Thoma Bravo investiert drei Milliarden Dollar

Finanzinvestor kauft BI-Spezialisten Qlik von der Börse

09.06.2016 von Martin Bayer
Qlik, ein seit Jahren etablierte Anbieter für Analytics- und Visualisierungs-Tools, geht für drei Milliarden Dollar an den Finanzinvestor Thoma Bravo. Zuletzt hatten die eigenen Investoren immer stärker auf einen Verkauf des Softwareherstellers gedrängt.

Der BI-Spezialist Qlik bekommt allem Anschein nach einen neuen Eigentümer. Der Finanzinvestor Thoma Bravo will den BI-Spezialisten für drei Milliarden Dollar in bar übernehmen. Das Angebot von 30,50 Dollar je Aktie würde eine Prämie von rund 40 Prozent auf den Kurs Anfang März dieses Jahres bedeuten. Aufsichtsrat und Management von Qlik haben dem Deal bereits zugestimmt. Es wird erwartet, dass die Übernahme im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen wird.

Spekulationen über einen Verkauf von Qlik kursieren bereits seit etlichen Monaten. Vor allem die Verantwortlichen des Hegde Fonds ­Elliott Management hatten zuletzt den Druck auf das Mangement von Qlik verstärkt, das Softwareunternehmen zu verkaufen. Schließlich wurde die Investment Bank Morgan Stanley eingeschaltet, um mögli­che Verkaufsoptionen auszuloten.

Abschied vom Börsenparkett

Der Verkauf an Thoma Bravo bedeutet auch Qliks Abgang vom Bör­senparkett. Am 16. Juli 2010 war Qlik an der NASDAQ gestartet. Lars Björk, CEO von Qlik, beteuerte, der Deal liege im Interesse der Aktionäre und unterstütze die strategieschen Pläne des Softwareanbieters. Unter dem Dach von Thoma Bravo hätte man mehr Flexibilität, die Softwareentwicklung und das operative Geschäft voranzutreiben. Björk soll das Unternehmen weiterhin leiten. Auch das Hauptquartier in Radnor, Pennsylvania, soll bestehen bleiben. Was der Deal für die rund 1800 Mitarbeiter des Softwareherstellers bedeutet, ist noch nicht abzusehen.

Capgemini über Operational Analytics ("Going big"-Analyse)
Operational Analytics in Unternehmen
Datenanalyse-Projekte drehen sich mittlerweile weniger um kundenbezogene Prozesse als stärker um operative Abläufe. Dabei haben deutsche Unternehmen Nachholbedarf. Das belegt Capgemini Consulting in der Studie „Going big: Why companies need to focus on operational analytics“. Grundlage sind Angaben von mehr als 600 Unternehmen aus Deutschland sowie China, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Skandinavien und den USA.
Vier Kategorien
Die Consultants unterteilen ihre Studienteilnehmer in vier verschiedene Gruppen. Je nach Integrationsgrad der Daten und Erfolg der Initiativen zählen sie zu den Game Changern (18 Prozent), Optimierern (21 Prozent), Kämpfern (20 Prozent) oder Nachzüglern (41 Prozent).
Internationaler Vergleich
Vorreiter stammen typischerweise aus den USA, Nachzügler aus Deutschland und Frankreich.
Erwartete Vorteile
Die Unternehmen versprechen sich von Operational Analytics verschiedene Vorteile in Sachen Produktion, Lieferkette und Asset Management. Sie erstrecken sich von leicht erreichbaren Zielen wie verbessertem Flotten-Management über Optimierung der Logistik bis hin zu vorausschauender Instandhaltung sowie Forecasting und Planung.
Beispiele
Die Supermarktkette Tesco spart pro Jahr Lieferkettenkosten von rund 100 Millionen Pfund. Der Getränkekonzern AmBev verbesserte den Lagerumschlag um 50 Prozent.
Datenintegration
Ein genauerer Blick zeigt, dass selbst unter den Game Changern noch vier Prozent mit Datensilos arbeiten.

Qlik baut Werkzeuge für Business Intelligence (BI) vor allem Self Service-Tools, mit deren Hilfe Anwender Daten verknüpfen, modellieren und auswerten sowie die entsprechenden Ergebnisse anschaulich visualiseren können. Der Softwareanbieter betreut eigenen Angaben zufolge weltweit in über 100 Ländern rund 39.000 Kunden. Das Partnernetzwerk zählt etwa 1700 Unternehmen. Im vergangenen Geschäftsjahr 2015 meldete Qlik Einnahmen in Höhe von 612,7 Millionen Dollar, ein Plus von etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr (556,8 Millionen Dollar). Allerdings wuchs unter dem Strich auch das Minus von 24,6 auf 36,9 Millionen Dollar.