Gadgets contra Umweltschutz

Die größten Umweltsünder - PCs, MP3-Player, Spielekonsole, Handy

28.12.2009 von Jan-Bernd Meyer
Die Non-Profit-Organisation Energy Savings Trust (EST) und die zwischenstaatliche International Energy Agency (IEA) warnen vor großen Energiefressern in privaten Haushalten: Flachbild-TVs, MP3-Playern, Spielekonsolen etc.

Nach übereinstimmenden Untersuchungen des EST und der IEA werden Consumer-Elektronik-Geräte schon 2010 in privaten Haushalten den meisten Strom verbrauchen. Damit lösen sie herkömmliche Energiekonsumenten wie etwa Waschmaschinen, Beleuchtung oder Kühlschränke ab. Bis 2020 könnten PCs, Unterhaltungselektronik und andere Elektronik-Gadgets fast die Hälfte des gesamten Energiebedarfs konsumieren - 45 Prozent des gesamten Stroms eines Haushalts. Heute sind es erst 25 Prozent.

Die Selbstverständlichkeit, mit der Konsumenten überall in der Welt zig Geräte für die Unterhaltung, Kommunikation und Informationsbeschaffung nutzen, läuft somit konträr zu allen Bemühungen, den Energieverbrauch und damit in aller Regel auch den Ausstoß an Kohlendioxid zu reduzieren.

Moderne Technik: Nicht energieeffizient

Der Energy Savings Trust schreibt, viele Konsumenten würden heutzutage beim Blick auf den Energieverbrauch von Waschmaschinen oder Kühlschränken schon beim Kauf ihrem Umweltbewusstsein frönen. Aus dem Blickfeld oder noch nicht ins Umweltbewusstsein gerückt seien hingegen die vielen Geräte des täglichen Gebrauchs: Hierzu zählen etwa überdimensionierte Flachbildschirme, Spielkonsolen, Set-top-Boxen, DAB-Radios (DAB = Digital Audio Broadcast), Laptops und PCs mit großen Festplatten und stromhungrigen Grafikkarten, Drucker, Scanner, Mobiltelefonen etc. die sich in den Haushalten ansammeln.

Einige von diesen Geräten seien extreme Stromfresser. Beunruhigt ist der EST auch deshalb, weil Consumer-Elektronik und Heim-Computer in Großbritannien besonders beliebt sind. Auf der britischen Insel geben Menschen pro Jahr rund 14 Milliarden Euro für derlei Produkte aus - mehr als die Bürger jedes anderen europäischen Landes.

Solches Konsumverhalten werde sich rächen, denn die Menschheit werde einen hohen Preis in Sachen Klimaschutz zahlen müssen, schreibt der EST in seinem neuen Report "Ampere Strikes Back".

54 Prozent der Menschen in Großbritannien glauben danach, dass neue Geräte wegen moderner Techniken per se energieeffizient arbeiten. Dies, so die Autoren des Reports, sei aber ein Irrglaube. Genau das Gegenteil sei häufig der Fall. Neuere, technisch anspruchsvollere Gadgets benötigen oft mehr Energie als ältere Geräte. Hier unterscheiden sich die vielen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenkenden Produkte von Old-School-Gerätschaft wie Kühlschränken, Waschmaschinen und anderen Weiße-Ware-Produkten, die früher immer als Energieverschwender galten, heute aber zunehmend ökologische Standards erfüllen.

Außerdem tendierten Menschen dazu, beim Kauf neuer Produkte die alten nicht zu entsorgen, sondern weiter zu benutzen und so den Stromverbrauch weiter in die Höhe zu treiben. Auch so tragen Konsumenten zum Klimawandel bei, schreiben die Autoren.

Art der Techniknutzung ist umweltschädlich

Kritisiert wird in dem Report zudem, dass nicht allein die Nutzung energiehungriger Apparate den Trend zu immer höherem Energiekonsum in Haushalten befördert. Vielmehr sei es auch die Art, wie sie benutzt werden. Wer etwa über einen Digital-TV Radio höre, verbrauche hierbei zehn bis zwanzigmal so viel Energie, als wenn er dies über ein Digitalradio tue. Oft reklamiert wird auch die Untugend, Geräte im Standby-Modus zu belassen. Wenn hier nicht konsequent der Stecker gezogen werde, verschleudere etwa ein Digitalradio erheblich mehr Energie als ein konventionelles analog funktionierendes Radio - so ein weiteres Beispiel der EST-Autoren.

Philip Sellwood, Chief Executive Officer des Energy Saving Trust, macht das Konsumverhalten von Menschen verantwortlich für die zunehmende Energieverschwendung in Privathaushalten: "Immer mehr Konsumenten tendieren dazu, Radio über das TV-Gerät oder den PC zu hören. Den wenigsten ist bewusst, dass sie damit viel mehr Strom verbrauchen, als über die konventionelle Art des Radioempfangs." Sellwood weist darauf hin, dass manche Digitalradios im ausgeschalteten Zustand fast so viel Strom verbrauchen wie während des Betriebs, wenn der Ausschalter am Gerät betätigt wurde. Flachbildschirme benötigen teilweise bis zu dreimal so viel Energie wie traditionelle Fernsehgeräte.

Standby ist pure Umweltzerstörung

Problematisch sei auch, dass mit der Menge der benutzten Geräte in einem Haushalt die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Benutzer den Überblick verlieren, welche Gadgets mehr oder weniger ständig im Standby-Modus laufen. Darüber hinaus sei bei vielen Produkten die Energieschleuder quasi mit eingebaut. Hierbei handelt es sich um solche Geräte, die ständig auf Empfang bleiben müssen. Sei es, um Software-Upgrades zu empfangen oder um immer mit der Welt in Kommunikation zu bleiben. Manche Systeme besitzen, beklagt Sellwood, nicht einmal mehr einen Ein-Aus-Schalter. Solchen Geräten müsse man buchstäblich den Stecker ziehen. Oder man nutzt Tools wie das, das Mitarbeiter der University of Liverpool mit "PowerDown" entwickelt haben: Dies ist eine einfache Softwarelösung für automatische Shutdowns.