Sie haben angesichts der ständig steigenden Anforderungen keinen leichten Job, aber zumindest in einem Punkt dürfen sie sich freuen: Nach einem Gehaltszuwachs von 5,2 Prozent im Vorjahr sind es 2012 immer noch vier Prozent, die IT-Führungskräfte mehr bekommen. Das hat die Vergütungsberatung Personalmarkt in einer von der Computerwoche in Auftrag gegebenen Studie errechnet.
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Tim Böger, Geschäftsführer des Hamburger Dienstleisters und Projektleiter der Untersuchung, verbreitet Optimismus: "Die Aussichten für 2012 sind in den meisten Branchen sehr gut. Wir erwarten für dieses Jahr noch einmal ein dickes Plus." Gehaltstreiber seien vor allem die Bonuszahlungen. "Das ist interessant, denn nach dem Absturz der Wirtschaft infolge der Lehman-Pleite wurde in vielen Unternehmen bei Fachkräften, aber auch bei Führungskräften der Ausbau von Bonuszahlungen zunächst gestoppt oder sogar rückgängig gemacht", analysiert der erfahrene Vergütungsexperte. Das bedeute, dass die Firmen an den Grundgehältern nur wenig schraubten, so dass diese eher moderat anstiegen.
Welche Branchen am besten zahlen
Entscheidend ist vor allem, in welcher Branche man in einer IT-Führungsposition arbeitet. Ein Beispiel dafür sind die Bereichsleiter. In großen Anwenderunternehmen - etwa in der Bankenwelt - kommt ein IT-Bereichsleiter im Durchschnitt auf 245.000 Euro Jahreseinkommen (inklusive Boni, die bei ihm derzeit rund 64.000 Euro ausmachen). In Softwarehäusern erreichen die Bereichsfürsten dagegen lediglich ein Salär von 174.000 Euro (Bonus: 40.000 Euro).
Abteilungsleiter verdienen im statistischen Mittel deutlich weniger als IT-Bereichsleiter. Besonders krass ist das Gefälle in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter mit einem alles enthaltenden Zielgehalt von 111.500 Euro nicht einmal halb so viel wie ein Bereichsleiter verdient. Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern durchschnittliche 15 Prozent errechnet.
Etwas kleiner fallen die Gehaltsunterschiede zwischen Bereichs- und Abteilungsleitern in der Automobilindustrie aus, wo der IT-Abteilungschef rund 100.000 Euro Jahresgehalt nach Hause trägt und damit rund 85.000 Euro weniger verdient als sein direkter Chef. Noch geringer, aber immer noch groß ist die Differenz zwischen diesen beiden Positionen in Systemhäusern: Hier liegen etwa 70.000 Euro zwischen den Hierarchiestufen.
Projektleiter ziehen an Gruppenleitern vorbei
Der Gruppenleiter, der direkt unterhalb des Abteilungsleiters steht, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt - also Grundgehalt plus Prämien - im Durchschnitt zwischen 64.500 Euro bei Beratungs- und Systemhäusern und 82.450 Euro in der Halbleiterbranche. Auf dieser Hierarchieebene fallen die leistungsbezogenenen Anteile kleiner aus: Gruppenleiter werden nur zu durchschnittlich zehn Prozent variabel entlohnt, wie Personalmarkt errechnet hat. Eine Extragruppe bilden die Projektleiter, die sich in der Regel hierarchisch zwischen Abteilungs- und Gruppenleitern bewegen, gehaltlich aber in den letzten Jahren mächtig aufgeholt haben und nun oft mehr verdienen als Gruppenleiter. Das ist nachvollziehbar, denn gute Projektleiter mit profunden Führungs-, Betriebswirtschafts- und Fach-Know-how gelten als die ungekrönten Könige und bewegen sich gehaltlich manchmal sogar auf Geschäftsführer- oder Bereichsleiterniveau.
Projektleiter verdienten 2011 je nach Branche zwischen zwei und vier Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter ist der Projektleiter in Banken mit 89.100 Euro (Vorjahr 86.200 Euro). Das Schlusslicht sind Mitarbeiter in Softwarehäusern, wo durchschnittlich 66.250 Euro (Vorjahr 64.000 Euro) zu verdienen sind.
Dämpfer für Vertriebler
Bei Vertrieblern in IT-Unternehmen dürfte indes leichte Katerstimmung herrschen, da ihre Gehälter stagnieren - allerdings, nachdem es voriges Jahr ein fast zweistelliges Plus gab. So erreicht ein Vertriebsleiter in der IT-Industrie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 132.000 Euro (Vorjahr 131.000 Euro, 2010: 122.000 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. Während der Sales-Verantwortliche in kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern durchschnittlich 109.150 Euro erhält (plus 1,5 Prozent), ist für den Verkäufer aus Firmen mit über 1000 Mitarbeitern keine Gehaltssteigerung drin. Einschließlich Prämien kommt er auf ein Salär von 176.000 Euro - das Mitleid anderer Berufsgruppen dürfte sich angesichts dieser Zahl sicher in Grenzen halten.
In einer Sonderauswertung hat Personalmarkt ermittelt, dass IT-Manager - und damit sind alle IT-Führungsfunktionen im Querschnitt gemeint - in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern 84.770 Euro im Jahr verdienen. In Konzernen mit über 20.000 Mitarbeitern sind es dagegen 115.220 Euro.
Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden. Hier führt München (15,5 Prozent über dem Durchschnitt) vor Frankfurt am Main (14,5 Prozent), Stuttgart (11,7 Prozent), Düsseldorf (11,2), Köln (7,8 Prozent) und Hamburg (7,7 Prozent). Einen halben Prozentpunkt unter dem Durchschnitt liegt die Bundeshauptstadt Berlin.