Kommunikation per ESN im Unternehmen

Enterprise Social Network im Alltags-Check

Kommentar  von Eric Schott
Die alltägliche Arbeit wandelt beziehungsweise "digitalisiert" sich zunehmend. Lesen Sie einen Erfahrungsbericht.

Flexibleres Arbeiten, mehr Weiterbildung, gerechtere Chancen - Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles stellte am 29. November in Berlin ihr Weißbuch Arbeiten 4.0 vor. Es markiert den Abschluss eines eineinhalbjährigen gesellschaftlichen Dialoges über neue Herausforderungen und Regeln für die digitale Arbeitswelt.

Immer im permanenten Kontakt mit den Kollegen - egal wo. Enterprise Social Networking (ESN) ermöglicht rasche Entscheidungen.
Foto: Milles Studio - shutterstock.com

Auch meine Arbeit hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Und gerade weil ich ein einem Unternehmen beschäftigt bin, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Arbeitswelt zu optimieren und Veränderungsprozesse zu bewältigen, müssen wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen. So nutzen wir zum Beispiel seit drei Jahren ein Enterprise Social Network (ESN), basierend auf Yammer. Das Versprechen von ESNs: Sie sorgen nicht nur für eine schlankere und intensivere Kommunikation, sondern fördern den vernetzten Austausch der Mitarbeiter - und verändern damit die gesamte Unternehmenskultur.

Die richtigen Infomationen schnell parat

Von Enterprise Social Networks (ESN) wird viel erwartet und tatsächlich bringt es in vielen Bereichen große Vorteile mit sich. So nutze ich die Plattform im Alltag, gern zwischen Meetings, um mich in meinem "Feed" über aktuelle Entwicklungen in den von mir abonnierten Themen und Unternehmensgruppen zu informieren.

Yammer ist also quasi mein internes Spiegel-Online. Außerdem beantworte ich Fragen oder leite Informationen weiter, die ich als "Post" und parallel als E-Mail erhalten habe, so dass ich sehr schnell darauf reagieren kann. Ich stelle aber auch selbst gezielt Fragen in Gruppen und bitte um Einschätzungen oder Materialien, wie zum Beispiel eine aktuelle Präsentation. Diese Anfragen können sich auf ein spezielles Thema beziehen - "Digitale Transformation" ist beispielsweise unsere aktivste Gruppe - oder auf den Status in einem laufenden Projekt. Da diese Anfragen über das ESN nicht an eine spezielle Person adressiert werden und die gegenseitige Unterstützung in unserer Unternehmenskultur eine wichtige Rolle spielt, erhält in der Regel jeder innerhalb von etwa 30 Minuten eine Rückmeldung - und das gilt für alle Mitarbeiter, nicht nur für den Chef.

Die Vorteile eines Enterprise Social Network liegen für mich in acht zentralen Bereichen:

1. Kundentermine vorbereiten


Ich nutze das ESN regelmäßig, um mich auf den nächsten Kundentermin vorbereiten. Denn dort finde ich Informationen über die Entwicklungen seit unserem letzten Treffen. Ein Blick auf die aktiven Diskussionen zeigt, welche Themen gerade aktuell sind. Außerdem habe ich die Möglichkeit, mir die wichtigsten Kundenprojekte anzusehen und Ideen aus vorherigen Meetings weiterzuentwickeln. Das inspiriert mich sehr.

2. Kreativer, fachlicher Input


Alle fachlich ausgerichteten Beraterteams haben ihre eigene, sogenannte 'Heimatgruppe'. Innerhalb einer solchen Gruppe erhalte ich einen guten Überblick über aktuelle Technologien, Methoden oder Schwerpunktthemen. Gleichzeitig gibt die Art und Weise der Diskussion Aufschluss darüber, wie die Stimmungslage im Team ist. Mich fasziniert aber auch immer wieder die Kreativität, die dort herrscht: Neben originellen Darstellungsformaten sind häufig auch Collagen, kleine Filme, Interviews oder Zeichnungen zu finden.

