IT-Excellence Award 2009

Drees & Sommer hat die zufriedensten Anwender

26.06.2009 von Thomas Pelkmann
Die COMPUTERWOCHE-Schwester "CIO" kürte gestern Abend den Sieger der Zufriedenheitsstudie unter IT-Anwendern.
Foto: Joachim Wendler

In puncto IT-Ausstattung und -Service hat die Drees & Sommer AG, Stuttgart, die zufriedensten Mitarbeiter Deutschlands. Der Spezialist für Projekt-Management, Immobilienberatung und Engineering erhielt in diesem Jahr den "IT Excellence Award" des IT-Wirtschaftsmagazins "CIO", einer Schwesterpublikation der COMPUTERWOCHE. Das Unternehmen hatte sich 2008 bereits beworben und war immerhin auf Platz drei gelandet.

Den zweiten Platz belegt heuer der Babynahrungs-Hersteller Hipp aus dem bayerischen Pfaffenhofen. Der dritte Preis geht in diesem Jahr an Weidmüller Interface aus Detmold, einen Anbieter von Produkten der elektrischen Verbindungstechnik und Elektronik.

Sonderpreise gab es für das Münchner Beratungsunternehmen Iteratec in der Kategorie "Bester IT-Anbieter" (mit der Durchschnittsnote 1,70), für die Hamburger Conrad Hinrich Donner Bank AG in der Kategorie "Beste Rücklaufquote" (78 Prozent der Anwender) und für die Immobilienberatungsfirma Real I.S. AG als "Bestes Unternehmen aus dem Mittelstand".

Zum dritten Mal vergeben

Der schon 2007 und 2008 verliehene "IT Excellence Award" basiert auf der größten deutschen IT-Anwenderzufriedenheits-Studie im Bereich IT. Entwickelt wurde die Untersuchung vom "CIO"-Magazin in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München (TUM) und dem Beratungshaus BMG.

Die Umfrage mit anonymen, Web-basierenden Fragebögen spielte sich im Zeitraum von September 2008 bis Juni 2009 ab. Beteiligt haben sich in diesem Jahr mehr als 13.000 Mitarbeiter aus insgesamt 66 Unternehmen. Die absolute Zahl der Befragten ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, während die Zahl der teilnehmenden Unternehmen deutlich anstieg.

Die Fragen zielten unter anderem auf "Allgemeine Zufriedenheit", "Zufriedenheit mit Hard- und Software" sowie "Weiterbildung und IT-Qualifizierung". Erstmals sollten sich die Teilnehmer in diesem Jahr speziell zur Beurteilung von kollaborativen Diensten wie RSS-Feeds, Blogs oder Firmen-Wikis äußeren.

Über alle beteiligten Unternehmen und Mitarbeiter hinweg hat der Benchmark auf einer Skala von 1 bis 5 eine Durchschnittsnote von 2,58 ergeben. "Das ist exakt die Note, die die IT-Anwender auch im letzten Jahr vergeben haben", sagte Horst Ellermann, Chefredakteur des "CIO"-Magazins, "damit beweisen die Studienergebnisse erneut, dass es bei der Zufriedenheit mit der Firmen-IT in Deutschland noch Luft nach oben gibt."

Viele Firmen nahmen wiederholt teil

Foto: Joachim Wendler

Von den 66 Teilnehmern dieses Jahres beteiligten sich 18 bereits 2007. Wiederholer aus 2008 waren 21. Acht Unternehmen haben die Untersuchung in allen drei Jahren mitgemacht. Für Helmut Krcmar, Professor an der TUM und Mitinitiator der Umfrage, ergeben sich aus einer wiederholten Teilnahme besonders wertvolle Informationen: "Zum ersten Mal erlauben uns die Daten nun Längsschnittvergleiche über drei Jahre. Dabei stellte sich heraus, dass die Umfrage bei den Mehrfachteilnehmern eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Sie setzt Energie frei für gezielte Verbesserungen, die sich aus der Analyse der Umfrageergebnisse ergeben."

Das bestätigt auch Peter Meyerhans, IT-Leiter des Preisträgers Drees & Sommer, der sich im vergangenen Jahr noch mit Platz drei zufrieden geben musste: "Als ich damals die Bühne verließ, habe ich mir gesagt: Das geht noch besser." Danach habe er mit seiner IT-Abteilung gezielt die Schwächen bearbeitet, die durch die Umfrage ans Licht gekommen waren. Dazu zählten die Ausbildung, die Ausstattung mit Peripheriegeräten und die Kommunikation bei Langzeitprojekten. Der Erfolg gibt ihm Recht: Seine Durchschnittsnote verbesserte sich von 2,13 auf 1,7.

