Facebook ist das soziale Netzwerk schlechthin, VZ hin, Google+ her. Die Zuckerberg-Mannschaft hat sich binnen sieben Jahren eine Reichweite von über 800 Millionen Nutzern erarbeitet. Interessant ist dabei nicht nur die absolute Nutzerzahl, sondern auch der Vernetzungsgrad und die Qualität dieser Vernetzungen. Jeder Nutzer hat im Durchschnitt 120 "Freunde", und diese Verbindung ist zu einem guten Teil entweder persönlich oder durch interessensspezifische Suchen zustande gekommen - und bilateral akzeptiert. Damit sind Informationen, die über diese Kanäle gestreut werden, durch hohe Vertrauenswerte gekennzeichnet.
Dass dieser Kanal zunehmend auch von Unternehmen zur Außendarstellung genutzt wird, liegt somit auf der Hand. Mittlerweile wird fast ein Fünftel der Gesamtmarketingbudgets im Bereich Social Media platziert - vor gut zwei Jahren lag er noch bei unter vier Prozent (laut CMOsurvey.org).
Ergo: Facebook wird zu Commodity. Höchste Zeit also, sich zu überlegen, wie man sich dort noch aus der Masse abheben kann. Dafür bieten sich zum einen Events an, die exklusiv über soziale Netze gestreut werden - die jüngsten Geschehnisse um diverse Facebook-Partys zeigen jedoch auch die negativen Seiten der insgesamt schwer abzuschätzenden PR-Effekte auf.
Zum anderen kommen virtuelle Incentives in Frage - häufig genutzt in Form von (Gewinn-)Spielen. Unternehmen entwickeln dazu eigens Facebook-Apps und stellen sie den Anwendern kostenlos zur Verfügung. Den Gegenwert liefern die Aktionen dann über virale Effekte, die Bekanntheit und Image eines Unternehmens positiv beeinflussen. Nutzt erst einmal ein Facebook-Anwender solch eine App, ist davon auszugehen, dass viele seiner direkten Kontakte ebenfalls mit ihr in Berührung kommen.
Diese Apps stehen allerdings nur auf der Webplattform von Facebook zur Verfügung und lassen sich nicht in native Clients von beispielsweise iOS und Android einbinden. Der Anwender ist gezwungen, auf den mobilen Browser auszuweichen. Unternehmen können ihre Facebook-Präsenz auf mobilen Endgeräten nicht voll ausspielen.
Abhilfe durch Spartan
Wo ein Problem ist, ist jedoch meist auch eine Lösung - und die heißt "Spartan". Das kürzlich vorgestellte Mobil-Framework für die Facebook-Plattform basiert auf offenen Standards (u.a. HTML5, JavaScript) und bietet Zugriff auf alle Features des Social Networks. Dazu gehören beispielsweise Login, Berechtigungssystem, Einladungen und E-Mail. Technisch ist die Lösung so konstruiert, dass dieselbe JavaScript-API wie in den "klassischen" Facebook-Apps nun zusätzlich in der nativen App von Facebook selbst und auch in Third-Party-Apps genutzt werden kann.
Statt wie bisher den Mobilbrowser zu bemühen, wechselt der Anwender nun entweder innerhalb der nativen Facebook-App in die Third-Party-App oder legt sich die Third-Party-App wie ein Lesezeichen im Mobilgerät ab. Damit ist diese Applikation nicht mehr von einer nativen App zu unterscheiden. Durch die Authentifizierung des Benutzers stehen alle Facebook-Besonderheiten wie Freunde, Posts und anderes nun direkt in der App zur Verfügung.
Einsatzszenarien der Mobile Apps
Die wichtigste Frage lautet also: Welche Elemente hat Facebook nutzbringend verfügbar gemacht? Hier sei zunächst der Login genannt: Da die meisten Benutzer in der Facebook-App permanent angemeldet sind, kann diese Authentifizierung per Single-Sign-On auch in fremden Apps genutzt werden. Der Benutzer klickt dafür nur einmalig auf "Login". Wenn er dies zum ersten Mal in der Third-Party-App macht, gelangt er zunächst auf die Berechtigungsseite, auf der er entscheidet, inwieweit diese App Zugriff auf seine Daten erhält. Zukünftige Passworteingaben sind anschließend obsolet.
In Bezug auf die tägliche Praxis ergibt dieser Vorgang gerade im Zusammenspiel mit den ebenfalls neuen "Requests" einen Sinn: Ein Nutzer lädt weitere Facebook-Freunde in eine bestimmte App ein. Diese erhalten sofort einen verlinkten Pinnwandeintrag, über den sie in die neue App wechseln können - und zwar bereits voll authentifiziert.
Generell sind die "Social Channels" der stärkste Bereich in Spartan. Die populäre und unter Datenschutzaspekten vieldiskutierte "Like"-Funktion steht nun auch in der Mobilanwendung zur Verfügung, ebenso Kommentare und "Shares". Wer diese und alle weiteren neuen Mobile Apps testen möchte, wird über die Facebook-Suche schnell fündig - völlig App-Store-frei.
Folgen für Unternehmen
Eine weitere Frage ist zudem, was Spartan den Unternehmen außer einer vergrößerten Zielgruppe noch bringt. Hier sei zuerst die Konvergenz der Mobil-Entwicklungsstränge genannt: Demnächst gibt es nur noch eine Facebook-App ohne Unterteilung in Android- und iOS-Versionen. Darüber verringert der Einsatz der mobilen Funktionen das Risiko, markttechnisch abgehängt zu werden - schließlich zeigen die Architekten der Facebook-Welt schon die nächsten Schritte der Entwicklung auf: Noch nicht lauffähig, aber in Arbeit sind die Themen Bezahlmethode (Facebook Credits), Timeline-Anbindung (derzeit als Vorstufe "OpenGraph" nutzbar). Wer noch genauere Details aktueller und künftiger Nutzungsmöglichkeiten wissen möchte, wird beispielsweise im ObjectCode-Workshop "Facebook Mobile Platform" fündig. Zu guter Letzt stellt die Option, Third-Party-Apps unkompliziert einbinden zu können, einen großen Vorteil dar - jeder Anbieter von Facebook-Angeboten kann nun seine Benutzer und Kunden viel stärker mit in seine Social-Media-Aktivitäten einbinden. (sh)