Mail-Archivierung birgt rechtliche Risiken

E-Mails richtig aufbewahren - Aufgaben und Lösungen

30.06.2014 von Thorsten Brand
Ob De-Mail, E-Postbrief, signierte E-Mails oder normale Mails ­ eines bleibt heute wie auch künftig für Unternehmen ein Thema: E-Mails enthalten relevantes Wissen und müssen deshalb aus rechtlichen und betriebsinternen Gründen aufbewahrt werden.

Eine elektronische Nachricht kann steuerrelevant sein, einen Handelsbrief darstellen oder Rechte und Pflichten für das Unternehmen begründen. Beispiele dafür sind Buchungsanweisungen, Rechnungen, vertragsbegleitende Unterlagen, Produktspezifikationen, Protokolle und vieles mehr. E-Mails sind daher nach Handelsgesetzbuch (HGB) und Abgabenordnung (AO) geordnet aufzubewahren. Viele Unternehmen tendieren deshalb dazu, ihre gesamte E-Mail-Kommunikation mit Ausnahme ausgefilterter Spam-E-Mails zu archivieren. Umgesetzt wird diese Archivierung jedoch auf zwei unterschiedliche Arten:

Anwender- und systemgetriebene Mail-Archivierung decken also unterschiedliche Anforderungen ab. Häufig ergänzen sie sich in der Praxis, aber nur eine systemgetriebene Archivierung kann die rechtlichen Anforderungen an die Vollständigkeit sicherstellen.

E-Mail-Archivierung birgt rechtliche Risiken
Foto: violetkaipa - Fotolia.com

Relevante E-Mails

Ein häufiges Problem für Anwender ist die Trennung zwischen relevanten und nicht relevanten E-Mails. Relativ einfach ist diese Entscheidung bei Rechnungen oder Buchungsbelegen, da hier Aufbewahrungspflicht besteht. Schwieriger wird es schon bei Korrespondenzen: Anwender können oft nicht bewerten, ob eine E-Mail mit erhaltenen oder getroffenen Aussagen für das Unternehmen relevant ist. Manchmal ergibt sich die Relevanz erst aus dem Verlauf eines E-Mail-Verkehrs heraus: Wenn eine gesendete E-Mail vom Adressaten in der elektronischen Akte abgelegt wurde, und eine Antwort vom Empfänger erfolgt, muss diese gegebenenfalls auch noch gespeichert werden.

In der Praxis führt dieses Prozedere oft zum Aufbau von Ordnerhierarchien in Mail-Postfächern oder öffentlichen Verzeichnissen. Relevante E-Mails landen dann aber nur unregelmäßig oder gar nicht in den elektronischen Akten. Um diesem Wildwuchs und Durcheinander zu begegnen, sind Handlungsanweisungen und Funktionen hilfreich, die für eine strukturierte Ablage sorgen und den damit verbundenen Aufwand verringern. Zu nennen sind hier zum Beispiel Vorschlagswerte oder die Übernahme von E-Mail-Feldern in Indexfelder. Empfehlenswert ist die Kombination aus anwendergetriebener Ablage mit systemgetriebener, wenn zum Beispiel aus Risikoüberlegungen eine Vollständigkeit sichergestellt werden soll.

Professionelle Newsletter-Tools für Laien und Profis
Moderne E-Mail-Marketing-Tools bieten Unternehmen einen einfachen Weg, professionelle Newsletter-Kampagnen online verwalten und deren Erfolge messen zu können. Im Folgenden ein Überblick über leistungsfähige Alternativen für Anfänger und fortgeschrittene Anwender.
CakeMail
CakeMail richtet sich an den Otto-Normal-Anwender, der seine E-Mail-Newsletter möglichst unkompliziert und schnell versenden möchte und auf weiterführende Features problemlos verzichten kann.
Clever Elements
Die Berliner Softwareschmiede Clever Elements GmbH bietet eine leistungsfähige SaaS-Lösung, die nach eigenen Angaben bereits von über 30.000 Firmen eingesetzt wird und sich als eine weitere schlicht gehaltene Alternative zu CakeMail präsentiert.
GetResponse
GetResponse ist ein international ausgerichtetes Tool, mit dem man nicht nur E-Mail-Kampagnen, sondern auch Web-Formulare und Landing-Pages professionell erstellen kann. Die Software richtet sich an Anwenderunternehmen jeder Größe, die hohe Anforderungen an ihr E-Mail-Marketing-System stellen.
MailChimp
Die 2001 in Atlanta, USA gegründete Softwareschmiede MailChimp konnte sich mit ihrem E-Mail-Marketing-Dienst mittlerweile als eine der besten Newsletter-Lösungen positionieren. Wie der Anbieter erklärt, wird die Software bereits von über fünf Millionen Anwendern weltweit eingesetzt.
Campaign Monitor
Von namhaften Großkonzernen wie Facebook, Apple und E-Bay eingesetzt präsentiert sich Campaign Monitor als eine anspruchsvolle, funktionsreiche Alternative, die sich vor dem Platzhirsch MailChimp auf keinen Fall verstecken muss.

