Gartner prophezeit

Enterprise App Stores werden die Softwarelandschaft ändern

15.02.2013 von Heinrich Vaske
Die Analysten von Gartner erwarten, dass Enterprise App Stores deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Die starke Verbreitung mobiler Endgeräte und der gleichzeitige Erfolg von Mobile-Device-Management-(MDM-)Systemen in Unternehmen werde die Zahl der firmeneigenen App Stores rasant wachsen lassen.

Bis 2017, so weissagen die Auguren, werden "25 Prozent der Unternehmen einen Enterprise App Store für das Management konzernweit freigegebener Mobile- und Desktop-Apps haben". Sie versprächen sich davon eine bessere Kontrolle der von ihren Mitarbeitern genutzten Apps und der Softwarekosten. Zudem ergebe sich eine aussichtsreichere Verhandlungsposition gegenüber Softwarelieferanten - vorausgesetzt der App Store werde von den Mitarbeitern wirklich angenommen.

Tablets und Smartphone machen die Software-Landschaft unübersichtlich. Gartner meint: Enterprise App Stores könnten helfen.
Foto: Violetkaipa, Fotolia.com

"Apps, die von öffentlichen App Stores für mobile Endgeräte heruntergeladen werden, schränken die IT-Sicherheit ein und torpedieren die Anwendungs- und Einkaufsstrategie", warnt Gartner-Mann Ian Finley. "Bring your own Application" (ByoA) sei für die Entwicklung einer tragfähigen Mobile-Strategie inzwischen genauso wichtig wie Bring your own Device (ByoD), und der Trend zu ByoA beginne Mobile Apps, Desktop- und Web-Anwendungen gleichermaßen zu beeinflussen. Gelinge es, einen unternehmensweiten App Store so einzuführen, dass Sicherheits-, Applikations-, Einkaufs- und Sourcing-Professionals an einem Strang ziehen, könnten die Probleme zumindest teilweise gelöst werden. Im Idealfall steige der Wert des Anwendungsportfolios. Sicherheitsrisiken, Lizenzgebühren und Administrationskosten gingen zurück.

MDM als Hintertür

Laut Gartner führt die immer größere Anzahl an mobilen Endgeräten und die zunehmende Akzeptanz von MDM-Lösungen zu einem schnell wachsenden Interesse an Enterprise App Stores. Heute böten die Unternehmen diverse Möglichkeiten für den Software-Download auf PCs an, ließen dabei aber Smartphones und Tablets noch außen vorn. Sie ständen vor der Aufgabe, einen standardisierten Support für alle Endgeräte einzuführen. Daher suchten sie nach Möglichkeiten, mobile Anwendungen effizient auszurollen - nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass oft schwerfälligere Inhouse-Anwendungen mobilisiert werden sollen, was auf mobilen Endgeräten zu Komplikationen führen könne.

