Weiterbildung zum Großrechner-Profi

Die Rückkehr der Jedi-Assembler

30.10.2009 von Gina Hardebeck
Die Technische Universität Prag und der Softwareanbieter CA bilden Mainframe-Nachwuchs aus.

Mark Rodmell ist ein großer, schlaksiger Brite mit krausen roten Haaren und spärlichem Bart, dem Aussehen nach ein Twenty-Something, der jederzeit noch als Student durchgehen könnte. Nach Prag, sagt der Informatiker, hat es ihn verschlagen, weil seine Frau Tschechin ist. Und was macht er nun hier in der tschechischen Hauptstadt? Rodmell lächelt verschmitzt: "Ich programmiere Software für Mainframes."

Die Technische Universität in Prag bildet mit Industrieunterstützung Informatiker für die Großrechnerwelt aus.

Das überrascht - stellt man sich Mainframe-Programmierer doch eher als grauhaarige Zeitgenossen vor, die gemütlich auf die Rente zustiefeln und zwischendurch bei einem Kaffee gerne von ihren Computeranfängen ("Wir hatten damals noch Lochkarten!") und den goldenen Zeiten erzählen, als noch gestandene DV-Profis im Rechenzentrum das Sagen hatten und nicht diese Business-Alignment-Yuppies.

In diese Fußstapfen ist nun also Mark Rodmell getreten, statt sich wie so viele seiner Mitzwanziger auf Google Apps, Flash und Adobe Air zu stürzen. "Die meisten Leute wissen gar nicht, dass das Internet-Geschäft hochgradig von Mainframes abhängt", erläutert der junge Brite seine Entscheidung.

Die Zahlen geben ihm Recht: Laut Erhebungen von CA sind Großrechner an über 60 Prozent aller Internet-Transaktionen beteiligt. "Unternehmen auf der ganzen Welt setzen unvermindert auf Mainframes”, so Thomas Leitner, Senior Vice President Solution Sales Mainframe Emea bei CA. "Gründe dafür sind die Kostenvorteile durch hohe Performance und zentrale Verwaltung." Dies sei gerade im heutigen Geschäftsumfeld wichtig, das IT-Abteilungen zu Effizienz und Kostensenkungen zwinge.

Nachwuchssorgen als Karrierechance

Die Mainframe-Gemeinde hat allerdings ein großes Problem: Ihr gehen allmählich die Programmierer und Fachleute aus. Die einschlägigen IT-Anbieter ziehen dieser Tage alle Register, um den Nachwuchs für die Rechner-Boliden zu begeistern. So pflegt zum Beispiel CA seit einiger Zeit eine Kooperation mit der Tschechischen Technischen Universität Prag: "Wir bieten Einführungskurse in Mainframe-Technologie an, um unseren Studenten dringend benötigte Grundkenntnisse für die Arbeit mit Großrechnern zu vermitteln", sagt Michal Benes, stellvertretender Studiendekan der Fakultät für Kernwissenschaft und Physikingenieurswesen der TU Prag.

In seinem "Mainframe Center of Excellence" in einem Hightech-Park am Stadtrand von Prag kann CA damit auf Studienabgänger bauen, die Grundkenntnisse zum Thema Großrechner mitbringen. "Bei uns bekommen Berufsanfänger zudem erfahrene Mainframe-Profis als Coaches zur Seite gestellt, die ihren Werdegang begleiten", wirbt Radovan Janecek, Vice President Software Engineering bei CA und Chef des Prager Mainframe Centers.

Das Schließen der Wissenslücke rund um Mainframes ist die eine Aufgabe; die andere - vielleicht wichtigere - ist es, dem verstaubten Image der schwarzen MIPS-Meister entgegenzuwirken. CA setzt dabei unter anderem auf YouTube-Videos, die speziell junge Leute ansprechen sollen.

Das Video "Mainframe is Alive and Kicking" (www.youtube.com/watch?v=MpYlQi5bz9U) stellt mehrere junge Informatiker vor, die sich für eine Karriere als Mainframe-Spezialist entschieden haben. Hier begegnet uns auch Mark Rodmell wieder, der in dem Clip für die Generation YouTube gesteht, auch er habe Mainframes zunächst mit Labormantel und Clipboard assoziiert.

Und wie sieht es im richtigen Leben aus? "In der Mainframe-Welt wird viel in Assembler programmiert. Das ist eine maschinennahe Programmiersprache - da muss man schon genau wissen, was man tut", so Rodmell. "Aber CA hat auch Admin-Werkzeuge für den Mainframe 2.0 entwickelt, und da geht es dann um Point-and-Click-Administration, C++ und Java."