Distanz zwischen RZ-Leiter und Top-Management verringert:

Die EDV-Karriere ist eine Einbahnstraße

21.08.1981

MÜNCHEN (pi) - Prognosen über Karrierechancen beim EDV-Anwender sind nach Meinung von Roland D. Volke, SCS Personalberatung, München, vielschichtig: "Eine Aussage ist ebenso leicht aufzustellen, wie sie zu verwerfen ist, wenn es darum geht, welche Entwicklungschancen sich in der EDV bieten." Volke vergleicht die Entwicklung in EDV-Berufen mit einer Einbahnstraße: "Wer einmal drin ist, kommt nicht wieder raus."

Die Entwicklung in Berufen der EDV ist als Einbahnstraße nicht aber als Sackgasse zu bezeichnen. Einbahnstraße deshalb, weil es wenige, nur sehr wenige EDVler gibt, die - haben sie einmal einen entsprechenden Tätigkeitsbereich ausgeführt - diese Aufgabenorientierung wieder aufgeben. Hohe Belastung in zeitlicher Hinsicht, ständige Veränderungsprozesse im Anwendungsbereich, rasend schnelle technische und technologische Veränderungen im DV-fachlichen sind eigentlich mehr Faktoren die dazu führen müßten, den DV-Leuten, Männern wie Frauen gleichermaßen, den Wechsel in andere ruhigere stabilere Bereiche sehr zu erleichtern. Das Gegenteil ist der Fall! Veränderungswünsche aus der EDV heraus, egal ob beim Anwender oder Hersteller sind die totale Ausnahme. Das bedeutet allerdings zwangsläufig, daß durch eine geringe Fluktuation die EDV-internen Rangeleien vorprogrammiert sind.

Die Bedürfnisse sich zu verbessern werden als Energien aktiviert, zumal das Selbstverständnis der DV-Leute von einem insgesamt hohen Standard geprägt wird. Ob hoch, das soll jetzt und hier, nicht überprüft werden. Wohin also mit dem Drang nach vorne?

Der berühmte Weg nach oben ist im Verständnis des Top-Managements noch nicht akzeptiert. Die EDV-Abteilung ist zur Zeit noch eine - wenn auch qualifizierte - Dienstleistungsabteilung. Der Stellenwert wird mit den unterschiedlichsten Maßstäben gemessen. Die Berichtswege von DV-Leuten hin zur Geschäftsleitung und Vorstanden sind kürzer geworden, aber nach Meinung der DV-Manager noch immer nicht kurz genug. Ja, die Auffassung von DV-Leitern vor allem größerer Unternehmen ist klar:

"Wir gehören in den Vorstand, in die Geschäftsleitung!"

Prognosen für die letzten 80er Jahre lassen diesen Trend, der jetzt von DV-Leitern nicht seiten auch aus eigennützigen Motiven als erforderlich dargestellt wird, erwarten. Vergleichsweise ist ein Vorstand-Personal inzwischen, nicht nur durch die Mitbestimmung bedingt, auch keine Seltenheit mehr.

Der Weg nach oben ist also noch verbaut oder noch nicht geöffnet. Wohin also mit dem im DV-Bereich inzwischen immer qualifizierterem Personal und dessen Interesse an beruflicher Weiterentwicklung? Welche Sachzwänge unterstützen die Erfordernisse, neue Aufgabenbereiche neu zu definieren und festzulegen?

Die Anwendungsgebiete wachsen, die Einsatzbereiche werden komplexer und nehmen ständig stärkeren Einfluß auf alle Abteilungen im Unternehmen. Der DV-Leiter selbst ist häufig zeitlich überfordert, sich ständig um "alles" zu kümmern:

- Das Personal verlangt mehr Betreuung,

- die vielseitigen Produktpaletten der DV-Hersteller verlangen mehr Beobachtung,

- der Mixed-Hardwaretrend erfordert höhere Auswahlbemühungen bei Ergänzungen und Erweiterungen,

- Bedürfnisse und Bereitschaften der Fachabteilungen nach beziehungsweise für EDV wachsen und

- "SW-Produzenten" müssen wegen stets komplexeren Aufträgen enger kontrolliert und betreut werden etc.

Zur Lösung dieser komplexen Aufgaben sind neue Funktionsbereiche erforderlich, wie zum Beispiel:

- Methoden/Systemservice

- Datenbankkoordinator

- Kommunikations-Manager

- Koordination CAD-EDV-ORG

- EDV-Koordinator.

Die nachstehende Funktionsmatrix soll einen allgemeinen Überblick über die Funktionen als Beispiele geben.

Diese Funktionen haben in den jeweiligen Unternehmen immer formal und informell einen Sonderstatus und sind als ausgesprochen attraktive Positionen zu bezeichnen. Ausnahmslos ist der Handlungsspielraum der Stelleninhaber durch den "Neulandstatus" als sehr groß zu bezeichnen. Allerdings geht hier der Weg nach oben eindeutig in die Breite mit nicht selten vertiefenden Fachkenntnissen und einem meist geringen Maß an Personalführungsverantwortung.