Trotz der weltweiten Finanzkrise konnten die 100 größten Softwarehersteller Europas im vergangenen Jahr ihre Umsätze steigern. Das ergab das jüngste Ranking "Truffle 100 Europe".
Die europäische Softwareindustrie hat das Krisenjahr 2009 gut überstanden, so das Ergebnis des jüngsten Rankings "Truffle 100 Europe". Demnach legte der Softwareumsatz der 100 größten europäischen Hersteller von rund 25 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 27,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zu. Das bedeutete ein durchschnittliches Wachstum von 8,4 Prozent. Ein Jahr zuvor mussten sich die Anbieter mit drei Prozent Wachstum zufriedengeben. Die Profite legten im Jahresvergleich leicht von 3,6 auf 3,7 Milliarden Euro zu.
"Die neueste Ausgabe des Truffle 100 Europe unterstreicht, wie dynamisch sich die europäische Softwarebranche in wirtschaftlich schwierigen Zeiten behauptet", interpretierte Bernard-Louis Roques, General Partner und Mitbegründer von Truffle Capital, das aktuelle Ergebnis. Trotz Wirtschaftskrise hätten die Softwareanbieter ihre strategische Bedeutung bewiesen und eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit an den Tag gelegt.
Die größten Softwareanbieter in Europa 2010
Platz 1: SAP <b>Hauptquartier:</b> Deutschland<br/> <b>Softwareumsatz 2009:</b> 10.672,0 Mio Euro<br/> <b>Gesamtumsatz 2009:</b> 10.672,0 Mio Euro<br/> <b>Research & Development 2009:</b> 14.813 Mitarbeiter
Das spiegelt sich nach Meinung der Studienbetreiber auch in den steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung wider. Insgesamt investierten die 100 führenden Softwarehersteller Europas 2009 über 3,8 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung ihrer Technik. Das sind 5,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ein Jahr zuvor war dieser Posten noch um drei Prozent geschrumpft. Die Zahl der Beschäftigten in den Forschungslabors legte 2009 im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf fast 54.200 zu. Damit arbeitet im Durchschnitt mehr als ein Viertel der gesamten Belegschaft in der Entwicklung.
"Dass die europäische Softwarebranche mitten in der Wirtschaftskrise ihre F&E-Investitionen steigern und mehr als vier Prozent neue Jobs schaffen konnte, ist eine phänomenale Leistung" klopft sich Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG, selbst auf die Schulter. Allerdings müsste sich diese Dynamik im Bereich der hochqualifizierten Stellen unter den FH- und Universitätsabsolventen stärker herumsprechen. "Die Softwarebranche muss für unsere innovationsfreudigsten Hochschulabsolventen zur attraktivsten Adresse werden", fordert der Manager.
Auch Truffle-Capital-Chef Roques betont die Bedeutung der Softwarebranche als zentralen Wirtschaftszweig mit großer Bedeutung für den Stellenmarkt und das Bruttoinlandsprodukt in Europa. Damit dies so bleibe und auch in Zukunft weitere Stellen geschaffen werden können, müssten die europäischen Regierungen die Branche noch entschiedener unterstützen, mahnt der Manager: "Die volkswirtschaftliche Zukunft, das Wirtschaftswachstum und die technologische Unabhängigkeit Europas hängen in hohem Maße von einer gesunden Softwarebranche ab." Zu den Forderungen der Hersteller zählen steuerliche Anreize für mehr Entwicklungsausgaben, mehr Fördermittel für die Forschung sowie ein besserer gesetzlicher Schutz kleiner und mittelgroßer Firmen und ein stärkerer Einsatz von Wagniskapital.
Zahlen aus den Truffle 100
40 Prozent des gesamten europäischen Softwareumsatzes gehen auf das Konto der SAP.
Neben den Einnahmen aus den Softwaregeschäften (27,1 Milliarden Euro) verbuchten die Truffle-100-Unternehmen noch weitere Umsätze und kamen so auf einen Gesamtumsatz von 37,2 Milliarden Euro.
Die drei größten Softwarehersteller der Alten Welt SAP, Sage und Dassault Systèmes erzielten die Hälfte der europäischen Softwareeinnahmen.
47 Anbieter aus der Truffle 100 kamen 2009 auf einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro. 72 Hersteller verdienten über 50 Millionen Euro.
Für eine Platzierung im Truffle-Ranking für das vergangene Jahr war ein Umsatz von mindestens 27,5 Millionen Euro notwendig (Platz 100: Firma Esker aus Frankreich).
Insgesamt beschäftigten die Truffle-100-Firmen im vergangenen Jahr fast 212.000 Mitarbeiter. Das sind 13,7 Prozent mehr als 2008.
