Kaby Lake

Die siebte Intel-Core-CPU-Generation im Test

09.10.2016 von Thomas Rau
Mit Kaby Lake macht Intel eher einen Zwischenschritt als einen Generationensprung. Was die neuen CPUs bringen zeigt ein erster Test.
Die neuen Intel-CPUs im Test: So gut ist die 7.Generation Kaby Lake
Foto: Intel

Die neue Core-Generation von Intel geht zunächst mit Modellen aus der U- und Y-Serie (vormals Core m) an den Start. Sie sind für flache Notebooks, 2in1-Geräte und Mini-PCs vorgesehen und arbeiten als Zwei-Kern-CPUs mit Hyperthreading-Technologie. Die Kaby-Lake-Prozessoren für PCs kommen voraussichtlich erst im Januar 2017 auf den Markt.

Kein Tick-Tock mehr bei Intel

Nach Intels bisherigem Tick-Tock-Schema wäre nach der sechsten Core-Generation Skylake, die eine neue CPU-Architektur (Tock) auf der bestehenden 14-Nanometer-Fertigung einführte, mit der siebten Generation nun eigentlich das Debut der neuen Fertigungstechnik auf 10 Nanometer an der Reihe gewesen (Tick). Doch Kaby Lake ist eigentlich Skylake 2.0: Der Prozessor wird weiterhin im 14-Nanometer-Verfahren gebaut, den Intel aber inzwischen besser im Griff hat als zum Start von Skylake. Die verfeinerte Architektur nennt Intel 14FF+ statt 14FF wie bei Skylake. Sie soll den Kaby-Lake-CPUs zu höheren Taktraten und zu einem schnelleren Umschalten auf Turbo-Boost-Geschwindigkeit verhelfen.

Mehr Neuigkeiten haben die GPUs im Kaby-Lake-Prozessor zu bieten: Sie heißen Intel HD Graphics 615 und 620. 4K-Videos und die Codecs HEVC und VP9 unterstützen sie per Hardware-Beschleunigung, was den Prozessor bei der Wiedergabe entlastet und damit weniger Lüfterlärm und längere Akkulaufzeiten bedeutet.

Die 4K-Wiedergabe bleibt aber auf das System beschränkt, also Notebook oder 2in1: Denn HDMI 2.0 zur Ausgabe an einen externen Monitor unterstützt auch Kaby Lake nicht. Ebenso fehlt ihm ein Controller für USB 3.1 Gen2. Dafür benötigen Notebook-Hersteller nach wie vor einen zusätzlichen Controller- oder einen Thunderbolt-3-Chip.

Zum Test der neuen Kaby-Lake-Plattform nutzen wir ein Notebook von Tuxedo: Das Tuxedo Book BU1406 verkauft der Linux-Spezialist üblicherweise mit Ubuntu - in der getesteten Ausstattung kostet es rund 1100 Euro. Um vergleichbare Testergebnisse zu bekommen, haben wir Windows 10 Home auf dem 14-Zoll-Laptop installiert.

Das Tuxedo Book 1406: Der 14-Zoll-Laptop ist eines der ersten Notebooks mit Kaby Lake
Foto: Tuxedo

Im Tuxedo Book BU1406 steckt ein Core i7-7500U mit 2,7 GHz Standardtakt. Die Taktrate klettert per Turbo Boost auf maximal 3,5 GHz. Die Dual-Core-CPU mit Hyperthreading hat wie die Skylake-Prozessoren der U-Serie eine Thermal Design Power (TDP) von 15 Watt. Sein direkter Vorgänger, der Core i7-6500U, arbeitet sowohl im Standardbetrieb als auch im Turbo-Boost mit einer niedrigeren Taktrate von 2,5 beziehungsweise 3,1 GHz.

Test: CPU-Rechenleistung

Im CPU-Test Cinebench R15 kann Kaby Lake den Taktvorsprung aber nicht in eine höhere Rechenleistung umsetzen: Er bleibt knapp hinter der Skylake-Konkurrenz Core i7-6500U zurück, mit einem Abstand von knapp fünf Prozent.

Ein schon von Skylake-Notebooks bekanntes Verhalten zeigt auch der Kaby-Lake-Prozessor im Tuxedo-Laptop: Je häufiger er den anstrengenden Benchmark durchläuft, desto niedriger liegt das Ergebnis - ein Hinweis darauf, dass der Prozessor die Taktrate unter Dauerlast senken muss, damit er nicht zu heiß läuft. Immerhin hält der Core i7-7500U seinen maximalen Standardtakt von 2,7 GHz während der ersten Benchmarks-Läufe. Viele Skylake-U-Prozessoren in besonders dünnen Notebooks schaffen nicht einmal das, sondern liegen teilweise deutlich darunter.