Digitalisierung der internen Kommunikation
E-Mail - der Klassiker überflutet
Sie kommt frei Haus in das Postfach – manchmal erwünscht – manchmal unerwünscht. E-Mails spielen trotz dem Einzug von Enterprise 2.0 weiterhin eine wichtige Rolle. Gehen Sie aber sorgsam mit ihr um. Halten Sie Informationen kurz und knapp. Der Empfänger muss richtig gewählt werden. Ihre Mitarbeiter werden es ihnen danken.
Apps - Standardaufgaben unterwegs erledigen
Mit betriebsinternen Apps können Sie auf interne Daten in Sekundenschnelle und von überall zugreifen und die Einsatzgebiete sind vielfältig. So können Sie die Unternehmensnews auf dem Smartphone der Mitarbeiter anbieten, verschiedene Verbrauchsdaten anzeigen, ein Problem an IT über eine App melden oder verschiedene Workflows starten oder genehmigen. Beispiel: Eine App, die den Mitarbeitern anzeigt, ob ihr Gerät für den Wechsel auf Windows 10 geeignet ist.
Das gedruckte Wort - verblasst
Das schwarze Brett, Mitarbeiterzeitungen oder Aushänge sind zwar noch nicht ausgestorben, verlieren aber künftig mehr und mehr an Bedeutung. Wenn sie ein Poster oder Aushang nutzen wollen, verknüpfen sie doch ihren digitalen Inhalten zum Beispiel durch den Einsatz eines QR Codes.
Interne Social Media Plattformen - der direkte Kontakt zum Mitarbeiter
Interne Social Media Plattformen – direkter Kontakt zum Mitarbeiter: Viele Großunternehmen in Deutschland setzen bereits auf Social Media. Sie spielen eine immer größere Rolle, fordern den klassischen IT Mitarbeiter und fördern die Kommunikation mit den Mitarbeitern, durch Blogs mit direkter Feedbackmöglichkeit, Chats, Links, direkte Kommentarmöglichkeiten usw. Wichtig ist es schnell zu antworten und Feedbacks nicht zu ignorieren. Der direkte Kontakt zwischen Service Owner und Enduser schafft Vertrauen. Mitarbeiter können sich außerdem gegenseitig helfen. Gerade bei Beta-Tests können Sie in verschiedenen Gruppen wunderbar zusammenarbeiten und sogar Kunden oder externe Service Provider mit einbinden. Sie können klassische Supportkanäle und IT Service Management Tools unterstützen. Klassische Intranet Lösungen werden in Zukunft wohl eher eine sekundäre Rolle spielen. Wollen Sie sich auf Abenteuer Enterprise 2.0 einlassen? Wenn ja, stellen Sie Richtlinien wie zum Beispiel Social Media Guidelines auf.
Videos - knackig, kurz, leicht konsumierbar
Kurze knackige 2-3 Minutenvideos können die IT Kommunikation erheblich bereichern und sprechen nicht nur die jüngere YouTube-Generation an, wenn sie gut gemacht sind. Achten Sie auf einen spannenden und abwechslungsreichen Schnitt der Videos. Das Internet ist voller Informationen, wie es funktioniert. Zum Beispiel: TechSmith Blog oder Storytelling Secret (Prezi). Vielleicht haben Sie einen IT-Mitarbeiter dem die Produktion solcher Videos Spaß macht, unterstützen Sie das durch Weiterbildung.
Trainings und interne Events - schulen Sie sich und Ihre Mitarbeiter
Im Idealfall sind keine Trainings nötig, denn Produkte sollten ja selbsterklärend sein. Bedauerlicherweise haben Sie dies nur bedingt in der Hand und spätestens bei der Einführung eines neuen Betriebssystems oder einer Fremdsoftware, die Sie nicht selbst entwickelt haben, sind Erklärungen notwendig. Trainings unterstützen dabei, die Akzeptanz deutlich erhöhen und damit die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern. Das zahlt sich für beide Seiten aus: der Supportaufwand wird minimiert und kanalisiert und die Wahrnehmung der IT im Unternehmen verbessert sich. Ob Sie diese als Präsenz oder virtuelle Veranstaltung anbieten hängt sicher von der Größe des Unternehmens und den unterschiedlichen Standorten ab. Durch interne Events, die Sie interessierten Mitarbeitern anbieten, können Sie Ihre IT-Abteilung präsentieren und ihre Innovationskraft unterstreichen. Haben Ihre Unternehmensbereiche oder spezielle Nutzergruppen vielleicht eigene Events? Prima, nehmen Sie Teil und schneiden Sie ihre Präsentation auf deren Bedürfnisse zu.


