Deutsche Post

Deutsche Post: Ein Unternehmen im Aufbruch

27.04.2001 von Gabriele Müller
Deutsche Post World Net - ein Name ist Programm. Auch wenn das schwarze Horn auf gelbem Untergrund noch immer das Logo des Konzerns ist - heute geht es um viel mehr als um die bloße Zustellung von Briefen und Paketen.

Auf 500 Jahre Tradition kann die Deutsche Post zurückblicken, die sich nun anschickt, zu einem der Global Player in der Logistik zu werden. Im Bewusstsein vieler Kunden ist das Bild des Unternehmens noch immer verbunden mit dem Briefzusteller, der täglich vorbeikommt; selbstverständlich auch noch mit der Anlieferung von Paketen. Dass in der letzten Zeit noch Thomas Gottschalk und sein Bruder Christoph dazu gekommen sind , hängt zwar auch mit dem Börsengang zusammen, vor allem aber mit der Strategie, die dahinter steckt: Umbruch und Neuausrichtung.

Der Vorstandsvorsitzende Klaus Zumwinkel fasst das so zusammen: “Wir sind heute ein echter One-Stop-Shopping-Dienstleister.” Umfassenden Service will die Deutsche Post World Net liefern und damit nicht nur europa-, sondern auch weltweit zur Nummer eins werden. Dazu sollen das weltweite Logistiknetz ausgebaut, die Produktpalette erweitert und Logistikleistungen im E-Business angeboten werden.

Große Schritte dazu hat der Konzern bereits getan: Neben dem klassischen Unternehmensbereich ”Brief” und ”Express” gibt es längst auch ”Logistik” und ”Finanzdienstleistungen”. Solch ein umfassendes Angebot kann nur funktionieren, wenn riesige Datenströme bewegt werden. Kein Wunder, dass die Informationstechnologie im Unternehmen einen hohen Stellenwert hat. ”Innovative IT-Lösungen sind die Basis für unseren weltumspannenden Service”, sagt Manfred Schuster, Leiter des Geschäftsbereichs Informationstechnologie-Entwicklung.

Die Zahlen machen es deutlich: Im vorigen Jahr erzielten die drei Unternehmen Deutsche Post, Postbank und die schweizerische Logistiktochter Danzas mit insgesamt mehr als 300 000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 32,7 Milliarden Euro. ”Damit hat sich in weniger als zehn Jahren die Deutsche Post von einem defizitären Staatsunternehmen in einen profitablen Konzern gewandelt”, betont Schuster.

Nicht nur diese Entwicklung macht das Unternehmen auch für IT-Professionals interessant. ”Es ist vor allem die Breite der Aufgaben, die mit Hilfe der Informationstechnologie gelöst werden müssen”, weiß Stefan Wolf, 31 Jahre alt, Diplomkaufmann und Leiter des Competence Centers in Darmstadt. ”Das bietet Herausforderungen und die Möglichkeit zu einer individuellen Karriereplanung.”

Nach der Devise ”Informations-Management ist unsere Kernkompetenz” will sich das Unternehmen Bewerbern in einem neuen Licht darstellen. Denn qualifizierte Mitarbeiter werden hier, wie überall, dringend gesucht. Vor allem Hochschulabsolventen aus den Studienrichtungen Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik sind gern gesehen. Aber auch Young Professionals für die Anwendungsentwicklung und das Anwendungsdesign, für die Bereiche Systeme, Netzwerke, Internet sowie Intranet haben gute Chancen.

”Wir nutzen jede Gelegenheit, um uns und die vielfältigen Karrieremöglichkeiten, die es hier gibt, in der Öffentlichkeit darzustellen”, erklärt Wolf. Dazu gehören Anzeigen in Online-Jobbörsen oder in Printmedien ebenso wie Auftritte auf Messen und Recruiting-Veranstaltungen. Doch bei so manchem Gespräch stellen die Personalveranwortlichen fest, dass es auf Bewerberseite Vorstellungen zu Gehalt oder Position gibt, die sich bei der Post nicht verwirklichen lassen. ”Wir zahlen marktübliche Gehälter und bieten alle Möglichkeiten der individuellen Entwicklung”, glaubt Wolf.

”Trotz der schwierigen Personalsituation müssen die Ausgangsqualifikation und die persönliche Darstellung stimmig sein.” Fachliche Defizite, das gilt auch für Quereinsteiger, will das Bonner Unternehmen mit individuellen Trainings-on-the-Job ausgleichen - gemäß der Devise, dass die Ausbildung am ersten Tage beginnt und nie endet. Erwartet wird allerdings die Bereitschaft, sich zu engagieren. Flexibilität ist dafür eine wichtige Voraussetzung. ”Wir bieten Perspektiven, die es sonst in anderen Firmen kaum gibt”, verspricht Wolf. Denn bei einigen Projekten geht es um Größenordnungen, in denen gleich mehrere Tausend Anwender betroffen sind.

Das gilt auch für den Bereich, in dem der Konzern sich besonders profilieren will: Logistik. Die hält Manfred Schuster für ”kriegsentscheidend” beim E-Business der Zukunft. Denn ohne einen funktionierenden Warenstrom nutzen auch die buntesten Angebote im Web nichts. Der Trend, so die Experten, geht dabei eindeutig zum Outsourcing. Alle Dienstleistungen rund um Warenverpackung, Kommissionierung, Versand und Zustellung werden an externe Geschäftspartner mit Profi-Know-how ausgelagert.

Das ist eine Chance, aber auch eine Riesen-Aufgabe für Logistiker. Mit der Schweizer Danzas-Gruppe hat der Konzern hier ein Vorzeigeunternehmen unter seinem Dach, das mit rund 38 000 Mitarbeitern 1999 einen Nettoumsatz von 7,2 Milliarden Euro erwirtschaftete. Dazu kommen mit speziellem Know-how rund um das Thema E-Commerce Deutsche Post Euro Express mit einem europaweiten Distributionsnetz für Pakete und DHL als Expressdienstleister.

Schuster ist zufrieden: “Der Börsengang hat dazu beigetragen, dass wir in der Öffentlichkeit unsere Kompetenz und unseren globalen Anspruch in diesem Geschäft verdeutlichen konnten.” Denn mit der breit angelegten Marketing- und Werbekampagne anlässlich des Börsenganges wurde auch viel Aufmerksamkeit auf die veränderte Konzernstruktur gelenkt. ”Viele Bewerber haben uns dabei als potenziellen Arbeitgeber gesehen, der sowohl in der Logistik als auch in der IT ganz vorne steht”, freut sich Schuster. Für die Zukunft ist der Geschäftsbereichsleiter optimistisch. ”Schon jetzt bewerben sich auf jede unserer 140 Ausbildungsstellen als Fachinformatiker rund zehn junge Leute. Das ist der Beweis dafür, dass wir den Image-Wandel geschafft haben."