Internet der Dinge

Die besten Linux IoT-Projekte

16.06.2017 von Jon Gold und Florian Maier
Wir zeigen Ihnen die sieben besten Linux-Projekte im Bereich des Internet of Things (IoT).

"It’s a Linux world" - der Rest der IT-Welt lebt lediglich in ihr. Dank der Containerisierung oft sogar wortwörtlich. Das Internet der Dinge in all seinen Ausformungen macht dabei keine Ausnahme. Die Linux Foundation sieht die folgenden sieben IoT-Projekte derzeit als Speerspitze der Hoffnung, wenn es um vernetzte Open-Source-Systeme geht.

Die besten Linux-IoT-Projekte.
Foto: Stu Shaw - shutterstock.com

Automotive Grade Linux

Gestartet: 2012

Wichtige Beteiligte: Etliche große Autohersteller, namentlich Mazda, Suzuki, Toyota, Honda, Nissan und Ford. Darüber hinaus auch zahlreiche ITK-Riesen - darunter sowohl Netzbetreiber wie China Mobile und NTT als auch Chiphersteller wie Intel, ARM und Nvidia und Elektronik-Giganten wie LG, Samsung und Panasonic.

Die Idee: Der Plan ist - wie unschwer aus der illustren Liste der Beteiligten geschlossen werden kann - eine übergreifende Lösung für den gesamten Automotive-IoT-Bereich. Diese soll sowohl Telematik, als auch Systeme für autonomes Fahren und das Streaming via Netflix erledigen. Automotive Grade Linux ist laut Aussage der Projektverantwortlichen das einzige derartige Ökosystem, das alle Bereiche gleichermaßen abdecken will.

EdgeX Foundry

Gestartet: 2017

Wichtige Beteiligte: Zu den bedeutenden Mitgliedern des EdgeX-Foundry-Projekts zählen neben AMD, Dell/EMC und VMware auch die Betriebssystem-Spezialisten von Canonical und Linaro, sowie einige kleinere Unternehmen, die im Cloud-Umfeld unterwegs sind.

Das EdgeX-Foundry-Projekt hat ein offenes, einheitliches Framework für das IoT-Edge-Computing zum Ziel.
Foto: Linux Foundation

Die Idee: Die Bezeichnung Foundry (dt. Gießerei) wird in der Technologie-Branche derzeit geradezu inflationär verwendet - vielleicht auch weil der Begriff einen Hauch von industrieller Schwerstarbeit transportiert. Im Fall von EdgeX ist die Bezeichnung allerdings vergleichsweise angebracht. Das Projekt hat sich der Entwicklung von offenen Standards für das Industrial Internet of Things (IIoT) verschrieben. Dabei will man zwar nicht bis auf die Sensor-Ebene gehen, aber sicherstellen, dass die Hubs, Router und die Server, die alles verbinden, dieselbe Sprache sprechen.

Tizen

Gestartet: 2012

Wichtige Beteiligte: Originär handelte es sich bei Tizen um ein Projekt von Samsung, allerdings sind inzwischen diverse Tech-Riesen Mitglieder im Vorstand und Verwaltungsrat, etwa SK Telecom, LG, Huawei, KT und NTT. Intel, Orange und Vodafone sollte man auch nicht vergessen.

Die Idee: Tizen war anfangs so etwas wie ein Faustpfand für Samsung - schließlich war die Beziehung zu Googles Android-Betriebssystem des Öfteren etwas belastet. Inzwischen steht man gemeinsam an der Spitze des Smartphone-Markts. Hätte das nicht geklappt, wäre Tizen Samsungs Ersatz-Betriebssystem gewesen. Inzwischen begegnet man Tizen allerdings eher im Smartwatch- und Smart-TV-Bereich. Doch auch hier ziehen dunkle Wolken auf: Vor einigen Monaten wurde bekannt, dass in Tizen eine ganze Reihe von ernsthaften Sicherheitslücken klaffen.