E-Mail-Rechnungen

Mit dem Steuervereinfachungsgesetz von 2011 sind die umsatzsteuerlichen Regeln für elektronische Rechnungen deutlich vereinfacht worden. Elektronische Rechnungen dürfen als Anhang (zum Beispiel PDF) oder im E-Mail-Body enthalten sein. Es werden keine besonderen Anforderungen an die Übermittlung gestellt, so dass das vorhandene E-Mail-System leicht genutzt werden kann.

Für die Aufbewahrung wird ohne technische Vorgaben auf die Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme (GoBS) und die Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU) verwiesen. Nur einen Papierausdruck aufzubewahren reicht allerdings nicht, auch wenn das Kleinunternehmen oft so machen. Dies führt zwar nicht zur Aberkennung der Vorsteuer, doch kann Verzögerungsgeld verhängt werden, da die Rechnungen nicht im elektronischen Format vorgelegt werden können. Sortieren in Ordnerstrukturen und regelmäßiges Brennen auf CD/DVD ist die Minimallösung.

Oft diskutiert wird die Frage, ob ein E-Mail-Body aufbewahrt werden muss, wenn die Rechnung selbst im E-Mail-Attachment enthalten ist. Die Rechtsvorschriften geben hierüber keine Auskunft. Als Buchungsbeleg reicht der Dokumentenanhang aus. Soll betriebsintern der Rechnungseingang nachvollzogen werden, können nur die Informationen aus dem E-Mail-Header weiterhelfen.

Private E-Mails

Bei der Aufbewahrung von E-Mails ist zu beachten, inwieweit die Firmenadresse für die private Kommunikation genutzt wird. Schon die Spam-Filterung kann private Mails filtern und so das im Telemediengesetz (TMG) geregelte Fernmeldegeheimnis durch Vorenthaltung der Informationen für den Arbeitnehmer verletzen. Eine systemgetriebene vollständige Archivierung ist ohne Erlaubnis durch den Mitarbeiter nicht möglich. Der Grund: Es lässt sich nicht ausschließen, dass private E-Mails archiviert werden, auf die später aus Datenschutzgründen nicht zugegriffen werden kann. Ein E-Mail-Archiv kann nicht automatisch zwischen "dienstlich" und "privat" differenzieren, und der Anwender hat keine Chance, private Mails vorher zu löschen. Für den Umgang mit privaten E-Mails gibt es diese Varianten:

Die Empfehlung lautet hier: Weg von der privaten Nutzung mit Firmen-Mail-Adresse, hin zu privater Nutzung mit privatem Account über andere Kommunikationswege (zum Beispiel Web-Dienste). Oder es empfiehlt sich der Abschluss einer Betriebsvereinbarung, die dem Unternehmen alles erlaubt, was im Falle einer E-Mail-Recherche notwendig ist.

Unterschiedliche Ansätze im Umgang mit E-Mails

Art der Aufbewahrung

Ausdruck der E-Mail

Aufbewahrung im E-Mail-System/ Dateisystem

Vollständige E-Mail-Archivierung

Anwenderbezogene E-Mail-Archivierung

Erfüllung rechtlicher Anforderungen

Ja, für Belegfunktion. Nein, für maschinelle Auswertbarkeit (GDPdU). Vollständigkeit "nur" durch Anwender.

Nein, keine Sicherstellung der Unveränderbarkeit. Vollständigkeit "nur" durch Anwender.

Nein, Vollständigkeit durch System. Keine Ordnung, kein Kontextbezug.

Ja, Vollständigkeit "nur" durch Anwender.

Trennung relevante und nicht relevante E-Mails

Ja

Abhängig von der Art der Umsetzung

Nein

Ja

Geordnete Ablage im fachlichen Kontext (gemeinsam mit anderen Dokumenten)

Ja, wenn alles auf Papier

Ja, aber nur für E-Mails

Nein

Ja

Abgrenzung zu privaten E-Mails

Ja

Ja

Nein

Ja

Gute Suchfunktionen

Nein

Ja

Eingeschränkt, da nur E-Mail-Attribute und Volltext

Ja

Quelle: Zöller & Partner GmbH

Original- oder Langzeitformat

Für E-Mails gibt es keinen generellen Format-Speicherstandard oder einen rechtlich begründeten Zwang zur Konvertierung, bevor sie archiviert werden. Jeder Mail-Client stellt den Inhalt einer E-Mail schließlich auch unterschiedlich formatiert dar.

E-Mail-Archivlösungen bieten oft eine Konvertierung in Zielformate wie PDF oder TIFF aus unterschiedlichen Quellformaten an. Diese Formate sind aber als "flache Druckformate" nur für druckbare Dokumente geeignet, die einen deterministischen Druckbereich kennen. Bereits Microsoft Excel führt hier häufig erst nach mehreren Anläufen zum Ziel. Eine automatische Excel-Rendition gelingt fast nie. Das gilt erst recht für solche Formate, die beim Ausdruck nur eine Untermenge der enthaltenen Informationen visualisieren.

