15 Prozent).
Eigentlich ist die Bereitschaft der deutschen Anwender zur Erneuerung logisch. IT-Innovationen im Sinne von Prozessautomatisierung sorgen für höhere Effizienz und zahlen sich kurzfristig aus. Das haben die Unternehmen europaweit erkannt - sprich: 71 Prozent der Befragten (74 Prozent in Deutschland, 77 Prozent in Großbritannien und 63 Prozent in Frankreich).
Allerdings sind die deutschen Unternehmen offenbar am ehesten bereit, dieser Erkenntnis Taten folgen zu lassen. Folglich haben sie auch ihre Budgets für innovative IT-Systeme weniger stark zurückgefahren als ihre britischen und französischen Kollegen. Die Ausgaben wurden hier gegenüber dem Vorjahr nur um acht Prozent gekürzt, während sie in Großbritannien um neun, in Frankreich sogar um 17 Prozent geringer ausfielen als 2008.
Wer nun glaubt, Deutschland habe einfach den größeren Nachholbedarf, irrt sich. Luca Lazzaron, Vice-President und General Manager EMEA des Software- und Serviceunternehmens BMC, sollte es schließlich wissen. BMC hat die Studie in Auftrag gegeben, für die Loudhouse im Sommer dieses Jahres je 100 deutsche, britische und französische CIOs aus Unternehmen mit mehr als zwei Milliarden Euro Jahresumsatz befragte, um das Investitionsverhalten seiner Klientel zu erforschen. Vielmehr hat BMC ein länderübergreifendes Defizit ausgemacht: "Die IT ist der am wenigsten automatisierte Bereich in den Unternehmen."
Drei Arten, die Krise zu bewältigen
Im Laufe ihrer Interviews enthüllten die Marktforscher von Loudhouse drei unterschiedliche Arten, der Wirtschaftskrise zu begegnen. Sie unterscheiden die Unternehmen in "Thrivers", "Survivors" und "Hiders".
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Die Thrivers oder Chancensucher sind diejenigen, die in der Krise die Chance sehen, sich neu aufzustellen. Vor allem sie sind es, die derzeit in die Erneuerung ihrer IT investieren.
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Den Survivors oder Überlebenskünstlern geht es darum, die Krise möglichst unbeschadet zu überstehen. Sie agieren pragmatisch-taktisch und beantworten die Krise mit kurzfristig wirksamen Kostensparmaßnahmen.
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Die Hiders sind die mit der "Vogel-Strauß-Taktik". Sie hoffen darauf, dass die Krise schon nicht so schlimm ausfallen wird, betreiben "Business as usual" und geben so gut wie kein Geld für die Rationalisierung ihrer Infrastruktur aus.
Deutschland zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Überlebenskünstlern aus. Er liegt bei 44 Prozent (gegenüber 33 Prozent in den anderen Ländern). Die Vogel-Strauß-Taktik ist hierzulande schwächer ausgeprägt. Nur 36 Prozent befolgen sie (45 Prozent in Großbritannien, 41 Prozent in Frankreich). Allerdings sind die wirklichen Chancensucher ebenfalls dünn gesäht: Ihnen sind 20 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer zuzurechnen (22 Prozent der britischen und 26 Prozent der französischen).