Fujitsu-Siemens legt nur beim Gewinn zu

19.05.2004 von Gerhard Holzwart
Europas größter Computerhersteller Fujitsu-Siemens Computers (FSC) hat für das Geschäftsjahr 2003 (Ende: 31. März 2004) eine durchwachsene Bilanz gezogen. Zwar stieg der Gewinn vor Steuern deutlich, doch der Umsatz ging zurück, und das deutsch-japanische Joint Venture verlor Marktanteile.
FSC-Chef Adrian von Hammerstein will im laufenden Geschäftsjahr weider ein fünfprozentiges Umsatzplus erzielen. Foto: FSC

WIR KÖNNEN alles in allem zufrieden sein, lautete sinngemäß das Fazit von FSC-President und -CEO Adrian von Hammerstein. Nachdem der Frontmann des Gemeinschaftsunternehmens von Siemens AG und des japanischen Fujitsu-Konzerns auf der CeBIT für das Fiskaljahr 2003 einen Vorsteuergewinn von 57 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte, waren es am Ende vorläufigen Zahlen zufolge fünf Millionen Euro mehr. Damit hat die Company ein fast achtmal höheres Ergebnis erzielt als im Vorjahr. Wie der FSC-Chef weiter erläuterte, war vor allem der Geschäftsverlauf im zweiten Halbjahr mit einem sechsprozentigen Umsatzplus "gut" gewesen; zudem habe man die Betriebskosten noch einmal deutlich senken können. Die Einnahmen im gesamten Geschäftsjahr schrumpfte indes gegenüber 2002 um ein Prozent von 5,34 auf 5,29 Milliarden Euro (siehe Grafik).

Der starke Euro wirkt sich negativ aus

Hammerstein führte den Rückgang vor allem auf negative Währungseffekte infolge des starken Euros zurück. Indirekt bestätigte der FSC-Chef jedoch auch die Tatsache, dass seine Company nach wie vor stark unter dem Preisverfall im PC-Geschäft leidet, das im abgelaufenen Geschäftsjahr (inklusive Notebooks und Tablet-PCs) rund 67 Prozent zum Gesamtumsatz beigetragen hat. Beim Verkauf nach Stückzahlen konnte FSC seiner Darstellung zufolge um mehr als 20 Prozent zulegen. Auf Dollarbasis sei es sogar gelungen, stärker als beispielsweise IBM oder Hewlett-Packard (HP) zu wachsen. Sehr gut habe der Konzern im kommerziellen PC-Segment abgeschnitten, wo laut Hammerstein Marktanteile gewonnen werden konnten. Im Consumer-Sektor sei vor allem die Nachfrage nach portablen Rechnern groß gewesen.

Die Aussagen Hammersteins decken sich mit jüngsten Statistiken von Gartner und IDC zum deutschen PC-Markt, wonach FSC hierzulande im ersten Quartal 2004 seine Position als Branchenprimus verteidigen konnte. So steigerte das deutsch-japanische Joint Venture laut Gartner seine Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum geringfügig von 356 424 auf 362 113. Im Notebook-Segment legte FSC sogar um 54 Prozent zu. Allerdings wuchs das Unternehmen nach Absatzzahlen ingesamt nur um 1,6 Prozent - also deutlich geringer als der gesamte deutsche PC-Markt, der um 8,8 Prozent mehr Verkäufe auswies als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Unternehmen brach im Geschäft mit Desktops insbesondere im Privatkundensektor ein, hieß es bei Gartner. Die Folge: Der Marktanteil von FSC ging gegenüber dem Vorjahr von 18,4 auf 17,1 Prozent zurück.

IDC sieht den PC-Markt in Deutschland vor allem von einem "preisgetriebenen Wettbewerb im Consumer-Geschäft" gekennzeichnet. FSC konnte, so Analystin Stefania Lorenz, nur dank des guten Standings im Enterprise-Sektor und dort speziell im so genannten Small Medium Business seinen Spitzenplatz verteidigen. Laut IDC wuchs der deutsche PC-Markt im ersten Quartal um 14,8 Prozent - eine Zahl also, die stark vom Gartner-Ergebnis abweicht.