Dronecode

Gestartet: 2014

Wichtige Beteiligte: Die großen Player bei diesem Projekt heißen 3D Robotics und Yuneec International. Beide Unternehmen arbeiten im Bereich der unbemannten Raumfahrt. Auch Intel, Qualcomm sowie einige weniger bekannte Drohnen-Hersteller sind mit an Bord.

Die Idee: Dronecode will eine Open-Source-Plattform für Unmanned Aerial Vehicles (UAVs) realisieren. Diese soll von der Flugkontrolle, über den Autopilot bis hin zu maßgeschneiderten APIs sämtliche Bereiche abdecken. Der Dronecode Basis-Code kann dazu genutzt werden, Software für Drohnen zu programmieren - egal für welchen Einsatzzweck.

AllJoyn/IoTivity

Gestartet: 2016

Wichtige Beteiligte: Hier gibt es eine ganze Reihe von beitragenden Unternehmen: CableLabs, Microsoft, LG, Samsung, Cisco, Intel und Qualcomm gehören zu den bekanntesten Namen.

Die Idee: Ursprünglich handelte es sich um zwei verschiedene Projekte, die 2016 unter der Federführung der Open Connectivity Foundation zusammengeführt wurden. Die Idee besteht darin, die Data-Management-Tools von IoTivity mit dem Service-Framework und den Router-Funktionalitäten von AllJoyn zu verbinden, um eine eigenständige Internet-of-Things-Plattform zu erschaffen.

Zephyr Project

Gestartet: 2016

Wichtige Beteiligte: Die Platinum-Mitglieder des Zephyr-Projekts: Intel, Linaro, NXP Semiconductors und die Design-Automation-Firma Synopsys.

Die Idee: Bei Zephyr handelt es sich um ein Echtzeit-Betriebssystem, das sowohl höchsten Sicherheitsstandards genügen will, als auch extrem niedrige Anforderungen an die Hardware-Ressourcen stellt - was es wiederum ganz besonders geeignet für Endpunkte im Internet der Dinge erscheinen lässt. Theoretisch läuft jeder vernetzte Sensor mit Zephyr - die Herausforderung besteht derzeit darin, die Kompatibilität zu der Vielzahl von möglichen Endgeräten zu gewährleisten.

Yocto Project

Gestartet: 2010

Wichtige Beteiligte: Neben den üblichen Open-Source-Verdächtigen wie Intel, AMD und Linaro sind am Yocto-Projekt auch Unternehmen wie Juniper Networks, Dell und Comcast beteiligt.

Die Idee: Das Yocto Project will Usern dabei helfen, Linux-Distributionen zu kreieren, die auf jeder Embedded Hardware laufen, aber dennoch an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Im Kern will das Projekt eine Entwicklungsumgebung schaffen, die die Tools und Guidelines für die Schaffung solcher Systeme beinhaltet und Möglichkeiten bietet, diese auf allen Systemen auch aktuell zu halten. Die App-Entwickler sollen sich so künftig mehr auf die Kern-Funktionalitäten konzentrieren können und nicht auf die Portierung ihrer Software für einzelne Plattformen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation networkworld.com.