Für die Wirtschaftsinformatikerin Uta Hahn von, die als Vertreterin von BGM die Umfrage verantwortete, ist die Zufriedenheit mit der Unternehmens-IT vor allem eine Frage des Bauchgefühls: "Wir haben bewusst die sehr allgemeine Frage nach der Zufriedenheit mit der IT an den Anfang gestellt, ohne zuvor nach Kriterien oder Differenzierungen zu fragen." Ohne diese Zufriedenheit gehe in der IT wenig, so war der einhellige Tenor aller Diskussionsbeiträge auf der Festveranstaltung, zu der sich 150 Gäste ins Münchner "The Charles Hotel" eingefunden hatten.

Blogs und Wikis spielen keine Rolle

Zu den wichtigsten Erkenntnissen der Umfrage gehört die ernüchternde Bilanz hinsichtlich des Einsatzes von Collaboration-Tools in den Unternehmen. Zwar kennt die Mehrheit der Befragten Blogs, Wikis oder RSS-Feeds; damit gearbeitet hat indes so gut wie niemand. Entsprechend negativ fällt die Beurteilung dieser Werkzeuge aus, mit denen in manchen Unternehmen eigentlich die Mitarbeiterkommunikation verbessert werden soll.

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter schwankt über die verschiedenen Auswahlkriterien. So beispielsweise hinsichtlich der Stellung im Unternehmen: Manager auf der oberen Führungsebene gaben der IT insgesamt die Durchschnittsnote 2,66. Das mittlere Management ist tendenziell unzufriedener (Note 2,70). Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben beklagen sich dagegen weniger (Note 2,53). Bestnoten erhält die IT jedoch aus dem Vorstand oder der Geschäftsführung (Note 2,38). Das könnte man damit begründen, dass hier der Sinn mitunter komplexer Change-Prozesse in der IT am besten verstanden wird. Vielleicht liege es aber auch daran, so BGM-Frau Hahn, dass der Service umso besser sei, je höher man in der Unternehmenshierarchie gehe.

In Bezug auf das Mitarbeiteralter erhält die IT die besten Noten von den ganz Jungen (unter 20 Jahren); sie beurteilten ihre Zufriedenheit durchschnittlich mit (2,32). Das liegt wohl an deren Affinität zu moderner Informations- und Kommunikationstechnik. Im "Mittelalter" nimmt die Unzufriedenheit mit der IT deutlich zu, während sie im Lebensabschnitt ab 51 Jahren wieder nachlässt; hier spielt möglicherweise eine gewisse Altersmilde eine positive Rolle.

Die Studie sorgt für Akzeptanz der IT

In der besseren Kommunikationsqualität zwischen IT-Abteilungen und Mitarbeitern sieht TUM-Professor Krcmar eines der wichtigsten Ergebnisse der Umfrageteilnahme: "Das ist deutlich daran abzulesen, dass Firmen, die schon einmal an der Studie teilgenommen haben, bessere Werte erzielen." Die Mitarbeiter fühlten eine höhere Wertschätzung schon allein deshalb, weil sie gefragt worden seien. Der zweite Grund für die oft signifikanten Verbesserung liege allerdings in den konkreten Maßnahmen, die die Unternehmen aus der Auswertung der Umfrageergebnisse abgeleitet hätten.

Wie im Vorjahr bewerten die Mitarbeiter ihre Arbeitsplatzausstattung im Durchschnitt mit guten Noten, wobei Monitore (2,19) und Office-Anwendungen (2,20) die Bestnoten einfuhren. Die schlechtesten Noten (2,79) erhielten - ebenfalls wie 2008 - mobile Geräte, also Notebooks oder PDAs. Das mag mit technischen Problemen beim Betrieb der Mobile Devices zusammenhängen, könnte aber auch an der oft kritisch bewerteten Verfügbarkeit liegen.

Ebenfalls viel Potential für Verbesserungen bietet der Bereich Weiterbildung. Hier war die Durchschnittsnote mit 3,4 noch schlechter als im Vorjahr.

Als quasi "durchgefallen" muss man die Ergebnisse der Spezialfrage nach Collaboration-Tools bewerten: Stabile Mehrheiten jenseits der 50 Prozent kennen Werkzeuge wie Wikis, Blogs oder Instant Messaging-Dienste nicht oder wissen zumindest nicht, ob es sie im Unternehmen gibt. Rund ein Viertel lehnt solche Instrumente eher ab, nur eine kleine Minderheit kann mit diesen Kommunikationsmöglichkeiten überhaupt etwas anfangen.

Eine Ausnahme bildete hier die Web-affine Kommunikationsagentur Interone aus München. Für den CIO Günther Kreuzpaintner ist das kein Wunder: "Wir sind das Internet, wir leben das Internet. Messaging, Blogs und Wikis gehören für uns zum Alltag." Das brachte ihm immerhin den Sonderpreis in der Kategorie "Collaboration" ein. Seine übrigen Ergebnisse lassen aber, wie er selbst einräumt, durchaus zu wünschen übrig. Das hänge damit zusammen, dass er ausgerechnet im Befragungszeitraum seine IT komplett ausgelagert habe - einschließlich sich selbst: "Aber im nächsten Jahr greifen wir erneut an." (qua)