FSC-Chef Hammerstein kündigte an, gerade in Deutschland mit zusätzlichen Vertriebsaktivitäten wie der stärkeren Nutzung von Call-Centern sowie dem Ausbau der eigenen Sales-Mannschaft noch mehr als bisher den Mittelstand zu adressieren - und hier vor allem Weltmarktführer Dell Paroli zu bieten, der in letzter Zeit überdurchschnittlich Markanteile gewinnen konnte. Bisher war es nur Großkunden vorbehalten, direkt bei FSC einzukaufen. Grundsätzlich soll es jedoch bei der bewährten Vertriebsstruktur bleiben, wonach rund 80 Prozent des Geschäfts mit lokalen Händlern und Systemhäusern abgewickelt werden. Mit einem Weltmarktanteil im PC-Busines von zuletzt 4,6 Prozent (IDC) sehe man sich aber nicht als "Local Hero", betonte der FSC-Chef. Man sei nach wie vor der mit Abstand größte europäische Computerhersteller; gerade die Region Europa/Naher Osten/Afrika sei einer der momentan boomenden Wirtschaftsräume. Insgesamt bleibe das

PC-Geschäft aber "schwierig". Trotz des Endes des Investitionsstaus in den Unternehmen könne man angesichts steigender Komponentenpreise nicht davon ausgehen, dass sich der Margendruck abschwächen werde.

Ungeachtet dessen hat Hammerstein seine Company im laufenden Fiskaljahr 2004 wieder auf Wachstum und den Gewinn weiterer Marktanteile eingeschworen. In jedem Fall wolle man schneller als der Markt expandieren, hieß es. Sorgen macht dem FSC-Chef allerdings nach wie vor die schwache Konjunktur in Deutschland. Der Aufschwung ist seinen Worten nach "nicht so stabil, wie er sein sollte". Der Konzernumsatz soll aber trotzdem um mindestens fünf Prozent steigen, die Profitabilität weiter verbessert werden. Große Hoffnungen setzt Hammerstein dabei auf Mobile Devices, also Laptops und Notebooks. Gerade bei der Anbindung mobiler Endgeräte an die unternehmensinterne IT gebe es "die meisten Innovationen und einen enormen Bedarf".

Zuversichtlich zeigte sich der Unternehmenslenker aber vor allem, was das Server-Business und entsprechende produktnahe IT-Services angeht. Auch das "BS2000"-Mainframe-Geschäft laufe "hervorragend". Zudem habe man europaweit bereits mehr als 20 Installationen der "Flexframe for Mysap Business Suite" bei Kunden in den Produktivbetrieb genommen; 50 weitere Projekte dieser Art seien in Vorbereitung. FSC sei weltweit der erste zertifizierte SAP-Partner für die so genannte Adaptive Computing Infrastructure. Die Architektur, die FSC zusammen mit der SAP und Network Appliance konzipiert hat, ist laut Hammerstein die Antwort auf das On-Demand-Computing der IBM. Die ersten Installationen würden zeigen, dass eine Reduktion der Betriebskosten um bis zu 30 Prozent möglich sei. "Wo wir IBM Konkurrenz machen können, tun wir es auch", betonte er.

Risiken für Fujitsu Siemens

Im PC-Geschäft ist das Unternehmen in Deutschland und Europa eine Macht, im Weltmarkt spielt FSC als Nummer vier indes nur eine vergleichsweise bescheidene Rolle. Die führenden Anbieter HP und Dell, die sich derzeit um die Krone im PC-Markt streiten, verkaufen mehr als drei- beziehungsweise viermal so viele Geräte. Die Frage wird sein, ob FSC auf Dauer stark genug ist, den andauernden Preiskampf durchzuhalten.

Mehr als zwei Drittel des Umsatzes kommen derzeit immer noch aus dem margenschwachen PC-Geschäft. Trotz des zu erwartenden Booms bei Mobility-Anwendungen und damit dem vermutlich florierenden Absatz von Notebooks erscheint der Umsatzmix für einen reinrassigen Hardwareanbieter problematisch.

Neue Märkte wie Infrastruktur-Services ("Flexframe") oder der Verkauf kompletter Mobility-Anwendungen sind erst im Aufbau. Anders wie viele Wettbewerber unternimmt FSC zudem keine Anstrengungen, den Consumer-Markt stärker mit neuen, digitalen Lifestyle-Produkten zu adressieren.

Das Flexframe-Konzept sieht die Trennung der Infrastrukturkomponenten vor: CPU-Leistung, Speicher, Netz und Monitoring sind einzelne Komponenten und lassen sich unabhängig voneinander skalieren. Als Rechner kommen meist Blade-Server zum Einsatz, bei der Datenspeicherung setzt FSC auf Netapps "Filer". SAP wiederum hat dazu eine spezielle Version von Mysap bereitgestellt, die die virtualisierte Rechnerumgebung ausnutzt.

Dass sich seine Company mit inzwischen mehr als 400 Systemingenieuren und Consultants anschickt, etablierten IT-Dienstleistern wie EDS, IBM Global Services oder der Konzernschwester Siemens Business Services (SBS) Konkurrenz zu machen, bestritt Hammerstein. Man habe nicht vor, etwa in die Rolle eines "SAP-Implementierungspartner" zu schlüpfen. FSC werde aber in jedem Fall sein Lösungsgeschäft "nahe an den Produkten und der Infrastruktur" ausbauen.