Digitale Agenda für Europa
In den Reihen der Politiker - zumindest auf EU-Ebene - sieht man offenbar durchaus Handlungsbedarf. Es gebe gute Softwareideen und -produkte aus europäischer Quelle, konstatierte EU-Kommissarin Neelie Kroes. Allerdings würden daraus zu wenige schnell wachsende Unternehmen hervorgehen. Außerdem kritisierte die Europa-Politikerin, dass zwar genug Gelder vorhanden seien, diese jedoch nicht immer besonders intelligent eingesetzt würden, um Innovationen zu fördern. Darüber hinaus müssten mehr Anstrengungen unternommen werden, um den europäischen Binnenmarkt zu stärken. "Wir haben 500 Millionen Verbraucher, sind aber immer noch nicht in der Lage, diese im Rahmen eines einheitlichen digitalen Marktes zu bedienen."
Das soll sich ändern, versprach Kroes. Mit der neuen Initiative "Digital Agenda for Europe" wolle die Europäische Union die Weichen für die weitere IT-Entwicklung stellen. Dreh- und Angelpunkt des Programms sei es, das Klima für Investitionen zu verbessern. Als wichtige Entwicklungsbereiche identifizierte die niederländische Politikerin den Ausbau der Breitbandnetze, eine breitere Unterstützung von offenen Standards sowie stärkere Bemühungen um mehr Vertrauen und Sicherheit im Internet. Dazu müssten alle Beteiligten enger zusammenarbeiten. Das gelte für die IT-Industrie, die Geldgeber, sämtliche politischen Instanzen von den Staatsregierungen bis hin zu den Kommunalverwaltungen sowie auch für bestimmte Branchen wie die Energiewirtschaft und das Gesundheitswesen, in denen die IT künftig eine immer wichtigere Rolle spielen werde. "Es geht darum, eine neue Geisteshaltung anzunehmen und zu erkennen, dass IT und das Internet die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, fundamental verändern werden."
Truffle 100 Europe
Die Investorengesellschaft Truffle Capital hat mit der aktuellen Ausgabe der "Truffle 100 Europe" bereits das fünfte Jahr in Folge ein Ranking der europäischen Softwarehersteller vorgelegt. Daran mitgearbeitet haben die für die digitale Agenda zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes sowie der französische IT-Branchenverband Syntec Informatique. Das Ranking basiert auf Umfragen der Marktforschungsunternehmen IDC und CXP. Truffle 100 stützt sich auf einen Fragebogen, in dem die teilnehmenden Unternehmen ihre Erfüllung der Ranking-Kriterien erklären. Das Ranking selbst erfolgt anhand von Unternehmensangaben, in manchen Fällen auch im Abgleich mit externen Daten.
SAP bleibt auf dem Softwarethron
Die Spitzenposition in der europäischen Softwareliga verteidigte ungefährdet SAP. Der deutsche Softwarekonzern steht im Ranking mit einem Umsatz von 10,672 Milliarden Euro unangefochten auf Platz eins. Mit deutlichem Abstand folgen die britische Sage (1,614 Milliarden Euro) und Dassault Systèmes aus Frankreich (1,251 Milliarden Euro). Diese drei Softwarehersteller sind die einzigen in Europa, die 2009 die Milliardengrenze geknackt haben. Den Sprung aufs Treppchen verpasst hat die Software AG, die sich mit Einnahmen in Höhe von 847 Millionen Euro und Platz vier zufriedengeben musste.
Die umsatzstarke SAP sorgt auch dafür, dass Deutschland das Länder-Ranking nach Umsatz mit 12,839 Milliarden Euro mit deutlichem Vorsprung anführt, gefolgt von Großbritannien (6,037 Milliarden Euro) und Frankreich (3,070 Milliarden Euro). Geht es nach Anzahl der Firmen, die sich 2009 in den Top 100 platzieren konnten, führt Großbritannien mit 26 Softwareunternehmen vor Frankreich (24) und Deutschland (zwölf).
Im internationalen Vergleich muss sich die europäische Softwareindustrie allerdings mit ganz anderen Kalibern messen. Beispielsweise verdiente allein Microsoft im vergangenen Jahr mit 40,9 Milliarden Euro über 50 Prozent mehr als die 100 größten europäischen Softwarehersteller zusammen. Und Oracle als weltgrößter Anbieter von Business-Software kam mit 16,2 Milliarden Euro auf knapp 60 Prozent des Umsatzes der Top 100 aus der Alten Welt.
Hier sehen sie noch einmal die Gewinner vom Vorjahr:
Die größten Softwareanbieter in Europa
SAP Platz 1; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 11.575,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 11.575,0 Millionen Euro; Research & Development: 15.547 Mitarbeiter.
Sage Platz 2; Hauptquartier: Großbritannien; Softwareumsatz 2008: 1360,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 1360,0 Millionen Euro; Research & Development: 2314 Mitarbeiter.
