Microsoft-Managerin Gifford

"Es zählt nicht, ob man Hose oder Rock trägt"

08.01.2010 von Hans Königes
Nur wenn sich Beruf und Freizeit vereinbaren lassen, sind die Mitarbeiter zufrieden und motiviert, lautet das Credo der "Managerin des Jahres" Angelika Gifford von Microsoft.

CW: Frauen sind in Führungspositionen eine Minderheit - in der IT-Branche sogar eher die Ausnahme. Wie behauptet man sich dennoch?

GIFFORD: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, bleibt aber nach wie vor deutlich hinter den Erwartungen zurück. Vor allem die IT-Branche ist stark männerdominiert, aber ich fühle mich in dieser Männerdomäne sehr wohl, denn bei meinem Arbeitgeber zählt Kompetenz und nicht, ob man Hose oder Rock trägt. Dennoch musste ich mich anfangs auch besonderen Herausforderungen stellen. Zu Beginn meiner Karriere bei Microsoft wurde ich beispielsweise von einem internationalen Projektteam, für das ich die Leitung übernahm, für die Sekretärin des Chefs gehalten und bekam auch die Irritation des rein männlichen Teams zu spüren. Aber ich habe mich behauptet, und das Projekt wurde einer der Meilensteine in meiner Karriere. Als Leiterin setzte ich zusammen mit meinem Team die Entwicklung und Implementierung eines Vertriebsmodells für große und mittelständische Unternehmen in 24 europäischen Ländern auf.

CW: Welche Eigenschaften mussten Sie dafür mitbringen?

Angelika Gifford, Microsoft: 'Frauen sollten die Herausforderungen einfach annehmen.'
Foto: Microsoft, Angelika Gifford

GIFFORD: Eine große Portion Ehrgeiz, Durchsetzungskraft und Management-Talent braucht es, um als Frau in die obersten Führungsebenen aufzusteigen. Zudem mag ich neue Herausforderungen, bei denen ich mich weiterentwickeln kann. Doch auch Unternehmen müssen bestimmte Voraussetzungen bieten, um Frauen auf ihrem Karriereweg zu fördern. Dazu zählen Vertrauensarbeitszeit oder ergebnisorientiertes, selbständiges Arbeiten. Bei Microsoft wurde erkannt, dass hochqualifizierte Mitarbeiterinnen ein großes Potenzial in der schnell wachsenden Hightech-Branche darstellen. Deshalb werden Frauen verstärkt für die Management-Laufbahn qualifiziert. Davon habe ich profitiert.

CW: Wie schaffen Sie es, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen?

GIFFORD: Spätestens zu Frau Merkel - wie mein Sohn die Tagesschau um 20 Uhr nennt - bin ich abends zu Hause. Solche Fixpunkte sowie eine präzise Planung und Organisation des Tagesablaufs sind wichtig, damit Beruf, Karriere und Familie im Einklang stehen. Persönlich treffe ich gemeinsam mit meinem Mann viele Vorkehrungen, um Job und Familie unter einen Hut zu bekommen. Dabei helfen mir auch der Grundsatz der Vertrauensarbeitszeit sowie moderne Kommunikationsmittel. Durch Unified-Communications-Lösungen und Technologien, die virtuelle Kooperation ermöglichen, stehen mir auch zu Hause Arbeitsstände auf Knopfdruck zur Verfügung. Mein "Büro" - bestehend aus Notebook und Mobiltelefon - habe ich immer dabei.

Angelika Gifford auf der CeBIT

Die Microsoft-Managerin Angelika Gifford wird auf der CeBIT auch auf dem Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE zu Gast sein. Am ersten Messetag, Dienstag, 2. März, wird sie zusammen mit anderen Managerinnen über die Chancen von Frauen in der IT diskutieren. Erste Informationen zum Karrierezentrum finden Sie hier.

CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

GIFFORD: Meine Devise lautet: "Sage was du denkst und tue was du sagst". Denn Integrität und Authentizität schaffen Vertrauen bei meinem Team. Und Vertrauen ist die Basis für langfristigen Erfolg. Als Familienmensch weiß ich auch, dass Leistung von Motivation abhängt und Motivation davon, dass man insgesamt zufrieden ist - auch im Privaten. Deshalb gestalte ich mein Umfeld aktiv mit und setze mich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei meinen Teamkollegen ein.

CW: Wie fördern Sie hoch qualifizierte Frauen?

GIFFORD: Ich fördere als Mentorin junge Managerinnen und unterstütze die Vernetzung von Frauen im Unternehmen und darüber hinaus, denn ich weiß, dass Netzwerke erfolgskritisch sind. Dabei kommt es mir vor allem auch darauf an, anderen Frauen zu vermitteln, wie spannend IT ist. Wenn ich dabei eine Vorbildfunktion einnehme, dann freue ich mich natürlich.

CW: Welche Tipps würden Sie Frauen geben, ihren eigenen Weg zu finden?

GIFFORD: Ich will Frauen auf jeden Fall Mut machen, ihre Chancen zu nutzen, auch wenn es zunächst als eine große Herausforderung erscheint. Auch ich bin in Schuhe geschlüpft, die zunächst zu groß erschienen, aber ich habe darin laufen gelernt. Frauen sollten die Herausforderungen einfach annehmen - man wächst mit seinen Aufgaben.

CW: Auf welchem Abschnitt des Weges befinden Sie sich gerade?

GIFFORD: Irgendwo in der Mitte. Ich weiß, dass ich mich immer noch weiterentwickeln kann, und möchte auch in Zukunft mutig die mir gegebenen Chancen nutzen. Denn es heißt ja auch nicht umsonst: Das Glück bevorzugt die Mutigen.

Managerin des Jahres

Angelika Gifford, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, verantwortet dort die Bereiche Öffentliche Verwaltung, Bildung und Gesundheitswesen. Sie wurde jüngst mit dem Mestemacher-Preis "Managerin des Jahres 2009" ausgezeichnet, weil die Jury in ihr ein Vorbild für viele hoch qualifizierte Frauen sieht. Darüber hinaus arbeitet sie konsequent an der Balance von Beruf, Familie, Freizeit und Lebensqualität.

Frauen bei Microsoft

Frauen sind in Führungspositionen nach wie vor in der Minderheit. Eine 2009 erhobene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass von den insgesamt 526 Vorstandsposten der 100 Spitzenunternehmen der deutschen Wirtschaft nur sieben von Frauen besetzt sind. Im 14-köpfigen Management-Team von Microsoft Deutschland sind vier Frauen beschäftigt. Das Unternehmen befindet sich mit einer Frauenquote von 26 Prozent über dem deutschlandweiten Durchschnitt in der IT-Branche, der 2009 bei 21 Prozent liegt (Towers Perrin Gender Diversity Report 2009). Microsoft bietet Frauen individuelle Coachings und Mentoring-Programme an, und das Unternehmen legt großen Wert auf Vielfalt (Diversity) und gemischte Teams. Ein Drittel aller Neueinstellungen sind Frauen.