3. Gezielte Information der Mitarbeiter


Oft erhalte ich auf Konferenzen oder Kundenmeetings Anregungen oder stoße zufällig auf spannende Entwicklungen und Trends die für verschiedenste Kollegen interessant sein können. Früher habe ich dann oft überlegt, wer alles in den E-Mailverteiler aufgenommen werden sollte und für wen das weniger relevant ist. Das war einerseits zeitaufwändig, andererseits hatten zum Beispiel neue Mitarbeiter keine Chance, auf ältere Informationen zuzugreifen. Jetzt kann ich solche Neuigkeiten oder Einschätzungen einfach in das ESN einstellen, Fachbeiträge verlinken und die relevante Gruppe auswählen. So weiß ich, dass jede Information den richtigen Adressatenkreis erreicht.

4. Schnellere Kommunikation


In der Kommunikation über Yammer vermeiden wir lange, ausführliche Ankündigungen. Es gibt keine Einleitungs- oder Schlussfloskeln und auch hierarchische Befindlichkeiten spielen keine besondere Rolle. Ziel ist es, immer kurz, präzise und dabei informell zu formulieren. Das vereinfacht und beschleunigt die Kommunikation. Und wenn ich eine, meiner Meinung nach, bahnbrechende Idee einstelle und nach zwei Tagen immer noch kein Kommentar oder Like vorhanden ist, dann wird mir schnell klar, dass die Idee wohl doch nicht so herausragend ist.

5. Lebendiges Wissensmanagement


Wie viele andere Unternehmen haben auch wir die leidige Erfahrung gemacht, dass Top-down-Ansätze für das interne Wissensmanagement häufig nicht zum gewünschten Ziel führen. Dank Yammer verteilt sich Wissen nicht mehr hierarchisch, sondern es ist über die vielen Beiträge und Diskussionen jederzeit vorhanden und auf dem aktuellen Stand.
Vor einem Kundenworkshop kann sich so ein Berater über die aktuellsten technologischen Entwicklungen informieren, nachsehen, welche Kundenpräsentation sich besonders bewährt haben, welche Argumentation überzeugt hat und wie unsere Experten die Branche oder ähnliche Problemstellungen beurteilen. Das ist gelebtes Wissensmanagement, das wenig kostet und viel bringt.

6. Vernetzte Zusammenarbeit


Ideen gib es viele, ob sie gut sind, oder noch besser werden können, zeigt sich im Austausch mit Anderen - insbesondere mit Kollegen aus entfernteren Abteilungen, die einen ganz anderen Blickwinkel auf eine Sache haben. Oder vielleicht arbeitet ein anderes Team gerade an einem ähnlichen Problem.
Über Yammer funktioniert der Austausch quasi von selbst, da persönliche Interessen, Arbeitsziele und andere Spezifikationen immer eine passende Gruppe von Mitarbeitern zusammenbringt. Diese themen-, team- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist für die Digitale Transformation von zentraler Bedeutung. Social Networks lassen so eine zukunftsfähige Organisation wachsen. Dies ist auch in unserem Unternehmen spürbar.