Touchdown for Tablets
Die App (kostenlose Testversion) von Nitrodesk synchronisiert E-Mails, Kontakte, Kalendereinträge und Aufgaben mit Ihrem Exchange-Server und stellt sie in einer übersichtlichen Form dar. Dank Anhangs-Verschlüsselung, Diebstahlschutz und SSH wird ein größtmöglicher Schutz geboten.
Touchdown for Tablets
Die moderne Benutzeroberfläche erlaubt ein schnelles und effektives Arbeiten mit der Anwendung und ist für Tablets optimiert. Filter, Kategorien und verschiedene visuelle Darstellungen vereinfachen den Umgang mit wichtigen Informationen.
Fuze Meeting
Die kostenlose Anwendung von FuzeBox erlaubt hochauflösende Videokonferenzen und Collaboration-Szenarien aus der Cloud.
Fuze Meeting
In der Tablet-optimierten Version wurde die Bildschirmansicht in mehrere Fenster unterteilt und erlaubt so, Gesprächspartner und gemeinsam bearbeitete Dokumente im Auge zu behalten.
Due Today
Die 2,13 Euro teure App von Lakeridge Software unterstützt den Tablet-Besitzer dabei, sein Leben besser zu organisieren – streng nach der Methode Getting Things Done (GTD). Zu diesem Zweck kann man Erinnerungen einstellen und Aufgaben filtern. Außerdem synchronisiert die App mit dem Dienst ToodleDo.
Teamviewer
Mit der kostenlosen App TeamViewer kann man vom Tablet aus Freunden oder Familienmitgliedern bei PC-Problemen helfen. Daneben ist das Programm aber auch dafür geeignet, wenn Sie von unterwegs aus auf Ihren eigenen Computer oder Mac zugreifen möchten, etwa um Dokumente zu bearbeiten oder Programme zu nutzen.
Flighttrack
Die 3,55 Euro teure App von Mobilata gibt Auskunft über die aktuellen Flüge von über 14.000 Fluglinien. Zu den über 4000 Flughäfen stehen außerdem noch wichtige Informationen zur Verfügung. Auf einer Karte wird neben der Flugroute auch noch die Wettervorhersage dargestellt.
Flighttrack Widget
Ein dazugehöriges Widget hält Nutzer auf dem Homescreen auf dem Laufenden und informiert etwa über Verspätungen.
Datei Manager HD
Im Gegensatz zum iPad (und iOS generell) kann der Nutzer eines Android-Tablets wie auf einem PC auf sein Dateisystem zugreifen. Dies ermöglicht es ihm, die Daten an speziellen Orten abzulegen, zu sortieren oder gezielt zu löschen. Mit dem kostenlosen Datei Manager HD kann man dabei nicht nur den kompletten Bildschirm ausnutzen, die App greift sogar auf angeschlossene externe Speicher zu.
Citrix Receiver
Citrix Receiver ermöglicht den mobilen Zugriff auf Citrix-basierende Anwendungen - was angesichts der relativ großen Tablet-Bildschirme durchaus praktikabel ist.
Accuweather
Die kostenlose App präsentiert auf Basis der GPS-Position des Tablets oder einen eingetragenen Ort die aktuelle Wetterlage mit zahlreichen Details (UV-Werte, Windstärke, Niederschlag etc.) sowie eine Vorhersage für die nächsten Tage - auf Wunsch mit originellen Animationen.
Accuweather Widget
Passend zur App gibt es noch das dazugehörige Widget mit komprimierten Informationen für den Homescreen.
Tasks To Do
Die 1,89 Euro teure App von Dr. Achim Leubner hilft Tablet-Nutzern bei der Verwaltung ihrer Aufgaben, etwa durch Erinnerungen, die Möglichkeit der Kategorisierung, wiederholende Aufgaben, Spracherkennung, Widgets für den Homescreen und vieles mehr.
Evernote
Die kostenlose Anwendung erlaubt es dem Nutzer, seine Einfälle in Form von kurzen Texten, Sprachmemos oder Bildern auf dem Tablet festzuhalten...
Evernote
Die Daten werden nicht nur in der Cloud gespeichert und stehen anschließend auch auf dem Smartphone, Desktop-PC oder Mac zur Verfügung - unter anderem in einer kalendarischen Übersicht.
Catch Notes
Mit Catch Notes kann man nicht nur einfach Notizen auf dem Android-Tablet festhalten, die kostenlose Anwendung hält auch geschossene Fotos (mit Ortsdaten), Bilder etc. fest und synchronisiert sie kostenlos zu Catch.com (Anmeldung erforderlich).
Quickoffice Pro HD
Die 14,14 Euro teuere Büro-Suite ermöglicht die Nutzung Microsoft-Office-kompatibler Anwendungen auf dem Android-Tablet. Man kann mit Quickoffice HD etwa Word-Dokumente ansehen, bearbeiten und erstellen...
Quickoffice Pro HD
Ähnliches gilt für Excel-Tabellen...
Quickoffice Pro HD
und Powerpoint-Folien.
Wyse PocketCloud
Die kostenlose Anwendung von Wyse Technology erlaubt es Nutzern, über ein Android-Tablet ihren Desktop-PC zu steuern...
Wyse PocketCloud
Wie es sich für eine Business-taugliche Lösung gehört, ist die Verbindung natürlich verschlüsselt. Die Identifikation erfolgt bequem über Google-Mail-Adresse und -Passwort.
Thumb Keyboard
Die 1,75 Euro teure App bietet mehrere alternative Tastatur-Layouts für Android-Tablets. Auf diese Weise kann man etwa direkt auf Zahlen oder häufig genutzte Sonderzeichen zugreifen. Die zweigeteilte Tastatur ist besonders Daumenschreibern wärmstens zu empfehlen!