Dassault Systemes Platz 3; Hauptquartier: Frankreich; Softwareumsatz 2008: 1334,8 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 1334,8 Millionen Euro: Research & Development: 3500 Mitarbeiter.
Software AG Platz 4; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 718,2 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 720,6 Millionen Euro; Research & Development: 676 Mitarbeiter.
Asseco PL S A Platz 5; Hauptquartier: Polen; Softwareumsatz 2008: 432,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 792,4 Millionen Euro; Research & Development: 5181 Mitarbeiter.
Unit4Agresso Platz 6; Hauptquartier: Niederlande; Softwareumsatz 2008: 393,6 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 393,6 Millionen Euro; Research & Development: 490 Mitarbeiter.
Autonomy Platz 7; Hauptquartier: Großbritannien; Softwareumsatz 2008: 362,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 362,0 Millionen Euro; Research & Development: 646 Mitarbeiter.
Visma Platz 8; Hauptquartier: Norwegen; Softwareumsatz 2008: 360,4 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 360,4 Millionen Euro; Research & Development: 574 Mitarbeiter.
Misys Platz 9; Hauptquartier: Großbritannien; Softwareumsatz 2008: 350,4 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 700,7 Millionen Euro; Research & Development: 1415 Mitarbeiter.
Sopra Group - Axway Platz 10; Hauptquartier: Frankreich; Softwareumsatz 2008: 312,6 Millionen Euro Gesamtumsatz 2008: 1129,5 Millionen Euro Research & Development: 1100 Mitarbeiter
Temenos Platz 11; Hauptquartier: Schweiz; Softwareumsatz 2008: 292,8 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 292,8 Millionen Euro; Research & Development: 580 Mitarbeiter.
Exact Platz 12; Hauptquartier: Niederlande; Softwareumsatz 2008: 261,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 261,0 Millionen Euro: Research & Development: 565 Mitarbeiter.
Compugroup Holding AG Platz 13; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 229,2 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 229,2 Millionen Euro; Research & Development: 1005 Mitarbeiter.
Cegid Platz 14; Hauptquartier: Frankreich; Softwareumsatz 2008: 213,8 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 248,5 Millionen Euro; Research & Development: 520 Mitarbeiter.
Fidessa Group Platz 15; Hauptquartier: Großbritannien; Softwareumsatz 2008: 198,6 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 198,6 Millionen Euro; Research & Development: 340 Mitarbeiter.
Microfocus International PLC Platz 16; Hauptquartier: Großbritannien; Softwareumsatz 2008: 186,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 186,0 Millionen Euro; Research & Development: 241 Mitarbeiter.
Reply Platz 17; Hauptquartier: Italien; Softwareumsatz 2008: 180,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 330,2 Millionen Euro; Research & Development: 471 Mitarbeiter.
AVG Platz 18; Hauptquartier: Tschechien; Softwareumsatz 2008: 179,9 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 179,9 Millionen Euro; Research & Development: 250 Mitarbeiter.
Kofax (Dicom Group PLC) Platz 19; Hauptquartier: Großbritannien; Softwareumsatz 2008: 178,4 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 178,4 Millionen Euro; Research & Development: 250 Mitarbeiter.
Simcorp A/S Platz 20; Hauptquartier: Dänemark; Softwareumsatz 2008: 174,7 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 174,7 Millionen Euro; Research & Development: 492 Mitarbeiter.
Nemetschek AG Platz 25; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 150,4 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 150,4 Millionen Euro; Research & Development: 405 Mitarbeiter.
IDS Scheer Platz 28; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 125,7 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 125,7 Millionen Euro; Research & Development: 237 Mitarbeiter.
PSI AG Platz 35; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 115,1 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 128,9 Millionen Euro; Research & Development: 139 Mitarbeiter.
LHS AG Platz 38; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 111,8 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 111,8 Millionen Euro; Research & Development: 212 Mitarbeiter.
Beta Systems Software AG Platz 46; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 84,2 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 90,4 Millionen Euro; Research & Development: 177 Mitarbeiter.
Integralis Platz 48; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 83,6 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 168,9 Millionen Euro; Research & Development: 242 Mitarbeiter.
FJH AG Platz 55; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 63,6 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 63,6 Millionen Euro; Research & Development: 130 Mitarbeiter.
Personal & Info AG Platz 61; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 59,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 59,0 Millionen Euro; Research & Development: 113 Mitarbeiter.
Utimaco Safeware AG Platz 62; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 59,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 59,0 Millionen Euro; Research & Development: 113 Mitarbeiter.
COR Insurance Technology AG Platz 70; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 49,2 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 58,8 Millionen Euro; Research & Development: 95 Mitarbeiter.
USU Software AG Platz 90; Hauptquartier: Deutschland; Softwareumsatz 2008: 34,0 Millionen Euro; Gesamtumsatz 2008: 34,0 Millionen Euro; Research & Development: 50 Mitarbeiter.