Die Geschichte von Linux
Ein Glänzen im Auge
Die Geschichte von Linux beginnt, als der 20-jährige Linus Torvalds, in den frühen 1990er Jahren Informatik-Student an der Universität Helsinki, beginnt, sich für das Betriebssystem Minix zu interessieren. Bereits im Alter von 11 Jahren beginnt Torvalds mit Technik-Experimenten - damals mit Hilfe eines Commodore VIC-20.
Bescheidene Anfänge
Torvalds Interesse an Minix geht scheinbar mit Frustration über das Lizenzmodell einher, was den Studenten dazu bringt, sein eigenes Betriebssystem zu entwerfen. An diesem Tag im August 1991 verfasst Torvalds diese, heute legendäre E-Mail, mit der alles beginnt. Die daraus entstandene Diskussion kann man heute noch auf Google Groups nachlesen.
Erste Major-Distribution?
Zwar ist sie nicht die allererste Linux-Distribution, dafür aber die erste, die eine große Verbreitung findet. Das Softlanding Linux System (SLS) kommt im Mai 1992 auf den Markt. Der Werbeslogan: "Gentle Touchdowns for DOS Bailouts". Heute gilt SLS als Vorläufer von Slackware.
Die Geburt von Slackware
Patrick Volkerding (im Bild ca. 1994), ein Student an der Minnesota State University Moorhead, hilft seinem Professor bei der Installation von SLS. Daraus entsteht die derzeit älteste, aktive Linux-Distribution Slackware. Die wird auch heute noch von Volkerding gepflegt.
Red Hat kommt
Red Hat ist heutzutage wohl der bekannteste Name im Zusammenhang mit Linux - zumindest was die Enterprise-Welt angeht. Die erste Linux-Distribution von Red Hat erscheint 1994 - auf CD-ROM. Das Firmenlogo entstammt übrigens der Angewohnheit des Red-Hat-Linux-Verantwortlichen Marc Ewing, während seiner Studentenzeit den roten Hut seines Großvaters zu tragen.
"Linux ist ein Krebs"
Linux legt in den frühen Jahren kontinuierlich an Popularität zu. Die steigende Unzufriedenheit über diese Entwicklung bewegt den damaligen Microsoft-CEO Steve Ballmer zu folgender Aussage: "Linux bleibt wie ein Krebs an jeglichem geistigen Eigentum hängen, mit dem es in Berührung kommt." Es ist der offizielle Beweis dafür, dass die Open-Source-Software den etablierten Playern ein wenig mehr als nur sauer aufstößt.
Die Welle des Erfolgs
Im Jahr 2001 bringt das Schweizer Unternehmen Rösch ein neues Waschmittel namens Linux auf den Markt. Das Produkt ist bis heute im Verkauf, denn Linus Torvalds ist zwar in Besitz der Markenrechte für den Namen Linux, allerdings nur in Zusammenhang mit Computer-Software.
Enter the Big Game
Heutzutage sieht man kaum noch TV-Werbung für Linux. Im Jahr 2003 aber kreiert IBM einen 90-sekündigen Super-Bowl-Werbespot für die Open-Source-Software. Slogan: "The future is open".
Groß und professionell
Eigentlich hatte Torvalds nicht damit geplant, dass aus seinem Hobby-Betriebssystem einmal etwas wirklich Großes und Professionelles wird. Doch genau das passiert. Im Jahr 2005 schafft es Torvalds sogar auf das Cover der renommierten "Business Week": Der zugehörige Artikel beschäftigt sich mit der Linux-Erfolgsstory.
Eine Milliarde Dollar
Erfolg kann auf vielen Wegen gemessen werden, aber Zahlen unter dem Strich können nur schwer angefochten werden. Im Jahr 2012 ist Red Hat das erste Open-Source-Unternehmen, das mehr als eine Milliarde Dollar einnimmt.
Microsoft liebt Linux?
Was in einer Dekade so alles passieren kann: Im Jahr 2001 noch ein Krebsgeschwür, erklärt der Windows-Riese im Jahr 2014 öffentlich seine Liebe zu Open-Source-Software. Microsoft-CEO Satya Nadella gibt die neue Richtung erstmals bei einem Event im Oktober 2014 vor und wird nicht müde, diese immer und immer wieder zu wiederholen.
Qual der Wahl
Auch wenn Linux und Microsoft inzwischen so etwas wie "Freunde" sind: Viele User legen Wert auf Wahlmöglichkeiten. Und die bekommen sie in der Linux-Welt zur Genüge. Inzwischen gibt es für so gut wie jeden Geschmack die passende Linux-Distribution und -Plattform.
Linux-getriebene Welt
Dass Linux in Teilen unsere Tech-Welt dominiert, ist nicht zu verleugnen: 95 Prozent der Server der Top-Domains laufen mit Linux, die meisten Finanzmärkte der Welt ebenso. Achja: 98 Prozent der 500 schnellsten Supercomputer setzen ebenfalls auf die Open-Source-Software und für 75 Prozent der Unternehmen, die den Schritt in die Cloud gewagt haben, ist Linux das Betriebssystem der Wahl.