"Viele Firmen haben sich informiert, ob ihre spezifischen Anforderungen mit den gängigen MDM-Suiten abgedeckt werden können", beobachtet Phillip Redman, Research Vice President bei Gartner. Die meisten Anbieter lösten die Rollout-Problematik noch mit Agententechnik auf den jeweiligen Endgeräten. Seinen Ausführungen zufolge gibt es aber auch schon einige Lieferanten, die anspruchsvolle App Stores anbieten könnten. Darin werden Unternehmens- und Drittanwendungen gehostet, Smartphones, Tablets und PCs greifen darauf zu. Binnen der nächsten anderthalb Jahre werde es jede Menge Implementierungen geben, weil die Entwicklung von mobilen Apps und der Support von MDM den Trend beschleunigen werde.

Laut Redman sind viele Unternehmen gerade in der Prüfphase. Sie bevorzugten Anbieter, die ihnen einen Cross-Plattform-Support für Web-, PC- und Mobile-Apps garantieren können und ein breites Spektrum an Endgeräten unterstützen. App Stores seien oft schon Bestandteil ausgereifter MDM-Pakete oder könnten mit ihnen im Paket erworben werden.

App Stores erleichtern den Softwareeinkauf

Den Analysten zufolge bietet ein Enterprise App Store Firmen einen Weg, um Unternehmenssoftware-Lizenzen einfacher zu beschaffen, besser zu kontrollieren und effektiver zu automatisieren. Indem die Softwareauswahl an den End-User delegiert wird, können auch Kosten- und Performance-Entscheidungen an die Endverbraucher abgegeben werden. Sie seien in der Lage, eine bessere Auswahl zu treffen, weil sie ihre eigenen Anforderungen genau beurteilen könnten und mit ihrem Kaufverhalten das Budget ihrer Fachabteilung beeinflussten.

Enterprise App Stores führen den Analysten zufolge zu einem breiteren Angebot für den Endverbraucher weil der Verhandlungsspielraum mit den Herstellern größer werde und sich mehr Spielraum für günstige Lizenzbedingungen und Preisnachlässe ergebe.

Je voller der App Store, desto besser

Können Anwender nicht aus einem breiten Fundus an Apps wählen, werden sie den App Store irgendwann links liegen lassen, sagt Gartner. Der Store müsse der "natürliche Weg" sein, um auf gute Apps aufmerksam zu werden, neue Anwendungen im Unternehmen zu verteilen, Feedback an die Entwicklungsteams zu geben und vielleicht sogar ein wenig Konkurrenz unter den Entwicklern zu schüren. All das werde zu besseren Lösungen führen. "Allerdings ist eine dramatische Wachstumskurve bei den angebotenen Apps die Vorbedingung", so die IT-Marktforscher.

"Die Implementierung sollte als Teil einer unternehmensweiten Anwendungsstrategie gesehen werden, nicht als Teil der Infrastrukturstrategie", sagt Brian Prentice, Research Vice President bei Gartner. Der wichtigste Erfolgsfakor sei ein hoher App-Bestand, weshalb die Anwendungsfürsten die Hoheit über den Enterprise App Store haben müssten - allerdings in enger Zusammenarbeit mit anderen Teams. Zudem gebe das, was die Anwender an Apps herunterladen und nutzen, wichtige Hinweise darauf, welche Art von Lösungen für welchen Nutzertyp werthaltig sei.

Gartner empfiehlt IT-Abteilungen, großen Wert auf die Pflege des Enterprise App Stores zu legen. Anstelle des klassischen Ansatzes, ausgewählte Geräte und Softwareprodukte zu pflegen, gehe es nun darum, nachvollziehbare Policies zur App-Pflege - etwa für das Ausmustern veralteter oder von Schadcode befallener Apps - durchzusetzen, so wie man das von den klassischen öffentlichen App Stores her kenne. (hv)