Stolpersteine sind neben kennwortgeschützten Dateianhängen, die vom Konvertierungsprogramm nicht geöffnet und umgewandelt werden können, auch enthaltene Makroprogramme. Diese unterbrechen den Umwandlungsprozess und verlangen von einem Administrator Eingaben oder andere Aktionen. Falls das System hierauf nicht intelligent reagieren kann, besteht die Gefahr, dass ein Administrator ständig die Konvertierungsroutine überwachen und eingreifen muss. Sogenannte Ausschlusslisten helfen kritische Formate von der automatisch ablaufenden Konvertierung auszuschließen. Außerdem darf der Rendition-Service nicht das gesamte System zum Absturz oder Stillstand bringen, wenn ein Fehler auftritt. Solche E-Mails gehören in einen Überlauf/Fehler-Bereich, wo sie individuell nachbehandelt werden können.

So gehen unterschiedliche Systeme mit E-Mails um

E-Mail-Archiv-Produkt, Blackbox-Systeme

DMS mit E-Mail-Archiv-Modul

Exchange 2010

Archivierungsumfang

Einzelne/Alle Mails

Einzelne/Alle Mails, weitere Dokumente

Einzelne/Alle Mails

Konvertierung (PDF)

Selten

Typisch: Wahlweise

Nein

Speicher (typisch)

NAS, WORM(-Platte)

WORM(-Platte)

NAS, Platte

WORM-Speicher

Möglich

Möglich

Nicht möglich

Zusätzliche einheitliche Metadaten

Manchmal

Typisch

Nein (nur Tags)

Ablage in Aktenstrukturen

Nein

Bei Einzelablage möglich

Nein

Regelwerk für systemgetriebene Archivierung

Zeiträume, Postfachgröße, Mail-Größe und Mail-Inhalte etc.

Zeiträume, Postfachgröße, Mail-Größe und Mail-Inhalte etc.

Nur nach Ablauf definierter Zeitraum Mail-Eingang im Postfach

Einbindung Mail in Geschäftsprozess

Nein, persönliches Archiv

Bei Einzelablage typisch

Nein, persönliches Archiv

Einhaltung Compliance-Richtlinien

Möglich, beschränkt auf Mails

Möglich, für alle ContentObjekte (Dokumente)

Möglich, beschränkt auf Mails

Selektives Ausgrenzen einzelner Mails bei Zugriff

Untypisch

Möglich

Möglich

Quelle: Zöller & Partner GmbH

GDPdU@firma.de

Unternehmen stellen zunehmend E-Mail-Adressen speziell für steuerrelevante E-Mails zur Verfügung. Zwar können alle an diese Adresse gesendeten E-Mails im Mail-System zumindest im Original gespeichert werden, es gibt aber trotzdem folgende Herausforderungen:

Aus diesen Gründen ist diese Art der Umsetzung für steuerrelevante E-Mails auf Basis einer Ablage im E-Mail-System in der Regel nicht erfolgreich, sondern nur durch strukturierte elektronische Archivierung zu lösen.

Volltextsuche in Anhängen

Volltextindizierung bildet mittlerweile eine Standardfunktion in den meisten Dokumenten-Management-Lösungen. Was für Mail-Bodies (Text) einfach erscheint, gilt aber nicht immer für Anhänge. So können beispielsweise in Lotus-Notes-Mails enthaltene Anhänge bei einer Speicherung im DXL-Format aufgrund ihrer proprietären Codierung von vielen Volltextlösungen in Mail-Archiven nicht gelesen werden. Hier gilt es bei einer Produktauswahl zu prüfen, ob die relevanten Formate für E-Mail-Attachments unterstützt werden.

Fazit

Die Aufbewahrung von E-Mails ist und bleibt ein komplexes Thema mit vielen organisatorischen und technischen Aspekten:

E-Mail-Archivierung: Lösungen für Exchange im Überblick
E-Mails sind in der Regel geschäftskritisch, entsprechend unerlässlich ist eine optimale Archivierung. Grund genug, sich einige interessante Lösungen für Exchange etwas näher anzusehen. Denn nicht alle Anwendungen eignen sich gleichermaßen für alle Problemstellungen.
E-Mails archivieren
MailStore Server bietet einfache Verwaltung und Archivierung für kleine Unternehmen.
E-Mails archivieren
In Securepoint UMA suchen Anwender ähnlich wie bei Google.
E-Mails archivieren
Reddoxx MailDepot bietet umfassende Archivierung und die Verwaltung aus Outlook, Webzugriff oder einer Desktopanwendung heraus.
E-Mails archivieren
In der webbasierten Oberfläche von Benno suchen Anwender mit verschiedenen Filtern nach archivierten E-Mails.