Downloads und Streaming

Deutsche Musikbranche stoppt Abwärtstrend nach 15 Jahren

20.04.2012
Dur und Moll in der Musikindustrie: Das Geschäft mit Musik legt wieder zu, auch dank neuer Dienste im Internet. Die Branche klagt aber weiter über illegale Konkurrenz - und fordert deutlichere Signale aus der Politik.

Die Musikbranche in Deutschland hat erstmals seit 15 Jahren wieder einen höheren Umsatz erzielt. "Wir befinden uns in einer Stabilisierung, die Trendwende ist aber noch nicht geschafft", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands Musikindustrie, Florian Drücke. Der Gesamtumsatz der Branche wuchs im vergangenen Jahr um 0,1 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2012 gab es jetzt sogar ein Plus von 4,2 Prozent. Eine Prognose für das Gesamtjahr sei aber noch nicht möglich, sagte Drücke.

Seit den Jahren 1998/99 ist der Branchenumsatz um 45 Prozent zurückgegangen. Martin Lücke, Professor für Musikmanagement an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (mhmk) in München, meinte dazu im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa: "Aus dieser Sicht geht es der Industrie schlecht. Auf der anderen Seite gibt es sehr viele neue Mitstreiter am Markt."

So ist die CD mit einem Anteil von 73,8 Prozent zwar immer noch die tragende Säule der Branche. Der Umsatz aus dem Online-Geschäft kletterte binnen Jahresfrist aber um 21,2 Prozent auf 250 Millionen Euro und erreichte damit einen Anteil von 16,6 Prozent. Den größten Zuwachs gab es mit 28,8 Prozent beim Download von Musik.

Aupeo: Stimmung!
Bei Aupeo startet man einen Sender nach Genre, Subgenre oder Stimmung.
Aupeo: Player
Hübsch gestaltete Icons und große Schaltflächen bestimmen das Design.
Aupedo: Crowd
Die Crowd-Funktion soll Aupeo stärker "social" machen und bindet Facebook an den Dienst an.
Juke: Startseite
Die aufgeräumte Juke-Oberfläche kann in Sachen Interaktivität fast mit einem Desktop-Programm mithalten.
Juke: App
Downloads lassen sich in der gut gemachten App durch Wischgeste starten. Ein Tippen auf den Stern fügt das Album der eigenen Bibliothek hinzu.
Juke: Suche
Suche, Playlist-Verwaltung und Drag-and-Drop-Funktionen für die Albenauswahl machen den Charme von Juke aus.
Last.fm: Sender starten
Eigene Sender auf Basis der Hörgewohnheiten sind das Grundprinzip von Last.fm.
Last.fm: Werbung
Last.fm ist kostenlos und braucht Werbung. Die großen, im Inhalt platzierten Banner machen oft das eigentlich gute Design zunichte.
Last.fm: Musik kaufen
Kaufen ist bei Last.fm zwar möglich, schickt die User aber nur in externe Shops wie Amazon.
MP3tunes: Locker
Eigentlich keine schlechte Idee: Die Bibliothek hochladen und überall verfügbar haben.
MP3tunes: Uploader
Der Uploader lässt sich zwar gar nicht übel bedienen...
MP3tunes: Lockerplayer
...zusammen mit dem Locker Player wirkt das ganze Angebot aber doch reichlich altbacken.
Napster: Desktop-Player
Na endlich: Napster hat jetzt auch einen Desktop-Player. Doch warum läuft die Air-App nur auf Windows?
Napster: Player
Napster scrollt in der Mitte, damit rechts der Player immer stehen bleibt. Das erinnert an alte Frame-Zeiten und hätte eleganter gelöst werden können.
Napster: App
Die neue Napster-App ist eigentlich nicht schlecht gelungen – übernimmt aber bisherige Downloads nicht. Das Manko sorgte für zahlreiche wütende Kommentare im App-Store. Viele kündigten sogar ihr Abo.
Simfy: Desktop-Player
Simfy war lange Zeit der einzige Dienst, der auch eine Player-Software anzubieten hatte.
Simfy: Startseite
Die Startseite bei Simfy ist übersichtlich aufgebaut, für Stimmung sorgen große Foto-Teaser mit aktuellen Alben und Stars.
Soundcloud: Externer Player
Der Player kann beim Einbetten in externe Blogs nach eigenen Wünschen technisch und optisch angepasst werden.
Soundcloud: Guided Tour
Die gut gemachten Grafiken bei Soundcloud machen Spaß und helfen beim Einstieg.
Soundcloud: Kommentare
Die Tracks können kommentiert werden - auch gezielt an einer bestimmten Stelle. Der Kommentar erscheint als Miniatur des Mitglieds, das eine Anmerkung hinterlassen hat.
Spotify: Player
Der Spotify-Player wirkt nicht wie ein lieblos hingeschustertes Zusatzprogramm, sondern hat Optik und Bedienung mindestens auf iTunes-Niveau zu bieten.
Spotify: Apps
Schon zum Deutschland-Start ist die Auswahl an Apps für den Player groß.
Spotify: Künstler
Mit der Empfehlungsfunktion für ähnliche Künstler und die Social-Media-Funktion entdeckt man schnell neue Musik.
Stitcher: Startseite
Stitcher bringt Podcasts und Radiosendungen per App aufs Smartphone.
Stitcher: Hauptseite
Der Player dominiert die Stitcher-Website, rechts helfen „Top 20“-Angebote der Redaktion beim Finden interessanter Sendungen.
Tunein Radio: Interpretensuche
Was läuft gerade irgendwo im Radio? Kein Problem für Tunein.com!
Tunein Radio: Station
Jede Station wird mit vielen Infos präsentiert.
Wolfgang's Vault: Startseite
Wolfgang's Vault öffnet eine riesige Fundgrube für Fans von Livekonzerten.
Wolfgang's Vault: Merchandising
Der Fanartikel-Shop alleine ist schon die Mitgliedschaft und Besuch wert.
Wolfgang's Vault: App
Unterwegs macht Wolfgang's Vault mit seiner gut gemachten App ebenfalls Spaß.