Digitale Etikette
Etikette für die neue Arbeitswelt
Wie verhält man sich richtig im digitalen Meeting? Muss ich um zehn Uhr abends noch auf eine E-Mail antworten? Viele Menschen sind unsicher, wie sie sich in der neuen Arbeitswelt verhalten sollen. Ein Team der Telekom hat eine Studie über eEtiquette erstellt. Wir stellen die wichtigsten Leitlinien vor.
Immer schön flexibel bleiben
"Strom, Netz, Geräusche etc. sind keine konstanten Größen. Mobiles Arbeiten braucht Flexibilität und einen Plan B", ist ein Punkt der eEttiquette. Wer ständig von Ort zu Ort hetzt und unterwegs auch noch arbeiten muss, sollte immer wissen, wo sich die nächste Steckdose oder das WLAn befindet.
Persönliches Treffen statt Email schreiben
"Online ist Silber – Offline ist Gold. Digitale Tools ersetzen kein persönliches Treffen, aber sie bauen Brücken dorthin!", so die Etikette-Profis. Gerade wer nur sporadisch im Büro ist oder wessen Team über mehrere Kontinente verstreut ist, profitiert von persönlichen Treffen ungemein.
Reißt mich nicht raus!
"Im Hotel funktioniert es doch auch: Zeig an, wenn Du nicht gestört werden willst", lautet eine Empfehlung der eEtiquette. Wer das anzeigen möchte, kann zum Beispiel bei Skype oder dem firmeninternen Tool seinen Status entsprechend ändern.
Ruhe bitte!
"Schone Deine Mithörer und nutze die Mute-Funktion bei Telkos unterwegs" lautet ein weiterer Ratschlag, wie man sich in der neuen Arbeitswelt verhalten sollte. Denn: Hintergrundgeräusche stören die Konzentration.
Immer erreichbar?
"Du bist keine 24-Stunden-Tanke. Bestimme Deine eigenen digitalen Öffnungszeiten", raten die Etikette-Experten. Für Freiberufler allerdings eine Herausforderung.
Ordentlich im Home Office
"Verhandlungen per Videokonferenz im Nachthemd? Auch im Home Office gibt es einen Dresscode" ist eine der eEtiquette-Grundsätze. Wer sich ordentlich anzieht, schafft mehr.
Blick über die Schulter
"Ein Schulterblick ist nicht nur am Steuer, sondern auch vor Videokonferenzen Pflicht. Checke vorher Deine Wanddekoration", raten die Studienmacher. Ein Wäscheständer im Hintergrund wirkt wenig professionell.
Oasen der Ruhe
"Online-Arbeit braucht Offline-Oasen: Suche Dir Orte, an denen Du abschalten kannst", rät die Telekom. Es muss ja nicht gleich der nächste Bootssteg sein - aber ein Zimmer, in dem man in Ruhe denken kann, ist auch fein.
Bitte recht freundlich!
"'Wie geht’s?' geht auch online. Am Ende der Leitung sitzt immer ein Mensch", lautet ein Ratschlag. Freundlichkeit ist vor allem in interkulturellen Teams ratsam.
Nieder mit der Email
"Lass Dein E-Mail-Postfach nicht zum Diktator werden. Setze Dir ein Zeitlimit für das Checken Deiner Mails", so die Etiketteexperten. Mit zu vielen Emails hat jeder zu kämpfen. Aber sie alle immer sofort zu beantworten, hat keinen Sinn. Stattdessen rät das eEtiquette-Team dazu, bessere Emailfilter einzubauen - und lange Kettenmails zu ignorieren.
Laptop zu!
"Reißen wir die Mauern nieder, auch die der aufgeklappten Laptops im Meeting", rät die Telekom. Allzu oft starren die Meeting-Teilnehmer auf ihre Bildschirme, anstatt sich auf die Präsentation zu konzentrieren. Das ist unhöflich - und kontraproduktiv.

7. Innovationskraft erhöhen


Gerade die schnelle Entwicklung und Bewertung von neuen Ideen gehört für mich zu den wichtigsten Vorteilen eines ESN. Denn dank des team- und hierarchieübergreifenden Austauschs entstehen Innovationen. So liefern mir der Feed und die vielen Beiträge kontinuierlich Anregungen für unsere Geschäftsentwicklung. Aber ich bringe auch selbst immer wieder Ideen ein. Wichtig ist aber auch, dass manche guten Ansätze nach regem Austausch nicht weiter verfolgt werden. Dadurch können wir uns auf die Vorhaben konzentrieren, die am meisten Erfolg versprechen.

8. Austausch mit Geschäftspartnern


Auch wenn ein ESN in erster Linine für die interne Kommunikation verwendet wird, nutze ich es in einigen Sparten auch, um mich mit strategischen Partnern beispielsweise über neue Produkte zu unterhalten oder gemeinsam mit ihnen neue Ideen zu entwickeln. Seit kurzem haben wir unsere projektbezogenen Gruppen auch für ausgewählte Mitarbeiter unserer Kunden geöffnet und ich bin schon jetzt gespannt, zu welchen Ergebnissen dies führt.

Fazit

Das Enterprise Social Network hat sich in den letzten drei Jahren innerhalb unserer verzweigten Organisation mit 18 Standorten in Europa und Nordamerika zu einem zentralen Kommunikationskanal entwickelt. Gerade durch die Arbeit an rund 50 weiteren Standorten - bei unseren Kunden vor Ort - ist der persönliche Austausch nicht immer möglich. Das ESN füllt diese Lücke, auf eine schnelle, wenig formale Art, die viele Vorteile hat und Spaß macht. Dabei ist es auch schön zu sehen, dass zentrale Werte wie Kollegialität und Zusammenarbeit sich im wachsenden Erfolg des Netzwerks widerspiegeln.