Test: 3D-Leistung

Ein eindeutiges Bild ergibt der Test der Grafikeinheit Intel HD Graphics 620. Sie schlägt die GPUs der Skylake-Prozessoren zum Teil sehr deutlich. Im Test Sky Diver des 3D Mark kann sie die HD Graphics 520 im Core i7-6500U bei der GPU-Leistung um rund 30 Prozent abhängen, was in den Grafiktests des Benchmarks rund fünf Bilder pro Sekunde mehr bedeutet.

Beim weniger effektintensiven Cloud-Gate-Test deklassiert das Kaby-Lake-Notebook entsprechende Skylake-Laptops um 30 bis knapp 50 Prozent - 10 bis 15 Bilder pro Sekunde mehr.

Der Grafikteil der Kaby-Lake-CPU kann auch im OpenGL-Test des Cinebench überzeugen - im Gegensatz zur CPU-Rechenleistung. Gegenüber dem Core i7-6500 arbeitet er rund 30 Prozent schneller.

Da die GPU auf das System-RAM als Grafikspeicher zugreift, kommt Kaby Lake auch der DDR4-Speicher zugute, denn Tuxedo ins Notebook einbaut - genauer gesagt sind es 16 GB DDR4-2133. Zwar unterstützt auch der Speichercontroller von Skylake DDR4-Speicher. Fast alle Notebook-Hersteller verbauen aber DDR3-RAM in ihren Skylake-Laptops.

Akkutest

Im Tuxedo Book sitzt ein Akku mit einer Kapazität von 44 Wattstunden - das ist üblich bei Notebooks, die rund 1,5 Kilogramm wiegen. Im WLAN-Test, bei dem der Laptop alle 30 Sekunden eine neue Webseite aufrufen muss und die Displayhelligkeit 150 cd/qm beträgt, hält das BU1406 mit Kaby Lake 4:41 Stunden durch. Das ergibt für das gesamte System einen Stromverbrauch von rund 9,4 Watt. Ähnlich ausgestattet Notebooks mit Skylake arbeiten ähnlich sparsam, einige liegen in diesem Test aber auch deutlich unter neun Watt Verbrauch. Zum Vergleich: Lüfterlose Ultrabooks mit einem Core M schaffen diesen Test mit sechs bis sieben Watt Leistungsaufnahme.

Etwas besser sieht es bei der Video-Wiedergabe aus: Ein Test-Video mit 720p spielte das Tuxedo Book bei maximaler Helligkeit knapp fünf Stunden lang ab. Der Gesamtverbrauch beträgt 8,85 Watt.

Einen erkennbaren Sparvorteil im Praxisbetrieb gibt es bei Kaby Lake nicht. Es gilt aber ohnehin: Im Notebook spielt der Prozessor angesichts immer hochauflösenderer Displays eine zunehmend unwichtigere Rolle, wenn es ums Stromsparen geht. Die wichtigste Komponente für eine lange Akkulaufzeit bleibt deswegen auch bei Kaby Lake ein großer Akku.

Kaby Lake im Test: Fazit

Was die Grafikleistung angeht, dreht Kaby Lake mächtig auf - die CPU-Leistung bleibt dagegen weitgehend unverändert gegenüber Skylake. Für Notebooks und 2in1-Geräte ist das der richtige Weg: Sie werden in den seltensten Fällen als Arbeitsmaschinen für aufwändiges Gaming, Rendering oder Multimedia-Tätigkeiten genutzt. Aber mehr Leistung für das gelegentliche Spiel oder bei der Video-Wiedergabe kommen immer gelegen.

Kaby Lake alleine ist kein Grund, auf ein aktuelles Notebook umzusteigen. Wer mit einem Broadwell- oder Skylake-Laptop arbeitet, kann dabei bleiben.

Um diese Zielgruppe geht es Intel aber auch gar nicht: Man hat Anwender im Blick, deren Notebook drei bis fünf Jahre alt ist - hier fällt der Leistungsunterschied zur aktuellen Core-Generation entsprechend eindrucksvoller aus. Und da die meisten Notebook-Hersteller ihre Kaby-Lake-Modelle zum gleichen Preis anbieten wie die Vorgänger mit Skylake spricht in diesem Fall nichts dagegen, auf die siebte Core-Generation aufzurüsten. (PC-Welt)