"Das Urheberrecht ist und bleibt ein zentraler Baustein, um das Ganze in Gang zu halten", sagte der Verbandsvorsitzende Dieter Gorny. Er begrüßte, "dass die Debatte über das Urheberrecht mit voller Wucht in der Gesellschaft angekommen ist" - kritisierte aber zugleich, dass diese "emotionalisiert und zugespitzt" geführt werde. Zudem sei es "nicht mehr erträglich, wie sich die Politik aus diesem Prozess wegduckt", sagte Gorny. So habe das Wirtschaftsministerium eine Studie zu Warnmodellen als Mittel gegen Urheberrechtsverletzungen vorgelegt, "aber niemand diskutiert sie".

Noch immer gebe es massenhafte illegale Musikangebote im Internet, kritisierte Gorny. Von einer Kriminalisierung der Nutzer könne nicht geredet werden. "Erst die massenhaften Rechtsverletzungen führen auch zu massenhafter Rechtsverfolgung", sagte der Verbandschef.

Musikmanagement-Experte Lücke betont allerdings, das Urheberrecht müsse an die veränderten Bedingungen angepasst werden. "Es muss sicherlich bestehenbleiben, aber es muss Möglichkeiten geben, dass bestimmte Nutzungsformen zugelassen sind, ohne sofort kriminalisiert zu werden." Die erforderlichen Regeln sollte der Gesetzgeber gemeinsam mit allen Beteiligten finden. "Das sollte keine fünf Jahre dauern, damit nicht noch mehr Fakten geschaffen werden", meinte Lücke.

Als "Brücke zum legalen Konsum" sieht die Branche das Streaming, also die direkte Übertragung von Musik über das Internet im Unterschied zum Download von Audiodateien. Schon jetzt erfolgen nach Angaben des Verbands 18 Prozent der täglichen Musiknutzung über Streaming - das Radio hat einen Anteil von 34 Prozent, auf digitale Dateien entfallen 28 Prozent und auf CDs oder andere Tonträger 20 Prozent. "Das Musik-Streaming ist die Zukunft", sagt der Experte Lücke. "Es ist nur die Frage, wie lange es dauern wird, bis sich das durchsetzt."

Deutschland ist der weltweit drittgrößte Musikmarkt, hinter den USA und Japan. Auf den nächsten Plätzen folgen Großbritannien und Frankreich. In den USA entfallen bereits 50,6 Prozent des Branchenumsatzes auf das Musikgeschäft im Netz. (dpa/tc)